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Akademie der Künste vor der Neuwahl ihres Präsidenten

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Neuer Chef und neue Strukturen - Akademie der Künste in Berlin will die Krise meistern - Neuwahlen am Samstag geplant


Berlin (ddp). Mehr als ein Vierteljahr ist vergangen, seit der Schriftsteller Adolf Muschg seinen Rücktritt vom Posten des Präsidenten der Berliner Akademie der Künste verkündete. Am Wochenende nun soll ein neuer Chef gewählt werden. Einige Namen werden seitdem in den Medien gehandelt, doch ein «heißer Favorit» scheint nicht darunter zu sein: Der Komponist Udo Zimmermann und die Filmregisseure Volker Schlöndorff und Frank Beyer winkten bislang offenbar ebenso ab wie Theaterregisseur Jürgen Flimm. Dabei sind die Erwartungen der Politik, die die Akademie mit jährlich 18 Millionen Euro finanziert, an den künftigen Präsidenten hoch. «Es könnte ja auch mal jemand sein, der nicht schon im Pensionsalter ist und nicht bereits am Ende seiner Laufbahn steht», sagt der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Kultur und Medien, Hans-Joachim Otto (FDP).

Ausstrahlung und eine eigene Kraft, um überhaupt neue Wege gehen zu können, braucht die Akademie nach Ansicht der SPD-Kulturpolitikerin Monika Griefahn. «Die neue Person an der Spitze sollte daher einen bekannten Namen tragen», fordert sie. Es müsse jemand sein, der von sich aus die Strahlkraft der Akademie weitertragen könne. «Und es dürfte auch gerne eine Frau sein», fügt Griefahn hinzu. Auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) erwartet von der Neuwahl des Akademie-Senats einen personellen Neuanfang.

Doch bei allen personellen Debatten muss auch die Diskussion um die Struktur der Akademie geführt werden. Wenn diese weiterhin gesellschaftlich eine Stimme haben wolle, dann müsse sie erkennen, dass sie sich neu organisieren müsse, betont Griefahn. «Die Akademie sollte die Politik beraten und auch Kunst und Kultur intellektuelle Impulse geben», sagt Griefahn. Im künstlerisch-kulturellen Bereich gebe es in Deutschland leider keine «Denkwerkstatt», wie es sie etwa zu Technikthemen und für Management-Fragen gebe.

«Die Akademie braucht eine Öffnung, einen Schritt nach vorne», sagt Griefahn. «Ich würde mir wünschen, die Akademie würde sich neu strukturieren, damit sie sich auch nach außen äußern kann. Dazu braucht es die alten und erfahrenen Kräfte, aber auch die neue Szene." So sollten künftig zwei Sitze im Präsidium offen bleiben, um dafür jeweils junge Künstler zu suchen.

Wer sich tatsächlich zur Wahl stellen wird am Samstag, ist nach Angaben von Akademie-Sprecherin Anette Schmitt noch völlig offen. «Vorschläge können noch bis kurz vor der Wahl gemacht werden, und da vorher Sektionssitzungen sind, wird sich da bestimmt noch was ergeben», betont sie. Am Feitag und Samstag steht den mehr als 350 Mitgliedern der Akademie ein langes Wahl-Wochenende bevor: Nicht nur der Präsident der Akademie und sein Stellvertreter müssen neu gefunden werden, sondern auch alle sechs Sektionen suchen neue Direktoren und Stellvertreter. Und auch neue Mitglieder der Akademie werden traditionsgemäß bei der großen Frühjahrstagung gewählt.

Angelika Rausch