Eines der ganz wichtigen Ensembles für aktuelle Musik in Berlin steht finanziell auf der Kippe. In einer Pressemitteilung appelliert das Ensemble an die Verantwortlichen der Berliner Politik, im Doppelhaushalt 2016/17 das Ensemble mit der nötigen Grundfinanzierung auszustatten. In der Tat ist hier die Berliner Kulturpolitik gefordert, die Existenz dieses einzigartigen und herausragenden Ensembles zu gewährleisten. Auch und gerade im Verständnis von Berlin als einer kulturell geprägten Stadt.
Die fehlende Grundfinanzierung bedroht Kaleidoskop in seiner Existenz
Auch im aktuellen Haushaltsentwurf, der seit gestern dem Abgeordnetenhaus zur Beratung vorliegt, ist Kaleidoskop nicht berücksichtigt.
Wir appellieren an den Kultursenator und Regierenden Bürgermeister Herrn Michael Müller, die kulturpolitischen Sprecher der Regierungskoalition Frau Brigitte Lange (SPD) und Herrn Stefan Schlede (CDU), an die Abgeordneten im Kulturausschuss des Abgeordnetenhaus und an Kulturstaatssekretär Herrn Tim Renner, von ihren Gestaltungsmöglichkeiten Gebrauch zu machen und Kaleidoskop im Doppelhaushalt 2016/17 mit der benötigten Grundfinanzierung auszustatten, um so eine Perspektive zum Fortbestand und zur Weiterentwicklung des Ensembles zu ermöglichen.
Seit 2006 arbeitet das Solistenensemble Kaleidoskop als eigenständiges Musikensemble und hat sich zu einer der international erfolgreichsten Berliner Gruppen mit nationaler und internationaler Strahlkraft entwickelt.
Trotz größtem Zuspruch und Erfolg ist Kaleidoskop durch sämtliche Förderraster gefallen. Seit Ende des Jahres 2014 erhält das Ensemble keine Basisförderung mehr. Es offenbart sich im Fall von Kaleidoskop ein erhebliches strukturelles Problem der Förderinstrumente, denn das Ensemble ist nicht aufgrund mangelnder Exzellenz aus der Basisförderung gefallen, sondern da es aufgrund seiner interdisziplinären und genreübergreifenden künstlerischen Arbeit nicht in die Sparten der Förderung passt.
Die fehlende Grundfinanzierung bedroht Kaleidoskop in seiner Existenz.
Für 2015 konnte im letzten Moment mit Hilfe einer einmaligen Projektförderung aus Lottomitteln sowie mit großen Einschnitten (Verkleinerung des Teams, Kürzung der Honorare) eine temporäre Brückenlösung für das Ensemble geschaffen und der Fortbestand des Ensembles vorerst gesichert werden.
Seit 2014 führen wir Gespräche mit der Berliner Kulturverwaltung und der Kulturpolitik. Obwohl die Förderproblematik bekannt ist, sind bisher keine ausreichenden Bemühungen unternommen worden, Kaleidoskop eine weitergehende Perspektive zu ermöglichen.
Im aktuellen Haushaltsentwurf ist Kaleidoskop nicht berücksichtigt – noch sind dort Positionen vorgesehen, die eine Perspektive für Kaleidoskop bieten könnten. Und dies, obwohl die finanziellen Handlungsspielräume im aktuellen Haushalt so groß sind wie seit vielen Jahren nicht mehr: Im Kulturbereich soll es deutliche Aufwüchse geben. Hinzu kommen erhebliche Mehreinnahmen aus der City Tax, die der Kultur zur Verfügung gestellt werden sollen.
„Die Weiterentwicklung der Berliner Konzertlandschaft wird durch das Land Berlin gewährleistet. Die Förderung von besonders leistungsfähigen Musikensembles und Chören soll fortgesetzt werden.“ (Aktueller Haushaltsentwurf, Band 03, S. 102)
Der Eigenfinanzierungsanteil von Kaleidoskop beträgt knapp 70 % (!) – die temporären projektbasierten Förderungen können jedoch nicht die benötigte Grundstruktur finanzieren – Kaleidoskop braucht eine stabile Grundfinanzierung, die der erfolgreichen, beständigen Arbeit und der hohen Aktivität (60-70 Vorstellungen pro Jahr) Rechnung trägt.
