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Zeitung: Tränenpalast schließt zum 31. Juli

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Berlin (ddp-bln). Der Tränenpalast schließt nach Angaben der «Berliner Zeitung» am 31. Juli für immer. Wie die Zeitung in ihrer Mittwochausgabe schreibt, ist Mitarbeitern und Lehrlingen gekündigt worden.


Das Aus des geschichtsträchtigen Berliner Tränenpalasts ist besiegelt. Nach Angaben von Betreiber Marcus Herold wird das nach der Wende zur anerkannten Kulturinstitution gewandelte Symbol der deutschen Teilung am Bahnhof Friedrichstraße am 31. Juli für immer schließen. Allen Mitarbeitern sei gekündigt worden. Die Opposition warf dem rot-roten Berliner Senat eine Mitverantwortung für das Ende des Tränenpalasts vor.

Nach einem Bericht der «Berliner Zeitung» will Herold als langjähriger Geschäftsführer den traditionsreichen Namen des einstigen Ost-West-Grenzübergangs, an dem sich zu DDR-Zeiten tränenreiche Abschiedsszenen abspielten, mitnehmen. Das Gebäude wird ab Oktober zur Baustelle.

Das Land Berlin hatte das Grundstück im vergangenen Jahr an den Hamburger Bau-Investor Harm Müller-Spreer verkauft. Zudem wurde ihm der halbe Kaufpreis für das zuvor schon erworbene Nachbargrundstück erstattet, weil Berlin bei dessen Verkauf millionenschwere Fehler begangen hatte. Ab Oktober soll auf diesem so genannten Spreedreieck ein Geschäftshaus mit zehn Etagen errichtet werden.

Herold, der den Tränenpalast 1991 vor dem Abriss bewahrte, als Denkmal schützen ließ und 15 Jahre als Kulturunternehmer betrieb, hatte das Land vergeblich gebeten, den Tränenpalast nicht an den Bauinvestor zu verkaufen. Herold ist dem Bericht zufolge inzwischen zahlungsunfähig.

CDU-Kulturexperte Uwe Lehmann-Brauns forderte den Senat auf, «das Relikt der Menschen- und Freiheitsverachtung» zu erhalten. Der Tränenpalast gehöre zu den wenigen authentischen Orten, an denen die Vergangenheit bis zum Mauerfall noch erlebbar sei. Aus diesem Grund dürfe das Schicksal des Gebäudes «nicht allein vom Wunsch und Willen des neuen Eigentümers abhängen».

Der Tränenpalast müsse «ausbaden, was der Senat verbockt hat und den Betrieb einstellen», kritisierte Grünen-Kulturexpertin Alice Ströver. Jeder «Bauspekulant» werde von der rot-roten Koalition besser behandelt als eine Kultureinrichtung, die seit 15 Jahren einen wichtigen Platz im nicht öffentlich geförderten Kulturangebot einnehme. Der Denkmalschutz des Gebäudes sei nichts mehr wert. Auch für die Durchsetzung eines neuen Mietvertrages habe der Senat gegenüber dem Eigentümer keinen Finger krumm gemacht.

Als «traurig», aber absehbar bezeichnete FDP-Kulturexpertin Sibylle Meister die Schließung der Einrichtung. Das Land Berlin habe durch sein «dilettantisches Vertragsgemurkse beim Verkauf des Spreedreiecks die Bedingungen für den Tränenpalast sehenden Auges verschärft».


http://www.traenenpalast.de/