Hauptrubrik
Banner Full-Size

14.4.: oper und konzert aktuell +++ oper und konzert

Publikationsdatum
Body

Tumult bei «La Traviata»-Premiere in Berliner Staatsoper +++ «Salzsaga» Premiere - Schwäbische «Evita» begeisterte Publikum +++ Drei Osterkonzerte der Kammerakademie Potsdam +++ Probenbeginn für Schweriner Schlossfestspiele 2003 +++ Deutschlandpremiere für Bejarts «Ballet for Life» in Berlin


Tumult bei «La Traviata»-Premiere in Berliner Staatsoper
Berlin (ddp-bln). Mit einer überwiegend begeistert aufgenommenen Premiere von Verdis «La Traviata» sind am Samstagabend die 8. Festtage der Berliner Staatsoper Unter den Linden eröffnet worden. Seit 1996 ziehen sie in der Osterzeit ein internationales Publikum an, bislang vor allem mit Werken Richard Wagners. Daran wird in diesem Jahr mit zwei Aufführungen von «Tristan und Isolde» angeknüpft. Es folgen auch zwei Vorstellungen von «La Traviata», der ersten Zusammenarbeit von Generalmusikdirektor Daniel Barenboim, der in allen Fällen dirigiert, und Intendant Peter Mussbach als Regisseur.
Ferner ist an drei Abenden das Chicago Symphony Orchestra zu erleben, in einem Fall mit Thomas Hampson als Solist bei Mahlers «Liedern eines fahrenden Gesellen». Er war in «La Traviata» Vater Germont an der Seite von Christine Schäfer in der Titelrolle der Violetta und Rolando Villazon als Alfredo. Alle drei Stars wurden mit Bravorufen bedacht, ebenso Barenboim mit der Staatskapelle und - freilich mit einem Buh-Kontrapunkt - Peter Mussbach.
Er konnte als Premierengast auch Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) begrüßen. Sie sagte im Anschluss im Einvernehmen mit dem Berliner Kultursenator Thomas Flierl (PDS), damit alle drei Berliner Opernhäuser auf hohem Niveau weiter arbeiten könnten, müssten sie auf eine wirtschaftlich sichere Basis gebracht werden. Gern wolle sie dabei Unterstützung geben.
Zu einem tumultartigen Zwischenfall ist es allerdings während der Premiere gekommen. Kurz vor Beginn des 3. Aktes gab es vom Rang Rufe: «Lasst den Vorhang runter!» Bühnenbildner Erich Wonder hatte auf einen Gazevorhang, der von oben offenbar die Sicht auf das Bühnengeschehen vor allem im Hintergrund behinderte, permanent Regentropfen wie auf einer Autoscheibe projizieren lassen.
Auf Grund dieses Protestes gab er Reaktionen wie: «Raus!» und daraufhin gar: «Halt die Schnauze!» - Äußerungen, die sehr im Gegensatz zur bewegenden Handlung und ihrer Umsetzung durch Dirigent Daniel Barenboim und Regisseur Peter Mussbach standen, die zum Schluss weitgehend Zustimmung der Besucher fand. Die gelungene Inszenierung und die hervorragenden sängerischen Leistungen verleiteten die Protestierer offenbar zu neuen Rufen: «Noch mal von vorn - ohne Vorhang!»

