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Der 6. Deutsch-Französische Dialog wird am 13. / 14. Mai 2004 in der Europäischen Akademie Otzenhausen stattfinden und sich mit dem Thema "Die atlantische Herausforderung - wie sollte sich die Europäische Union positionieren?" beschäftigen.
Am 1. Mai 2004 wird die Europäische Union um 10 neue Mitglieder erweitert. Dies bedeutet, dass die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Grundfragen Europas angesichts dieser historischen Veränderung neu gestellt werden müssen. Bisher ist allerdings eine breite transnationale Debatte zur Zukunft und zum Selbstverständnis der Europäischen Union nicht ausreichend geführt worden.Die Diskussion um ein europäisches Selbstverständnis sollte zunächst innerhalb der westlichen Wertegemeinschaft stattfinden. Seit jeher steht die Auseinandersetzung mit den Vereinigten Staaten von Amerika im Mittelpunkt europäischer Identitätssuche. Heute muss Europa eine gemeinsame Antwort auf die politische, militärische, wirtschaftliche und kulturelle Omnipräsenz bzw. Omnipotenz der Vereinigten Staaten finden. Mehr als ein diffuses Aufbegehren gegen die unipolare Weltordnung oder eine undifferenzierte Bejahung der amerikanischen Führungsmacht ist allerdings zurzeit in der europäischen wie auch in der deutsch-französischen Diskussion (noch) nicht auszumachen.
An dieser "atlantischen Herausforderung" wird sich die Zukunftsfähigkeit Europas und der Europäischen Union entscheiden. Wie also sollte sich die Europäische Union, wie sollte sich das Europa der 25 vor dem Hintergrund der atlantischen Herausforderung künftig positionieren? Kann es seine Identität nur dann entwickeln, wenn es sich in bewusster Abgrenzung zu den Vereinigten Staaten als "europäisches Modell" definiert? Muss es sich gleichsam zu einer Antithese der Vereinigten Staaten von Amerika entwickeln? Oder kann es auch dann als Einheit auftreten und wahrgenommen werden, wenn es sich als "atlantisches Europa" versteht, das sich amerikanische Wert- und Ordnungsvorstellungen für seine Identität und sein Handeln zu Eigen macht?
Weil es keinen Konsens über diese wichtigen Fragen gibt, ist Europa in den jüngsten außenpolitischen Krisen weitgehend handlungsunfähig geblieben. Die "atlantische Herausforderung", insbesondere das Verhältnis zu den Vereinigten Staaten, spaltet Europa. Sie trennt - jenseits aller tagespolitischen Übereinstimmung - auch nach wie vor Deutschland und Frankreich.
Der 6. Deutsch-Französische Dialog 2004 wird die Fragen der atlantischen Herausforderung aufgreifen und deren unterschiedliche Facetten in vier Arbeitsgruppen diskutieren:
Arbeitsgruppe 1: Außen- und Sicherheitspolitik
Die atlantische Herausforderung - Wege aus Europas außen- und sicherheitspolitischer Unmündigkeit
Arbeitsgruppe 2: Wirtschaft und Soziales
Ein europäisches Wirtschafts- und Sozialmodell?
Arbeitsgruppe 3: Institutionen
Das Spannungsverhältnis zwischen Kohärenz und Effizienz in der erweiterten Union
Arbeitsgruppe 4: Kultur, Bildung und Wissenschaft
Westliche Wertegemeinschaft oder kulturelle Eigenständigkeit Europas?
Mehr Infos unter: http://www.saarbrueckerdialog.de/html/pages_de/dialog2004.htm