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Hans Herdlein, Präsident der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger, schrieb einen offenen Brief an Bärbel Dieckmann, Oberbürgermeisterin der Bundesstadt Bonn. Der Wortlaut:
Frau
Bärbel Dieckmann
Oberbürgermeisterin der Bundesstadt Bonn
Altes Rathaus, Markt
53111 B o n n
04.05.2006
„Masterplan“ zum Theater- Abbau
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Dieckmann,
nach den vom Kulturdezernat der Bundesstadt Bonn vorgelegten Einsparungsmodellen ist davon auszugehen, dass der Bestand der Theater gefährdet ist. Die geplanten Einsparungsauflagen erzwingen einen tiefgreifenden Einschnitt in die bestehende Theaterstruktur. In Anbetracht der Tatsache, dass bereits erhebliche Etatkürzungen von der Bühnenleitung ohne Einbußen an künstlerischem Niveau zu verkraften waren, würden weitere Mittelkürzungen unvermeidlich zu künstlerischem Substanzverlust führen. Das wiederum hätte die Schließung von Spielstätten zur Folge und würde am Ende zu Spartenschließungen führen, wie sich das bereits bei der Kunstsparte Tanz abzeichnet. Bei dem kürzlich von der Bundeskulturstiftung veranstalteten „Tanzkongress Deutschland“ in Berlin war ein zentrales Problem, dem Abbau der Sparte Tanz auf kommunaler Ebene entgegenzuwirken.
Die von Ihrem Kulturdezernat vorgelegten Planungsvorschläge lösen größte Unruhe im Ensemble des Theaters der Bundesstadt Bonn aus. Eine Unruhe, die den Betriebsfrieden gefährdet und die künstlerische Arbeit schwer belastet. Es ist weder unseren Mitgliedern am Theater Bonn noch einer größeren Öffentlichkeit zu vermitteln, dass Sie sich einerseits für den Neubau eines Festspielhauses einsetzen, über dessen Entstehungskosten und die darauf folgenden Vorhaltekosten keinerlei Angaben vorliegen, und andererseits die bestehende Theaterstruktur diesem Neubau geopfert werden soll. Ein Aus- oder Umbau der Beethovenhalle wäre der derzeitigen Finanzlage der Bundesstadt Bonn wohl eher angemessen.
Mit der bisherigen Vorgehensweise, an der Personalvertretung des Bonner Theaters vorbei einen Theater-Abbau in der Öffentlichkeit vorzubereiten, setzen Sie sich in Gegensatz zu Ihrer eigenen Aussage, „keine Strukturen zu zerstören, die zur positiven Entwicklung Bonns beigetragen haben.“
Wir ersuchen Sie deshalb, sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, von einem „Masterplan“ Abstand zu nehmen, der einen unvertretbaren Einschnitt in die kulturelle Infrastruktur der Bundesstadt Bonn bedeuten würde.
Mit freundlichen Grüßen
Hans Herdlein
Präsident
Quelle: http://www.buehnengenossenschaft.de/presse/pr2006/pressemi01.htm