«Salzsaga» Premiere - Schwäbische «Evita» begeisterte Publikum
Berchtesgaden (ddp-bay). In den bayerischen Voralpenregionen wirkt ein neuer Tourismusmagnet: traditionell-moderne Musicals. Nach «Ludwig II.» in Füssen feierte am Samstagabend ein weiteres Singspiel Premiere, die «Salzsaga» am Königssee. Unmittelbar unterhalb des 2713 Meter hohen Watzmann wurde dafür eigens eine riesige Zeltarena für 1300 Besucher geschaffen. Das Musical selber besticht durch ein gutes 20-köpfiges Orchester, ordentliche Musik, eine flache Story und Stimmdarbietungen, die von grausig bis überragend reichen. Trotzdemfeierte das Publikum die erste Vorstellung frenetisch mit stehenden Ovationen.
Blau schimmert der königliche See unter den schroffen Felswänden des Watzmann. Ein paar Schritte weiter erhebt sich der weiße Musical-Zeltbau aus der mondhellen Nacht. Spätestens hier endet allerdings jede Naturidylle. Denn vor dem Eingang mit dem roten Teppich ist die Hölle los. Eine bunte Gesellschaft hat sich zur «Salzsaga» eingefunden, die auf der Romanvorlage «Der Mann im Salz» des Heimatliteraten Ludwig Ganghofer basiert und die Region in punkto Fremdenverkehr nach vorne bringen soll. Viele der Gäste erscheinen in Tracht, unter anderem tummeln sich der Berchtesgadener Lokalheld und Rennrodler Georg Hackl im Foyer, Modezar und Berufshundehalter Rudolph Moshammer, Skifahrer Markus Wasmeier, Chorleiter Gotthilf Fischer und eine Reihe von Politikern, etwa der bayerische Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) oder CSU-Fraktionschef AloisGlück.
Den Musicalsaal betreten die Gäste durch einen Holzstollen. Die Story dreht sich dementsprechend um die Salzgewinnung in der Region, die Naturschönheit und die Hexenverbrennung im 17. Jahrhundert. Gemäß der Romanvorlage ist die Geschichte etwas schwülstig-schwerfällig heimatbetont und erinnert stark an diverse «Almverfilmungen» aus den 60er Jahren. Auf der Bühne dominieren daher auch traditionelle Elemente: Holzmöbel, Trachten. Die Musik ist hörnerlastig, aber gefällig und unterhaltsam. Und beinhaltet neben traditionell-bayerischem auch moderne Elemente wie Rap, Pop oder Techno. Die Akustik im Zelt ist allerdings recht schlecht – vor allem, wenn Musik und Text gleichzeitig ertönen, hat der Zuhörer Verständnisschwierigkeiten.
Zur Geschichte: Der junge Jäger Adelwart (Martin Morchiné) macht sich auf der Suche nach einer besseren Welt fern des Hexenwahns ins Berchtesgadener Land auf. Der Rest ist bekannt: Er verliebt sich in eine Frau, die er zunächst nicht haben kann. Eine andere, die ihn will, kann ihn nicht bekommen. Der Hexenwahn wütet aber auch hier, Adelwart wird der Hexerei beschuldigt. Er kann vor der tobenden Meute fliehen, befreit seine Liebste aus dem Hexenturm, kann sie auf einmaldoch haben und flieht glücklich und verliebt mit seiner Madda (Isabella Prühs) in eine bessere Welt.
Gesanglich hat das Musical äußerst unterschiedliche Kost zu bieten. Während die Hauptdarsteller Martin Morchiné und Isabella Prühs eher mittelmäßig daherträllern, bildet die dritte Hauptrolle der unglücklich verliebten Johanna (Sandra Kosslik) das Highlight des Musicals. Die erst 19-jährige Günzburgerin singt und bewegt sich auf der Bühne, als ob sie nie etwas anderes getan hätte. Obwohl sie keine professionelle musikalische Ausbildung genoss, singt sie ihre Kollegen in Grund und Boden. Ein Glanzstück ist die Arie im Wald, die derart gefühlvoll und stimmlich überwältigend ist, dass sich das bisher eher zurückhaltende Publikum zu begeisterten Bravorufen und frenetischem Applaus hinreißen lässt.
Die Texte der «Salzsaga» strotzen nicht gerade vor Originalität, so singt etwa der Henker: «So eine Folterung ist beliebt bei alt und jung.» Oder der Song im Salzbergwerk, der die abgedroschene Phrase «Brot und Salz - Gott erhalt\'s» bemüht. Die Choreographie ist hingegen nett anzusehen, und vor allem der Tanz der Waschweiber und die erotischen Tanzeinlagen in der Teufelsszene überzeugen.
Am Ende des über zweistündigen Musicals, das noch bis zum 26. Oktober 181 mal aufgeführt werden soll, applaudierte das Publikum minutenlang. «Die Inszenierung ist optimal, Musik und Kostüme toll», schwärmt eine Frau. Nur die Story sei halt flach. «Es geht um nichts», bestätigt eine andere. Ein finanzielles Risiko sei das Musical, betont ein bärtiger Mann in Tracht. «So viele Japaner gibt es gar nicht», frotzelt er.
Aber gefallen hat es dann doch den meisten. «Das war besser als das König-Ludwig-Musical», gesteht ein Besucher. Vor allem Sandra Kosslik wurde auf der anschließenden Premierenfeier von Verehrern und Bewunderern umringt. Georg Hackl etwa gab seine Wertschätzung mit den Worten bekannt: «Für mich bist ab heut die Evita.»
Marc Mühldorfer
(www.salzsaga.de)

