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«Keine kleinmütigen Debatten» - Deutscher Bühnenverein tagte am Wochenende in Regensburg und warnt: Kunst darf nicht auf Finanzierbarkeit reduziert werden!
Regensburg (ddp). Der Deutsche Bühnenverein warnt vor einer «fortschreitenden Ökonomisierung der Gesellschaft». Die Frage nach den Inhalten der Kunst werde verdrängt durch die Frage, was finanzierbar ist, kritisierte der Präsident des Bühnenvereins und Intendant der Staatsoper Stuttgart, Klaus Zehelein, auf der Jahreshauptversammlung am Wochenende in Regensburg. Maßgebend für die Zukunft Deutschlands sei jedoch «der Dreiklang von Kunst, Bildung und Wissenschaft».Der Direktor und Vorstand des Vereins, Rolf Bolwin, betonte: «Im Bereich der Kunst wird, wie im sozialen Bereich auch, nur noch gefragt: Wie viel Geld haben wir?» Übersehen werde bei dieser «Verkürzung auf ökonomische Fragen» die Bedeutung der Künste. Wer in die Kunst investiere, investiere in die Zukunft. Bolwin sagte: «Hier können wir keine kleinmütigen Debatten gebrauchen.» Es gehe viel mehr um das einzigartige Theatersystem, das erhalten werden müsse. Bolwin zufolge stehen der Kultur in Deutschland acht Milliarden Euro im Jahr zur Verfügung, davon zwei Milliarden Euro den Theatern.
Der Bühnenverein sprach sich zudem deutlich für einen Kulturföderalismus aus. Kultur, Bildung und Wissenschaft seien Aufgaben der Länder und Kommunen. Es dürfe keine schleichende Verlagerungen der Kompetenzen auf den Bund geben.
Bayerns Kunstminister Thomas Goppel (CSU) versprach auf der Versammlung, neben den großen Staatstheatern auch die kleineren Theater in den Regionen zu fördern. Goppel betonte, das Staatstheater im großen Ballungsgebiet setze zwar national und international Maßstäbe. Das kleine oder mittlere Theater mache aber «einen Teil der Identität seiner Stadt aus». Es wirke «in die Stadt hinein», indem es für das Publikum und dessen spezifische Interessen arbeite.
Der Minister äußerte sich anlässlich einer Podiumsdiskussion zu der Frage: «Metropoltheater versus Provinzbühnen - wer bestimmt das Theaterleben?» Goppel betonte laut Redetext, die Mehrzahl der jährlich weit mehr als 20 Millionen Theaterbesucher in Deutschland nehme die Angebote der Bühnen in der Region wahr - von kleinen und mittleren Stadt- und Privattheatern. Die Vielzahl und Vielfalt der Standorte mache den Reiz der deutschen Theaterlandschaft aus und sei international ohne Vergleich.
An der Tagung des Bühnenvereins nahmen etwa 220 Intendanten, Kulturpolitiker und Theater-Geschäftsführer teil. Der 1846 gegründete Bühnenverein ist der Bundesverband der Theater. Er vereinigt rund 430 Mitglieder, darunter die Stadt- und Staatstheater einschließlich aller Opernhäuser, die Landesbühnen, zahlreiche Privattheater, die Kulturorchester, die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sowie die Intendanten als persönliche Mitglieder.