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Barenboim: Es gibt keine militärische Lösung im Nahost-Konflikt

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Berlin (ddp). Der in Israel aufgewachsene Dirigent und Pianist Daniel Barenboim sieht keine militärische Lösung im Nahost-Konflikt. Der Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper Unter den Linden befürchtet, dass sich beide beteiligten Parteien gegenseitig zerstören.

«Die einzige Möglichkeit ist eine politische Lösung - nicht nur im aktuellen israelisch-libanesischen Konflikt, sondern auch im Konflikt Israels und Palästinas», sagte Barenboim am Donnerstag im Deutschlandradio Kultur.

«Es gibt zwei Völker, die ein Recht auf dieses kleine Stückchen Land, das man entweder Israel oder Palästina nennt, haben», sagte der weltberühmte Musiker. Das Schicksal der beiden Völker sei untrennbar. Der 1942 in Argentinien geborene Barenboim, der als Zehnjähriger mit seinen Eltern nach Israel emigrierte, betonte, die einzige langfristige Sicherheit für die Existenz Israels sei die Akzeptanz durch die arabischen Nachbarn. Bisher habe jeder militärische Sieg seit Israels Gründung das Land in eine schlechtere politische Lage gebracht.

Als Beispiel nannte Barenboim den Einmarsch Israels 1982 in den Libanon, um Arafat und die PLO aus dem Land wegzubekommen. Das habe man auch geschafft: Sie seien nach Tunesien geflüchtet. Gleichzeitig könne man heute erkennen, dass das Israel nichts genutzt habe. «Es gab damals keine Hamas und keine Hisbollah. Jetzt - nach diesem Sieg - haben wir Hisbollah und Hamas. So werden wir nie eine Änderung bekommen", sagte der Musiker.
Barenboim hatte 1999 den West-Eastern Divan Workshop ins Leben gerufen, der junge Musiker aus Israel und den arabischen Ländern jeden Sommer zum gemeinsamen Musizieren zusammenführt. Im Sommer 2005 hatte das Orchester in der palästinensischen Stadt Ramallah ein Konzert von historischer Bedeutung gegeben.