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Bürger spenden Alltagsgegenstände für Schauspielhaus Bochum

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Nach dem Brand im Requisitenlager des Schauspielhauses Bochum rollt die Hilfsaktion für das Theater an. Am Montag wurde eine rund 750 Quadratmeter große provisorische Lagerhalle für Fundus, Material und Bühnenbilder eröffnet. Seitdem werden dort von Bürgern Spenden abgegeben.

Bochum (ddp-nrw). Es sieht aus wie ein Hallen-Trödelmarkt. An den Wänden stapeln sich Tische, Stühle, Koffer, Lampen, Bilder, Schreibmaschinen und Hüte. Eigentlich alles - was in Kellern und auf Dachböden ein seit Jahren ungenutztes Dasein fristete. Doch in der Halle an der Wittener Straße in Bochum wird nicht getrödelt, sondern gesammelt. Die Halle der Bochum-Gelsenkirchener Straßenverkehrsgesellschaft dient dem Schauspielhaus Bochum als provisorisches Außenlager. Seit dem Brand des eigentlichen Außenlagers in der vergangenen Woche steht das Haus zwar nicht mittellos, aber ohne den Fundus an Requisiten da.

«Die Hilfsbereitschaft ist sehr groß», freut sich die Sprecherin des Schauspielhauses, Ursula Schelhaas. 10 bis 15 Leute kommen täglich vorbei, um nicht mehr gebrauchte Dinge ihres Haushaltes den Bühnen zu spenden. «Da der komplette Möbelfundus verbrannt ist, werden vor allem Kleinmöbel benötigt», sagt Schelhaas. Händeringend werden sogar Türen und Holzwände gesucht, damit die Schauspieler nicht ohne Bühnenbild im leeren Raum spielen müssen.

Der Schaden in Millionenhöhe veranlasst viele, die sonst nicht zum engeren Kreis der Theaterbesucher gehören, zu geben. Astrid Kettelhoit fährt ihren Kombi in die Halle. Auf der Ladefläche liegen zwei kleine Schränkchen, mindestens 50 Jahre alt und in sehr gutem Zustand. «Sperrmüll würden wir nicht bringen», sagt die 45-Jährige aus dem 25 Kilometer entfernten Sprockhövel. Als sie von dem Brand erfuhr war sofort klar, dass sie mithelfen werde, damit es weiter gehen kann. «Hier habe ich noch etwas», sagt sie und reicht eine Schachtel mit Osterdekorationen an Bernhard Kampik. Morgen will sie wiederkommen, mit altem Porzellan, dass niemand mehr braucht – außer dem Schauspielhaus.

Der 47-jährige Bernhard Kampik läuft mittlerweile von einer Ecke der 750 Quadratmeter großen Halle zur anderen, verstaut die Dinge, die die Menschen bringen. Seit 1979 arbeitet Kampik im Lager des Schauspielhauses. Auch wenn sich die Halle langsam füllt, fehlt noch an allen Ecken und Enden. «Die alte Halle war 2100 Quadratmeter groß, und voll. Aber dafür sind die gespendeten Sachen in einem viel besseren Zustand», sagt er.

Was mancher so alles aufbewahrt, darüber kann der Mitarbeiter des Schauspielhauses nur staunen. Alte Kronleuchter, Bilder, Sessel und Sofas, das ist ja noch verständlich. Aber eine komplette Sitzreihe aus einem Flugzeug, da staunt sogar der langjährige Fundusverwalter. Obendrein stammt die Sitzreihe - Polsterung und Muster deuten auf die 70er Jahre hin - aus der Business Class.

Unter einem Schrank steht ein Paar Badelatschen mit dem Logo des Fußballclubs Schalke. «Ne, das sind keine Spenden. Die gehören einem Kollegen», verrät Kampik schmunzelnd. Der Besitzer der Schlappen ist mit anderen Kollegen aber derzeit unterwegs, um größere Spenden abzuholen. Von helfenden Bürgern und von anderen Theatern von Hamburg bis München. Abgelehnt wird derzeit nichts. Schelhaas: «Im Moment nehmen wir wirklich alles.»

Eine der ersten Spenden ist ein hüfthoher, weißer Porzellanhund, der seine Glanzzeit in den Geschmackswirren der 70er Jahre hatte. Dennoch hat er es den Männern im Außenlager angetan, ist zum Liebling geworden, ohne dass jemand den Grund nennen kann. «Bis jetzt hat er noch keinen Namen, aber sicher bald», sagt Kampik.

Spenden nimmt das Theater unter der Telefonhotline 0234/3333-5522 sowie über das Spendenkonto 3413499 bei der Sparkasse Bochum, Blz 43050001, Stichwort «Kulissenlager» entgegen. Wer will kann auch einfach vorfahren und in Wittener Straße 100 in Bochum abladen.

Ralf Michalak