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Erfurt/Berlin (ddp-lth). In der Diskussion um die Kürzungen der Landeszuschüsse für Theater und Orchester hat die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) die Pläne der Landesregierung kritisiert. Kultusminister Jens Goebel und Finanzministerin Birgit Diezel (beide CDU) verteidigten das Vorhaben.
In dieser Woche sollen erneut Gespräche mit den Theatern und ihren Trägern geführt werden. Allein die geplanten Einsparungen von zehn Millionen Euro käme dem Abriss der Wartburg gleich, sagte DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens am Montag in Berlin.Seit 1991 seien in Thüringen durch Fusionen und Verkleinerungen bereits 40 Prozent aller Musikerstellen gestrichen worden. Die Landesregierung sei bundesweit die einzige, die weismachen wolle, mit den Einsparungen zur Haushaltssanierung beitragen zu können, kritisierte Mertens. Die drohenden Kürzungen entsprächen 0,14 Prozent des Haushalts.
Kultusminister Goebel hatte Anfang Juli eine Reduzierung der Landeszuschüsse bis 2009 um über 10 Millionen Euro auf 50 Millionen Euro angekündigt. Während sich die Theater in Erfurt und Weimar künftig eine Summe teilen sollen, drohen den Häusern in Eisenach, Rudolstadt und Nordhausen Kürzungen um mehr als 50 Prozent. «Wenn die Finanzministerin aktuell dann noch die Einsparung weiterer zehn Millionen Euro ankündigt, kann sich Thüringen als Kulturland mit einzigartigen Traditionen gleich die rote Laterne umhängen», sagte Mertens. Er warf der Landesregierung Konzeptlosigkeit vor.
Goebel sagte, die Kürzung der Landeszuschüsse sei eine «Reaktion auf den hohen Stand der Finanzierung». Bundesweit liege Thüringen bei den Theatersubventionen an der Spitze. Pro Einwohner würden fast 30 Euro ausgegeben. In Bayern etwa seien es nur 13 Euro pro Kopf. Bei den sieben produzierenden Theatern und zehn Sinfonieorchester im Land könne nicht gleichmäßig gespart werden.
Goebel forderte zur Zusammenarbeit auf. Nötig seien Strukturen, «mit denen Theater auch in Nordhausen, Eisenach und anderen Städten angeboten werden kann, ohne dass jede dieser Städte auch ein breites Produktionsangebot haben muss». Möglich sei etwa ein Landestheater, das auch Bühnen in anderen Städten versorge. Zu den von Finanzministerin Diezel angekündigten Einsparungen von weiteren zehn Millionen Euro äußerte sich Goebel nicht. Ein Sprecher Diezels warf Mertens vor, ohne Sachkenntnis Lobbyismus zu betreiben. Angesichts des Bevölkerungsrückgangs und schrumpfender Solidarpaktmittel ab 2009 müssten die Theater effizienter arbeiten.
Mitarbeiter und Freunde des Theaters Nordhausen und des Loh-Orchesters Sondershausen wollten unterdessen am Abend gegen die geplante Kürzung der Landeszuschüsse protestieren. Am Dienstag treffen sich die Träger des Theaters und Intendant Lars Tietje mit Kultusminister Goebel in Erfurt.
Gregor Klaudius