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Der Landkreis Uckermark setzt in mehrfacher Hinsicht auf sogenannte Honorarlösungen für die Einsparung von Personalkosten. Nicht nur das Preußische Kammerorchester -bislang eine tarifgebundene Musikformation- ist davon betroffen. Auch sämtliche Lehrer der kreislichen Musikschule werden ab dem kommenden Jahr zu einem wesentlich niedrigen Salär als bisher bezahlt und zwar ausschließlich auf Honorarbasis.
Prenzlau (ddp-lbg). Bei den Kultur-Lobbyisten gab es dagegen heftige Widerstände. So initiierte die deutsche Orchestervereinigung vor einem Jahr eine Prozeßwelle gegen die Honorarlösung für das Orchester mit dem Ergebnis, dass die Musiker gewannen und das Orchester gänzlich aufgelöst werden musste. Auch der Musikschulverband protestierte gegen die Entlassung der Musikschullehrer und kündigte an, die Musikschulförderung durch das Land für die Uckermark einzustellen. Eine endgültige Entscheidung durch das Land ist allerdings noch nicht getroffen worden.Streit um Finanzierung der Musik ist vorprogrammiert - Prenzlauer
Preußisches Kammerorchester vor dem Zerfall
Prenzlau (ddp-lbg). Eigentlich hatte es der Freundeskreis des Prenzlauer Preußischen Kammerorchesters nur gut gemeint. Er hatte ein Konzept erarbeitet, wie der Klangkörper auch angesichts gähnender Leere in den Kassen des Landkreises Uckermark überleben könne. Nun aber, so befürchten Kenner der musikalischen Szene der Uckermark, könnte der Zerfall der «Preußen» vorprogrammiert sein.
Angefangen hatte alles vor einem Jahr, als der Uckermark-Kreistag beschloss, die Preußen nicht mehr als teures Tariforchester, sondern als viel billigere Honorarkappelle zu unterhalten. Dieser Beschluss fand seinerzeit eine beeindruckende Mehrheit. Nur wenige warnten, das könne der Anfang vom Ende der Kammermusik-Formation sein.
Die Musiker klagten gegen die Umwandlung ihrer Arbeitsverträge in Honorarvereinbarungen und gewannen. Daraufhin ließ der Kreistag das Orchester Anfang dieses Jahres auflösen mit der Option, 500 000 Euro pro Jahr für Orchestermusik zur Verfügung zu stellen - ob für den Einkauf von Konzerten von außerhalb oder für den Erhalt eines uckermärkischen Klangkörpers in welcher Form auch immer blieb seinerzeit offen.
Der politische Wille, so hatten zahlreiche Abgeordnete deutlich gemacht, tendiere aber zum Erhalt einer eigenen Kapelle. Musik aus der Region für die Region sei immer noch besser als der Einkauf von Konzerten über Agenturen. Eine Gruppe von Musikern erarbeitete ein eigenes Konzept: elf Musiker sollten mit festen Arbeitsverträgen bei geringer Bezahlung den Kern eines künftigen Klangkörpers ausmachen - sozusagen von jeder Instrumentengruppe die Stimmführer.
Die restlichen Musiker sollten per Honorar gebunden werden. Auf diese Weise lasse sich nach wie vor ein eigenes Klangprofil aufrecht erhalten. Gemeinsam mit Musikliebhabern aus der Region gründeten sie den Verein Kammerphilharmonie Uckermark und gingen in das Rennen um die 500 000 Euro, die der Kreis noch für Musik ausgeben wollte.
Doch in der Kreisverwaltung Uckermark stießen die Initiatoren nicht gerade auf Begeisterung. Dort wollte man sie nicht einmal anhören, sagte der Vereinsvorsitzende Jürgen von Chamier. Die Initiative von unten kam den Bürokraten überhaupt nicht gelegen. Denn in den Verwaltungsstuben hatte man sich bereits gemeinsam mit dem Orchester-Freundeskreis bereits auf ein ganz anderes Modell geeinigt.
Ein Streichorchester soll künftig Musik in der Uckermark machen. Dazu solle es einen Geschäftsführer und eine Geschäftsstelle geben. Gute Musik kann man damit allerdings nicht machen, kommentierte einer der Musiker. Auf seiner jüngsten Sitzung folgte der Uckermark-Kreistag allerdings dem Konzept des Freundeskreises.
Flugs kündigte der Verein Kammerphilharmonie Uckermark an, nicht aufgeben, sondern selbst auch Musik machen zu wollen und sich dafür um Projektförderung zu bemühen. «Das wird wohl dazu führen, dass wir bald zwei Klangkörper haben», sagt Chamier. «Das war wohl nicht gewollt. Aber wir können damit leben.»
Juliane Sommer