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Dresden (ddp-lsc). Die Linksfraktion.PDS im sächsischen Landtag hat den Vorsitzenden des Landtagskulturausschusses und CDU-Abgeordneten, Robert Clemen, wegen seiner Äußerungen zur Vergabe des Görlitzer Brückepreises an Literaturnobelpreisträger Günter Grass kritisiert.
Clemen wecke mit seinen Aussagen den Eindruck, als repräsentierte er die sächsische Kulturpolitik, sagte der Kulturpolitiker der Linksfraktion, Volker Külow, am Freitag in Dresden. Dies sei nicht der Fall. Clemen stehe es zwar zu, seine persönliche Meinung zu äußern, nicht aber als Ausschussvorsitzender Überdies seien Clemens Vorwürfe an Grass hanebüchen.
Clemen hatte sich wie zuvor der CDU-Fraktionschef im Görlitzer Stadtrat, Michael Hannich, gegen eine Vergabe der Auszeichnung an Grass ausgesprochen. «Der Brückepreis ist für Grass der falsche Preis zur falschen Zeit», hatte Clemen gesagt. Da die Auszeichnung an Persönlichkeiten verliehen werde, die sich um die Völkerverständigung in Europa in herausragender Weise verdient gemacht hätten, sei eine Ehrung von Grass «das falsche Signal an unsere Nachbarn in Polen und Tschechien.»
Külow entgegnete, wenn sich jemand um die Völkerverständigung verdient gemacht habe, dann sei es Grass. Die jüngsten Äußerungen offenbarten erneut die ideologischen Vorbehalte von CDU-Politikern gegenüber linksliberalen Intellektuellen.
Grass war im März für den diesjährigen Brückepreis bestimmt worden. Die mit 2500 Euro dotierte Auszeichnung wird an Persönlichkeiten verliehen, die sich mit ihrem Lebenswerk für die Völkerverständigung in Europa engagiert haben.
Grass hatte in der vergangenen Woche offenbart, dass er im Zweiten Weltkrieg als Jugendlicher Mitglied der Waffen-SS war. Im ARD-Fernsehen hatte er am Donnerstag sein umstrittenes spätes Bekenntnis verteidigt.