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«Kein Strohfeuer abbrennen» - Rüttgers will Kulturhauptstadtjahr für ganz NRW nutzen - Landtag sagt Essen und dem Revier Unterstützung zu
Düsseldorf (ddp-nrw). Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) will aus dem Kulturhauptstadtjahr in Essen und dem Ruhrgebiet Rückenwind für das ganze Land gewinnen. Oberster Ziel müsse sein, im Jahr 2010 kein «Strohfeuer» abzubrennen, sondern nachhaltige Strukturen zu entwickeln, die möglicherweise auf ganz NRW übertragbar seien, sagte Rüttgers am Mittwoch im Düsseldorfer Landtag. Dazu gehöre auch eine einheitliche Marketing- und Tourismusstrategie. Der Ministerpräsident und alle Fraktionen des Parlamentes sagten dem Revier zugleich ihre Unterstützung für das Kulturereignis zu.
«Wir haben die besten Voraussetzungen dafür, dass die Kulturhauptstadt 2010 ein voller Erfolg wird», betonte Rüttgers. Er schlug vor, das Revier in den kommenden Jahren zu einer Modellregion für die künstlerische Bildung von Kindern und Jugendlichen zu machen. Diese sei die Basis für eine nachhaltige Kulturentwicklung im Land. Hier werde sich entscheiden, ob kulturelle Integration gelinge.
Daher solle möglichst jeder Schüler im Laufe seiner Schulzeit die Chance erhalten, auf einem Instrument zu spielen oder in einer anderen Kunstsparte aktiv zu werden, erläuterte der Ministerpräsident. Das Modell will der Regierungschef anschließend auf das ganze Land übertragen.
Zudem müsse «Vorhandenes» besser «verkauft» werden, betonte Rüttgers. Dazu solle eine landesweite Strategie für Marketing und Tourismus entwickelt werden. Experten rechneten damit, dass die Kulturhauptstadt bis zu sieben Millionen Besucher aus dem In- und Ausland anlocken werde. Dies führe zu einem Kaufkraftgewinn im zweistelligen Millionenbereich, von dem ganz NRW profitieren werde.
Rüttgers sagte dem Ruhrgebiet die Unterstützung der Landesregierung zu. Das Land werde sich mit zwölf Millionen Euro an dem Basisbudget von rund 48 Millionen Euro beteiligen. Zudem werde die Landesregierung mit der Bundesregierung darüber sprechen, ob diese sich über die geplanten neun Millionen Euro hinaus noch weiter an der Finanzierung beteilige.
Auch Sprecher aller vier Landtagsfraktionen hoben die Bedeutung der Entscheidung für das ganze Land hervor. Die Kulturpolitikerin der SPD, Claudia Nell-Paul, forderte, dass Essen und dem Ruhrgebiet Hilfe und Unterstützung angeboten werden müsse. Dabei dürfe dem Revier aber nicht «das Zepter» aus der Hand genommen werden.
Grünen-Fraktionsvorsitzende Sylvia Löhrmann sah in der Entscheidung auch die Chance, aus der «Addition von konkurrierenden Nachbarstädten» im Revier eine «Metropolregion» zu machen. FDP-Fraktionsgeschäftsführer Ralf Witzel hob hervor, das Kulturhauptstadtjahr werde einen «Entwicklungsschub» auslösen. Essen werde es gelingen, mit seinem eigenen Profil «zur Mona Lisa Europas»
zu werden.
Eine Jury der Europäischen Union (EU) hatte am 11. April ihr Votum bekannt gegeben, dass Essen und das Ruhrgebiet 2010 Kulturhauptstadt Europas werden sollen. Damit setzte sich die Kommune gegen das sächsische Görlitz durch.
Wibke Busch