Morgens halb elf in der Salzburger Felsenreitschule; nachmittags in Berlin – das Leitungs-Team der Salzburger Festspiele jettet derzeit durch 20 Städte weltweit, um das Programm des kommenden Sommers vorzustellen. Vom 19. Juli bis 1. September 2013 ist Salzburg wieder Festival-Heimstatt.
Intendant Alexander Pereira fühle sich „beflügelt“ vom anstehenden Wagner- und Verdi-Jahr; berichtet er während der Jahrespressekonferenz in der Österreichischen Botschaft in Berlin. Beide Komponisten möchte er in ein „schönes Miteinander“ stellen. Zugleich bleibt Mozart eine wichtige Säule im Salzburger Opernrepertoire. Aufgeboten werden Mozarts Jugendoper „Lucio Silla“ unter Beteiligung von Rolando Villazón sowie „Così fan tutte“, was zugleich einen neuen Zyklus von Mozarts da-Ponte-Opern einläutet. Pereira will die Wiener Philharmoniker einbeziehen, damit „nicht der Eindruck entsteht, dass man Mozart nur noch auf historischen Instrumenten spielen kann.“
Den Kontrapunkt zu einer Schauspiel-Inszenierung von Schillers „Jungfrau von Orleans“ stellt in der Musiktheater-Sparte Walter Braunsfels’ „Jeanne d`Arc – Szenen aus dem Leben der heiligen Johanna“ dar. Juliane Banse singt die Titelrolle des 1943 vollendeten Stücks. Zeitgenössisches Musiktheater ist durch den englischen Komponisten Harrison Birtwistle vertreten. Dessen 1991 uraufgeführte Oper „Gawain“, die von Gralssuchern und Rittern aus der Artuslegende handelt, wird in Salzburg von dem Gespann Ingo Metzmacher und Alvis Hermanis einstudiert.
Aus dem Œuvre der Jubilare Verdi und Wagner wählte der Intendant die eher humorvolle Schiene. Was die Besetzung von Wagners „Meistersingern von Nürnberg“ angeht, so preist Pereira „total begeistert“ den lyrischen Tenor Roberto Saccà, der den Walther von Stolzing singt. Verdis „Falstaff“ wird von den Wiener Philharmonikern unter Zubin Mehta in der knappen Originalbesetzung mit nur acht ersten Geigen aufgeführt. Die Titelrolle übernimmt Ambrogio Maestri, „in Gestalt und Stimme die Inkarnation des Falstaff“, so Pereira.
Mit Verdis Spätwerk „Don Carlo“ ist die Geschichte der Salzburger Festspiele eng verbunden; Dirigenten wie Toscanini und Karajan leiteten hier legendäre Aufführungen. Daran muss sich nun Antonio Pappano am Pult der Wiener Philharmoniker messen lassen; Regie führt Peter Stein. Die Besetzungsliste gerät hier endgültig zum Namedropping großer Stars: Anja Harteros, Jonas Kaufmann, Matti Salminen...
Bevor jedoch der Star-Rummel in Salzburg beginnt, bietet die 2012 eingeführte „Ouverture spirituelle“ einen besinnlichen Auftakt. Es handelt sich um eine Woche mit geistlicher Musik, die dem eigentlichen Festival vorangeht. Drei verschiedene Haydn-Oratorien mit Nikolaus Harnoncourt kann man da ebenso erleben wie allerlei Raritäten aus der Tradition buddhistischer Liturgien, etwa den Gesang japanischer Priester.
Weitere Höhepunkte aus dem Konzertbereich sind die Auftritte mehrerer venezolanischer Jugendorchester aus der Institution „El Sistema“ sowie ein Zyklus sämtlicher Mahler-Sinfonien. Mit beidem verbindet Intendant Alexander Pereira kulturpolitische Statements: Die Venezolaner wurden nicht zuletzt als Vorbild eingeladen, um auf die „katastrophale Situation der musikalischen Früherziehung“, so Pereira, hierzulande aufmerksam zu machen. Und für Mahlers Sechste hat er demonstrativ das SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden/Freiburg eingeladen, da die geplante Fusion mit dem Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart ein „absoluter Skandal“ sei.