Drei Osterkonzerte der Kammerakademie Potsdam
Potsdam (ddp-lbg). Die Kammerakademie Potsdam führt in der Osterzeit wieder Konzerte auf. Mitglieder der Kammerakademie und die «vocal-concertisten» unter der Leitung von Kristian Commichau bringen am Karfreitag Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion im Nikolaisaal zu Gehör (17.00 Uhr), wie eine Akademie-Sprecherin in Potsdam betonte. Am Ostermontag findet dann im Foyer des Nikolaisaals ein Matineekonzert unter dem Titel «La Revue de la Cuisine statt» (11.00 Uhr).
Am 26. April veranstaltet die Kammerakademie in der Reihe «Kammerakademie spezial» das Konzert «Romantik in Sanssouci» im Schlosstheater des Neuen Palais (20.00 Uhr). Auf dem Programm stehen Teile des «Sommernachtstraum» von Felix Mendelssohn-Bartholdy, die English Suite des britischen Komponisten Hubert Parry und die Uraufführung des 3. Violinkonzerts des kürzlich verstorbenen Potsdamer Komponisten Gerhard Rosenfeld. Die Leitung des Konzerts hat Peter Rainer.
Karten sind bei der Ticket-Galerie Nikolaisaal Potsdam, Wilhelm-Staab-Straße 11, 14467 Potsdam, Telefon 0331 - 28 888 28, im Internet unter www.nikolaisaal.de sowie an vielen Vorverkaufsstellen zu erwerben.

Probenbeginn für Schweriner Schlossfestspiele 2003
Schwerin (ddp-nrd). Die Verdi-Oper «Don Carlos» steht in diesem Jahr auf dem Spielplan der Schweriner Schlossfestspiele. Anfang der Woche beginnen auf dem Alten Garten der Landeshauptstadt die teils öffentlichen Proben. Premiere ist am 12. Juni. Nach Ansicht von Regisseur Werner Saladin, der bereits 1999 mit seiner Inszenierung von Giuseppe Verdis «Aida» großen Erfolg hatte, verfügt «Don Carlos» über alles, was ein bühnenwirksames Werk braucht: Machtkämpfe, menschliche Tragödien und eine wunderbare Musik. Es sei eine große Oper und «ein ungeheures Stück».
Die Handlung der Oper, für die Schillers gleichnamiges Drama von 1787 als literarische Vorlage diente, spielt in der Mitte des 16. Jahrhunderts am Hof des spanischen Königs Philipps II. Es geht um Liebe und Freundschaft, um Verrat und um Tod, um politische Macht und persönliches Glück. Der Regisseur sieht in diesem Stoff Parallelen zur Gegenwart. Dennoch beharrt er konsequent darauf, die Handlung im 16. Jahrhundert zu belassen und nicht künstlich zu modernisieren. Die Zuschauer würden die Botschaft des Werks auch ohne «modernistisches Theater» verstehen.
Ganz im Sinne der eigenen Gesetze von Freiluft-Aufführungen wird Schwerins Ex-Opernintendant erneut auf Massenszenen sowie auf eine Reihe von theatralischen Effekten setzen. Im Gegensatz zu seiner «Aida» von 1999 würden diesmal zwar keine Elefanten und Kamele mitspielen, aber immerhin zehn Pferde. Und ganz sicher wird «Don Carlos» eine Inszenierung mit viel Feuer werden - schließlich gehören auch Ketzerverbrennungen zur dramatischen Handlung.
(www.theater-schwerin.de)

Deutschlandpremiere für Bejarts «Ballet for Life» in Berlin
Berlin (ddp-bln). Maurice Béjarts «Ballet for Life» ist ab Mai erstmals in Deutschland zu sehen. Zur Musik von «Queen» und Mozart tanzt im Berliner Theater des Westens das Béjart Ballet Lausanne, wie das Theater mitteilte. Die Kostüme der Produktion hat Gianni Versace entworfen. Die Choreografie ist eine Hommage an «Queen»-Sänger Freddie Mercury und an Jorge Donn, Starsolist bei Bèjart, die beide an Aids gestorben sind. Bejart bezeichnet seine Choreografie für fast 50 Tänzer als «Ballett über Jugend und Hoffnung».
Im Mittelpunkt stehen der Intention Bejarts zufolge nicht das Thema Aids, sondern Menschen, die, wie auch Mozart, jung gestorben sind. Die Choreografie ist Teil einer Inszenierung, in der neben Tanz und Musik auch das Lichtdesign und Videoproduktionen eine entscheidende Rolle spielen.
Bisher war «Ballet for Life» in New York, London, Paris, Peking, Brüssel und Amsterdam zu sehen. Die Uraufführung war im Januar 1997. Vorstellungstermine in Berlin sind vom 15. bis zum 17. Mai und vom 20. bis zum 24. Mai jeweils um 20.30 Uhr, am 18. und 25. Mai um 15.00 Uhr. Am 27. und 28. Mai findet im Theater des Westens jeweils um 20.30 Uhr eine Béjart-Gala «Bolero» statt.
(www.theater-des-westens.de)