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Die Thüringer Theater und Orchester protestieren am Samstag in Weimar mit einem Konzert gegen die Sparpläne der Landesregierung. Auf dem Theaterplatz treten im Rahmen der «Initiative Erhalt Thüringer Kultur» Theater und Orchester aus Nordhausen, Eisenach, Meiningen, Erfurt und Weimar auf.
Weimar (ddp-lth). «Flieg, Gedanke, auf goldenen Flügeln», heißt es im Gefangenenchor der Verdi-Oper «Nabucco». Der Freiheit des Denkens in Thüringen sähen jedoch viele Bürger die Flügel gestutzt, seit die Kürzungspläne der Landesregierung bekannt sind, sagt Peter Mittmann, Gründer der «Initiative Erhalt Thüringer Kultur». Am Samstag sollen auf dem Weimarer Zwiebelmarkt die Chöre der Theater Gera, Meiningen, Erfurt und Weimar bei einem Protestkonzert die heimliche italienische Nationalhymne singen.Zehn Millionen Euro will Kultusminister Jens Göbel (CDU) ab 2009 bei Theatern und Orchestern sparen, um zur Haushaltskonsolidierung des Landes Thüringen beizutragen. «Damit kann man keinen Landeshaushalt von neun Milliarden Euro retten, aber Thüringens Kulturlandschaft nachhaltig zerstören», sagt Kunstliebhaber Mittmann. Wer in diesen Tagen den Wahlweimarer trifft, wird mit Zahlen geradezu bombardiert. Die Fakten seien schwer zu vermitteln, glaubt er, aber er habe sich die Mühe gemacht und die Papiere der Landesregierung durchforstet. Mit diesen Zahlen will Mittmann die Öffentlichkeit mobilisieren.
«Man braucht solche Männer wie Peter Mittmann, um etwas zu bewegen», sagt der Intendant des Deutschen Nationaltheaters in Weimar, Stephan Märki. Auch er ist zornig: «Thüringen wirbt mit dem Slogan \'Denkfabrik\' und zerstört seine eigenen Denkfabriken. Denn Theater sind Denkfabriken!» Die bisher geplanten Kürzungen würden auch die Weimarer Bühne betreffen. Das ist für Märki besonders schmerzlich, hat er doch mit seinem bundesweit beachteten Weimarer Modell 2004 nicht nur die im Raum stehende Fusion mit Erfurt abgewendet, sondern mit dem Ausstieg aus dem Flächentarifvertrag auch Reformwillen gezeigt. «Jetzt spricht die Politik wieder von Strukturveränderungen. Wir haben das getan. Was passiert, zeigt, dass Reformen nicht honoriert werden», kritisiert Märki.
Mittmann hat in seinem Haus inzwischen ein Büro eingerichtet und sucht nach einer Ein-Euro-Kraft, die bei der Organisation der Initiative mithilft. Bezahlen will er die Stelle aus eigener Tasche. «Ich müsste noch mit mindestens 100 Vereinen telefonieren und sprechen. Das schaff ich alleine nicht», erläutert der Kulturkämpfer. Innerhalb zweier Monate hat Mittmann mehr als 80 000 Unterschriften gegen die Pläne des Kultusministeriums gesammelt. Und hinter einigen Unterschriften verbergen sich hunderte Menschen. Haben doch manche Vereine und Institutionen in Personalunion unterschrieben.
«Ich bin überzeugt, dass die zehn oder zwölf Millionen Euro nicht sparen helfen, sondern in ihren Auswirkungen viel mehr kosten werden», sagt Intendant Märki. Die Thüringen-Philharmonie Gotha-Suhl zum Beispiel würde ganz leer ausgehen und wohl aufgelöst. Die arbeitslosen Künstler würden vielleicht den Landeshaushalt entlasten, aber dafür den Sozialkassen auf der Tasche liegen. Das wären in Folge mehr Kosten, als für den Erhalt der Philharmonie entstünden, rechnet Märki vor. Hinzu käme laut Merki der Verlust dessen, was die Aufgabe von Theatern und Orchestern sei: «Die Schaffung einer Identität des Ortes und eine Zukunft!"
Das Konzert am Samstag beginnt um 10.30 Uhr auf der Bühne vor dem Deutschen Nationaltheater. Es treten Theater und Orchester aus Nordhausen, Eisenach, Meiningen, Erfurt und Weimar auf.
http://www.erhaltet-thueringens-kultur.org