Hauptrubrik
Banner Full-Size

NRW wird 60

Publikationsdatum
Body

«Reich an kultureller Substanz» - Seit 60 Jahren wird zwischen Rhein und Weser ein engmaschiges Netz von Kultureinrichtungen geknüpft


Düsseldorf (ddp-nrw). Ins Bewusstsein der internationalen Öffentlichkeit rückte die Kultur in Nordrhein-Westfalen zuletzt bei der Ernennung Essens und des Ruhrgebiets zur Kulturhauptstadt Europas 2010. Doch diese Kür war nur ein weiteres Kapitel in der Erfolgsstory des Landes als Kulturlandschaft. Denn seit der Gründung des bevölkerungsreichsten Bundeslandes vor 60 Jahren hat sich ein von Aachen bis Wuppertal und von Düsseldorf bis Bielefeld reichendes Netz von Kultureinrichtungen gebildet, das in dieser Dichte seinesgleichen sucht.

«Es gibt auf der Welt kaum eine andere Region - mir hat noch keiner ein Gegenbeispiel genannt - die so reich an kultureller Substanz wäre wie Nordrhein-Westfalen», sagt dazu Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU). Die kulturelle Landschaft zeichnet sich durch eine Vielzahl von Theatern und Orchestern, Museen und Bibliotheken aus. Zudem leben etwa 30 000 Künstler in NWR.

Ihren Anfang nahm die nordrhein-westfälische Kulturarbeit nur ein halbes Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Düsseldorf. Am 31. Januar 1946 wurde mit der Düsseldorfer Kunstakademie eine der traditionsreichsten Lehranstalten für Malerei und Bildhauerei wiederveröffnet. In der Kunstakademie wurde fortan Kunstgeschichte geschrieben. So experimentierten die jungen Düsseldorfer Künstler Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker als Gründer der Künstlergruppe ZERO 1958 mit Licht, Bewegung und der Farbe «Weiß».

Ab den 60er Jahren prägte dann das Ehepaar Hilla und Bernd Becher einen ganz neuen Fotografiestil. Ab 1961 lehrte Joseph Beuys als Akademie-Professor in Düsseldorf. Heute steht mit Markus Lüpertz ebenfalls ein weltweit geschätzter Künstler an der Spitze der Akademie.

Parallel zur Entwicklung in der Kunststadt Düsseldorf haben sich mit dem Museum Ludwig in Köln, mit der Museumsmeile in Bonn und dem Essener Museum Folkwang wichtige Spielstätten für die Kunst der Moderne und ihre Vorläufer etabliert. Besonders das Museum Folkwang wurde etwa mit seinen Ausstellungen zu Paul Cezanne und Caspar David Friedrich zu einem Publikumsmagneten.

Vielfältig präsentieren sich auch die Opernhäuser und Theater. Und auch hier hat Düsseldorf Geschichte geschrieben: Als die Opernhäuser in Düsseldorf und Duisburg 1956 zusammengeschlossen wurden, übernahm der Schauspieler, Regisseur und gebürtige Düsseldorfer Gustaf Gründgens die Generalintendanz der Städtischen Bühnen. In seiner Ära arbeiteten unter anderen mit Elisabeth Flickenschildt und Marianne Hoppe wichtige Schauspieler an dem Haus.

Zumindest auf dem Gebiet des Theaters hat aber mittlerweile Bochum die führende Rolle übernommen. Anteil daran hatten Intendant Peter Zadek ab 1972 sowie seine Nachfolger Claus Peymann, Matthias Hartmann und heute Elmar Goerden, die mit ihren Produktionen regelmäßig für Furore gesorgt haben. Auf dem Ballett-Parkett ist hingegen Wuppertal die Nr. 1: Seit 1973 leitet Pina Bausch, die Grande Dame des deutschen Tanztheaters, dort ihre Compagnie.

Im Laufe der sechs Jahrzehnte haben sich aber auch kleinere und mittlere Städte zu wichtigen Hochburgen entwickelt. In Oberhausen wurde 1954 mit den «Oberhausener Kurzfilmtagen» der neue deutsche Film mitbegründet. Recklinghausen bietet seit 1947 mit den Ruhrfestspielen einen Klassiker auf dem Festspiel-Kalender. Und im niederrheinischen Moers findet mit dem «Jazz-Festival» seit 1972 eine der wichtigsten Leistungsschauen des zeitgenössischen Jazz statt.

Ein musikalisches wie auch literarisches Zentrum von NRW liegt in Köln. Dort wirkten der Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll wie auch der Komponist Karlheinz Stockhausen, der in den 50er Jahren mit dem «Studio für elektronische Musik» die Avantgarde beeinflusste. Heute lockt unter anderem das Literaturfest «lit.COLOGNE» nach Köln.

Guido Fischer