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Dresden (ddp-lsc). Der Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), Martin Roth, hat die sächsische Kulturpolitik heftig kritisiert und angesichts sinkender Zuschüsse vor der Schließung von Museen gewarnt.
«In Sachsen reden die Politik und die Kultur nicht dieselbe Sprache», schreibt Roth in einem am Mittwoch vorab veröffentlichten Beitrag für die Hamburger Wochenzeitung «Die Zeit». Zwar sei dem Freistaat hoch anzurechnen, dass er viel Geld in den Auf- und Ausbau der Museen investiere. Allerdings könne deren laufender Betrieb kaum aufrecht erhalten werden.«Längst ist kein normaler Museumsbetrieb mehr möglich, wir hecheln durch den Alltag», schreibt Roth. Unter Verweis auf das sächsische Finanzministerium, in dem «hauptsächlich Destruktivität oder Ignoranz allem Schönen gegenüber anzutreffen» zu sein scheine, fügte er hinzu: «Wir werden über kurz oder lang mit Schließungen beginnen müssen.»
Jährlich stiegen die Gewinnerwartungen des Finanzministers deutlich, während die Zuschüsse an die Museen «extrem gekürzt» würden, monierte der Generaldirektor. Auch gebe es kaum noch Etats für Ankäufe. Der vorgesehene Abbau des SKD-Personalbestands von 450 auf 259 Mitarbeiter «zerstört nicht nur die inhaltliche Arbeit der Museen», sondern bedrohe auch den in mehr als 450 Jahren gewachsenen Wissensstand. So dürfe es etwa im Kupferstichkabinett keinen Nachfolger für den letzten Restaurator geben.
Roth verwies zudem auf einen Brief des Direktors des zu Monatsbeginn wiedereröffneten Grünen Gewölbes, Dirk Syndram, laut dem dessen Mitarbeiterdecke ab 2007 so dünn sei, dass sich der Alltagsbetrieb kaum aufrechterhalten lasse und internationale Ausstellungen nicht mehr fortgesetzt werden könnten. Damit zerstöre Sachsen «sein liebstes Marketinginstrument».
Vor Jahren habe er gern die Erwartungen von Politikern an Ausstellungsmacher zitiert, schnell mal einige alte Bilder aus dem Keller zu holen und an die Wand zu nageln. «Was damals noch persifliert war, ist heute Wirklichkeit», kritisierte Roth.