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Typologie der Berliner Bühnen-Besucher

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Unter dem Titel «Publikum im Rampenlicht» haben 16 Berliner Bühnen ihre Besucher nach deren Meinungen über die kulturellen Angebote in der Hauptstadt befragt. Susanne Benedek, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit an der Schaubühne am Lehniner Platz, leitete die erste gemeinsame Studie.

Berlin (ddp-bln). Der Marketingexperte und Theaterforscher Professor Jürgen Tauchnitz von der Fachhochschule Lausitz begleitete das Projekt. Nach den Ergebnissen der Umfrage, die von März bis Juni 2002 geführt wurde, lassen sich die Besucher in fünf Gruppen einteilen.
Ein Drittel der Besucher ist «traditionell-bürgerlich» und besonders der Oper, dem Ballett sowie klassischen Konzerten zugeneigt. Dieser Typ erwartet ein vielseitiges und unterhaltendes Programm, das nicht unbedingt zum Nachdenken anregen muss. Theaterbesuche sind für ihn Teil eines gepflegten Lebensstils und einer guten Bildung. Er ist stark an traditionelle Werte gebunden. Meist besitzt dieser Besucher ein Abonnement, plant also relativ lang im Voraus. Mehr als die Hälfte aus dieser Gruppe ist 50 Jahre und älter.

Der «individuell-kritische» Besuchertyp ist mit 26 Prozent am zweitstärksten vertreten. Meist zwischen 20 und 39 Jahren alt, zeigt der hedonistische Typ eine Vorliebe für Schauspiel sowie Museen und Kinos. Er sucht weniger die Unterhaltung oder den Genuss von Hochkultur als vielmehr das anspruchsvolle Neue. Traditionelles ist ihm weniger wichtig, dafür soll der Spielplan experimentierfreudig sein und ihn das Geschehen auf der Bühne zum Nachdenken anregen.
Als «vielseitig-interessiert» charakterisiert die Studie etwa jeden fünften Besucher. Er wünscht Unterhaltung und Abwechslung ebenso wie Hochkultur und Reflexion. Er ist hedonistisch, aber auch durch traditionelle Werte sowie durch eine stark soziale Orientierung geprägt. Ein Drittel sind Schüler und Studenten.

15 Prozent der Befragten sind «spaßorientiert». Sie verlassen sich auf die Empfehlungen von Freunden und gehen vorwiegend ins Kino. Ihr idealer Spielplan soll interessant, unterhaltsam und humorvoll sein.
Der «gruppenorientierte Gelegenheitsbesucher» ist mit neun Prozent am schwächsten vertreten. Er zeigt eine Neigung zur Hochkultur, geht aber gemeinsam mit anderen auch in Stücke, die ihn nicht so sehr interessieren. Kultur und Bildung sind ihm deutlich weniger wichtig als den anderen Besuchertypen.

Elisabeth Otte