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Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) will die "traditionell gewachsenen Beziehungen zu den östlichen Nachbarstaaten" nach der Erweiterung der EU nach Ost- und Südosteuropa intensivieren. Die "gemeinsame, oft auch schwere Erinnerung" müsse um die Suche nach einer gemeinsamen Zukunft" erweitert werden, sagte Weiss am Sonntag der Nachrichtenagentur ddp in Berlin.
Berlin (ddp). Die Ministerin betonte, der europäische Einigungsprozess müsse "als Herausforderung zur Gestaltung" begriffen werden. Es gehe nun darum, "die in den Köpfen immer noch bestehenden Gegensätze zwischen Ost und West durch gegenseitiges Verständnis zu überwinden". Dazu müsse die Vielfalt der Sprachen und Kulturen der Beitrittsländer als Bereicherung angenommen und gefördert werden.Die EU-Erweiterung ist nach Ansicht der Kulturstaatsministerin "das wichtigste Zukunftsprojekt der Union". Sie werde "in vielfältiger Weise die nationalen Kulturlandschaften beeinflussen".
Für eine der wichtigsten künftigen Aufgaben hält Weiss "die Intensivierung des interkulturellen Dialogs". "Nicht die wirtschaftliche Dimension allein, sondern das Sprechen und Zuhören, das Fragen, Erklären und Diskutieren sind die Lebenselemente unserer europäischen Gesellschaft", sagte sie. Kultur sei ein Langzeitprojekt, "das die Unterstützung einer weit in die Zukunft denkenden Politik braucht".
Zu der von der Deutschen Orchestervereinigung geäußerten Befürchtung, die EU-Erweiterung erhöhe den Konkurrenzdruck in den Orchestern, sagte Weiss, für die Musiker in den deutschen Konzert- und Theaterorchestern sehe sie "keine akuten Veränderungen". Entscheidend für die Auswahl eines Musikers bleibe "hoffentlich auch nach Freigabe des Arbeitsmarktes in sieben Jahren die künstlerische Qualität".
Größere Herausforderungen seien aber im privaten Dienstleistungssektor etwa bei Anbietern von Konzerten zu erwarten. Dass Orchester und Opernhäuser aus Polen oder Ungarn in Deutschland gastieren, sei an sich nichts Neues. Es dürfe aber keinen Verdrängungswettbewerb aus Kostengründen geben. Diese Situation werde man in den Ländern und Kommunen aufmerksam verfolgen müssen.