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Schauspiel Europa - Das Projekt «Learning Europa»

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Miteinander der Kulturen: Bühnen aus Bratislava, Vilnius, Ljubljana, Luxemburg und Hamburg präsentieren ihre Szenen, Tänze und Videos.

Hamburg (ddp-nrd). Der Grundgedanke ist nicht neu, die Umsetzung aber bisher einzigartig. Künstler aus mehreren Ländern setzen sich mit Fragen zu ihrem eigenen Land und Europa auseinander. Dabei sucht das Theaterprojekt «Learning Europe» jedoch nicht krampfhaft nach einem gemeinsamen Nenner, sondern präsentiert Europa als buntes Nebeneinander vieler Kulturen: Sechs Regisseure aus fünf Ländern entwerfen mit zwölf Schauspielern auf der Bühne simultan ein ungewöhnliches europäisches Kaleidoskop. Am Freitag wird das Stück in Hamburg uraufgeführt.

Es gehe um «das Problem, zusammenkommen zu können und zu müssen», sagt der Intendant des Hamburger Thalia Theaters, Ulrich Khuon. Neben dem Thalia und dem Schauspiel Frankfurt sind Bühnen aus der slowakischen Hauptstadt Bratislava, dem litauischen Vilnius, dem slowenischen Ljubljana und aus Luxemburg an dem Projekt beteiligt. Den ganzen Abend über stehen immer jeweils drei Gruppen gleichzeitig auf der Bühne und präsentieren zeitgleich ihre Szenen, Tänze oder Videos.

Der slowakische Regisseur Patrik Lancaric beschreibt die Situation folgendermaßen: «Es ist, wie wenn man in der Küche sitzt, raucht und aus dem Fenster schaut. Auf der Straße passiert gerade etwas Außergewöhnliches, gleichzeitig kommen von den Nachbarn sehr laute Geräusche. Und du sitzt in deiner Küche mit deiner Zigarette und deinen Gefühlen. Es ist sehr natürlich.»
Das Konzept für «Learning Europe» entwickelte der Autor und Regisseur Armin Petras. Er stellte den Akteuren zunächst 19 «Hausaufgaben» - Fragen über Liebe, Hass, Ängste, Sehnsüchte, Verbindendes und Trennendes. «Die Herausforderung für uns war, auf sehr einfache Fragen sehr einfache Antworten zu finden», erläutert André Turnheim, der beim Frankfurter Team die Regie übernommen hat. «In Deutschland neigt man ja sonst dazu, sehr intelligent sein zu wollen.»

Sechs Wochen lang beschäftigte sich jedes Team in seiner Heimatstadt mit den Aufgaben, suchte nach einer schauspielerischen, filmischen oder tänzerischen Umsetzung. In dieser Woche nun bemühen sich alle Regisseure und Schauspieler gemeinsam, die Szenen zu einem Theaterabend zusammenzufügen. «Es ist eine Art von Theater, die es bisher nicht gab. Denn es passieren Dinge nebeneinander, die niemand nebeneinander stellen würde», sagt Turnheim.

Nach drei Aufführungen in Hamburg geht das Projekt auf Tour in alle Städte, deren Theater beteiligt sind. Jeden Abend spielen fünf Gruppen, das Team des gastgebenden Theaters ist für den Abend verantwortlich und moderiert die Vorstellung. «So ergibt sich in jeder Stadt eine andere Zusammensetzung. Wie sich die Szenen verbinden, sieht man erst vor Ort», sagt Turnheim. Den 1. Mai, den Tag der EU-Erweiterung, erlebt das internationale Ensemble im Beitrittsland Litauen.

Er habe durch das Projekt viel über andere Länder gelernt, sagt der Slowake Lancaric. Und natürlich hoffe er auch, dass die Zuschauer etwas über sein kleines Land lernen. «Das ist aber nicht das Wichtigste. Entscheidend ist das Miteinander der Kulturen, der nationalen Eigenheiten - egal ob das nun England, Frankreich, Polen oder die Ukraine ist: Wir müssen jetzt zusammenleben und uns gegenseitig respektieren.»

«Learning Europe ist am Freitag, Samstag und Sonntag im Thalia in der Gaußstraße zu sehen. Vom 15. bis 17. April gastiert das Projekt in Frankfurt in der Schmidtstraße 12.

Petr Jerabek

http://www.thalia-theater.de / http://www.schauspielfrankfurt.de