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Weimar: Lohnverzicht zur Rettung des Deutschen Nationaltheaters

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Mit einer neuen Theaterstruktur und Haustarifen für alle Mitarbeiter wollen die Stadt Weimar und die Theaterleitung die eigenständige Existenz des Deutschen Nationaltheaters und der Staatskapelle Weimar bis 2008 sichern.

Weimar (ddp). Das Konzept, das Generalintendant Stephan Märki, Oberbürgermeister Volkhard Germer (parteilos) und Rechtsanwalt Jan Hegemann am Dienstag vorstellten, sieht die Umwandlung des Theaters von einem kommunalen Unternehmen in eine rechtlich eigenständige GmbH vor. Kern des geplanten Haustarifvertrages ist der Verzicht der Theaterleute auf die schnelle Angleichung an Westgehälter und das bisher gezahlte Weihnachts- und Urlaubsgeld.

Dafür soll ein in der deutschen Theaterlandschaft bisher einmaliger Prämienfonds eingeführt werden, dessen Überschüsse an die Mitarbeiter ausgezahlt werden. Gespeist werden soll das System unter anderem durch Mehreinnahmen, etwa durch zusätzliche Konzerte oder überplanmäßige Kosteneinsparungen, erläuterte Hegemann. Allein durch den Verzicht auf das 13. Monatsgehalt seien bei dem derzeitigen Personalbestand von 411 Mitarbeitern bis 2008 Einsparungen von rund elf Millionen Euro möglich. Weitere Kosten könnten durch Nichtwiederbesetzung frei werdender Stellen gespart werden. So sei in den kommenden Jahren mit dem Ausscheiden von gut 40 Mitarbeitern zu rechnen, die bereits 60 Jahre und älter sind. In der jetzigen Struktur würden die erwarteten Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst bis 2008 zu einem "existenzgefährdenden" Defizit von rund 13 Millionen Euro führen.

Das Modell verlange von den Mitarbeitern den Verzicht auf Bekanntes, eröffne ihnen jedoch die Chance, zusätzliche Einnahmen aus dem Prämientopf zu erlangen, räumte Hegemann ein. Allerdings könne heute niemand Höhe und Zeitpunkt der Mehreinnahmen garantieren. In diesem Sinne "unterschreiben die Theatermitarbeiter einen ungedeckten Scheck".

Nach Auffassung von Intendant Märki ist das neue Konzept "ein Weg, den Bestand des Deutschen Nationaltheaters und der Staatskapelle Weimar ohne Spartenabbau und bei Erhalt der künstlerischen Kraft bis 2008 zu sichern". Das Haus könne damit wirtschaftlich geführt werden und es seien keine betriebsbedingten Kündigungen erforderlich.

Dies seien bedeutende Vorteile gegenüber der von der Thüringer Landesregierung vorgeschlagenen Fusion mit dem Erfurter Theater, das für Weimar einen Abbau von 110 Stellen vorgesehen hatte. Deshalb und wegen des Verlusts der Eigenständigkeit hatte der Weimarer Stadtrat der Fusion im Februar eine endgültige Abfuhr erteilt und die Erarbeitung eines eigenen Konzeptes gefordert. Dieses soll bis Jahresende mit den Gewerkschaften diskutiert und dann dem Freistaat und der Kommune vorgelegt werden.

Die Diskussion über die Neuordnung der Thüringer Theaterlandschaft erfolgt vor dem Hintergrund fehlender Mittel. Die Landeszuschüsse für die Theater sollen von 2004 bis 2008 auf dem heutigen Niveau eingefroren werden. Das Deutsche Nationaltheater Weimar erhält bislang jährlich rund 15 Millionen Euro vom Land und drei Millionen Euro von der Kommune. Über zwei Millionen Euro Eigeneinnahmen ergänzen das Budget.