Ab 2016 hat Kaleidoskop den dringenden Bedarf einer Grundfinanzierung in Höhe von 270.000 € formuliert und dargestellt, um den künstlerischen Betrieb zu sichern und das Ensemble zukunftsfähig weiter zu entwickeln.
Es besteht dringender Handlungsbedarf seitens der Berliner Kulturpolitik. Die Existenz von Kaleidoskop ist akut gefährdet!
Weitere Informationen und Hintergrund
Das Solistenensemble Kaleidoskop ist ein Berliner Musikensemble mit internationaler Strahlkraft, das genreübergreifende Musikprojekte produziert und aufführt. 2016 wird das Ensemble zehn Jahre alt.
Mit großem Erfolg und hoher Kontinuität von Projekten in Berlin hat sich Kaleidoskop ein einzigartiges künstlerisches Profil geschaffen, das für Innovation und Weiterentwicklung in der Berliner Musiklandschaft steht und sich auch international als wichtiger Impulsgeber in der Spitze der Musikensembles etabliert. In Zusammenarbeit mit Künstlern anderer Genres eröffnet das 15-köpfige Ensemble mit neue Wege künstlerischer Möglichkeiten und Spielarten, welche sich zwischen szenischem Konzert, Darstellender und Bildender Kunst bewegen.
Gerade diese künstlerische Besonderheit stellt Kaleidoskop vor strukturelle Schwierigkeiten: Kaleidoskop hatte zunächst, aufgrund seiner inhaltlich-künstlerischen Ausrichtung, für die Jahre 2013 und 2014 von der Kulturverwaltung Berlin sowohl aus dem Bereich der Darstellenden Kunst / Musiktheater als auch aus dem Bereich Neue Musik eine Basisförderung erhalten, welche eine Finanzierung der Strukturkosten jenseits der Projektförderung ermöglicht. Damit wurde der besonderen künstlerischen Ausrichtung entsprochen. Trotz großen Zuspruchs und Erfolges ist Kaleidoskop 2014 bei der erneuten zweijährigen Vergabe der Basisförderung durch die Förderraster gefallen und nicht mehr berücksichtigt worden. Die Jurys im Bereich Darstellenden Kunst und im Bereich Neuen Musik haben durchaus die Spezifik und Exzellenz des Ensembles anerkannt, fühlen sich in ihrer Sparte aber nicht für die Förderung zuständig. Das Resultat ist, dass das Ensemble ab 2015 keine grundlegende Förderung mehr erhält.
Für das Jahr 2015 konnte aufgrund einer größeren Projektförderung der Stiftung Deutsche Klassenlotterie einmalig eine temporäre Brückenlösung für das Ensemble geschaffen werden. Die temporären projektbasierten Förderungen können nicht die benötigte Grundstruktur finanzieren – sämtliche jurybasierten Möglichkeiten jenseits der Einzelprojektförderung sind ausgereizt. Ab 2016 besteht keine Perspektive für eine Finanzierung der Grundstruktur.
Durch die zeitliche Dichte der einzelnen Projekte (jährlich ca. 12 verschiedene Projekte, mit ca. 60 Vorstellungen, davon ca. 22 in Berlin) entsteht ein durchgängiger künstlerischer Betrieb, dessen Planung und Umsetzung einen ständigen Organisationsbetrieb erfordert, dessen Grundkosten nicht durch einzelne Projektförderungen finanziert werden können.
Um den Vorteil der besonderen künstlerischen Qualität nutzen zu können, braucht Kaleidoskop nach Jahren regelmäßiger Projektförderung eine Verstetigung seiner vielfach anerkannten künstlerischen Leistung, um Planungssicherheit schaffen zu können.
Ab 2016 benötigt Kaleidoskop eine institutionelle Förderung in Höhe von 270.000 € um den künstlerischen Betrieb zu sichern, das Ensemble zukunftsfähig weiter zu entwickeln und sich zudem langfristig in der Spitze der führenden Musikensembles aus Frankfurt, Köln, Hamburg, München, Wien oder London behaupten zu können.