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Frankfurt/Main: Barenboim hofft auf friedlichen Konzertauftritt in Ramallah +++ Berlin: Harry Kupfer hält nichts von Regie-Quereinsteigern in der Oper +++ Düsseldorf: Berufungsverhandlung im Streit um Vivaldi-Oper «Motezuma»+++ Donaueschingen: Programmänderungen bei den Musiktagen +++ Helsinki: Festwochen unter dem Motto "Kunst gehört allen" +++ Brügge: Miki Takahashi gewinnt Internationalen Wettbewerb Musica Antiqua 2005 +++ Hannover: Musical «Cats» feiert am Freitag Premiere +++ Essen: Cappella Coloniensis spielt Urfassung von Mendelssohn-Violinkonzert
Frankfurt/Main: Barenboim hofft auf friedlichen Konzertauftritt in RamallahFrankfurt/Main (ddp). Der Dirigent Daniel Barenboim hofft, dass der am Sonntag geplante Auftritt des von ihm mitbegründeten West-Eastern Divan Orchestra in Ramallah im Westjordanland tatsächlich stattfinden kann. «Unser Termin verbindet sich mit der Räumung der besetzten Gebiete, insofern kann das für uns schon noch mal eine schwierige Situation werden», sagte Barenboim der «Frankfurter Rundschau» (Dienstagausgabe). Aber er hoffe, dass nichts mehr dazwischen komme. «Ich glaube, dass es ein wichtiges Signal menschlicher Solidarität bedeutet, jetzt in Ramallah aufzutreten», sagte der Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper. Ein im vergangenen Jahr geplantes Konzert in der Stadt war wegen Sicherheitsbedenken geplatzt.
Die spanische Regierung habe für jedes Orchestermitglied einen spanischen diplomatischen Pass ausgegeben. «Das erachte ich als ganz erstaunliche großzügige Geste. Auch die Botschaften in Deutschland, Spanien und Frankreich in Ramallah helfen uns mit dem Transport», sagte er. Aufgrund des Rückzugsplans der israelischen Regierung werden derzeit die besetzten Gebiete im Gaza-Streifen und im Westjordanland geräumt.
Das 1999 gegründete Orchester setzt sich aus rund 80 jungen Leuten aus Israel, den Palästinensergebieten, Syrien, Libanon und Spanien zusammen. Sie treffen sich einmal im Jahr in Sevilla zu einem Workshop, anschließend gehen sie auf Tournee. Das einzige Konzert in Deutschland gibt das Orchester am Donnerstag beim Rheingau-Musik-Festival in Wiesbaden.
Berlin: Harry Kupfer hält nichts von Regie-Quereinsteigern in der Oper
Berlin (ddp). Der Opernregisseur und Ex-Direktor der Komischen Oper Berlin, Harry Kupfer, hält nichts von Regie-Quereinsteigern im Opernfach. «Die Dilettanten, die nicht vom Theater kommen, werden doch nur genommen, weil man sich von ihnen einen noch höheren Event-Charakter verspricht», sagte Kupfer in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur ddp in Berlin. Berufsfremde wie zum Beispiel die Filmregisseure Doris Dörrie und Bernd Eichinger, die in jüngster Zeit Opernarbeiten vorgelegt haben, könnten die Musik nicht lesen. Außerdem interessiere sie die Musik auch gar nicht.
«Die großen Komponisten Mozart, Verdi, Wagner oder Reimann sind doch wesentlich genialer und interessanter als alle Nach-Interpreten», sagte Kupfer. Wenn man sich darüber hinwegsetze, so spreche das für den Dilettantismus. «So einen Unfug schaue ich mir nicht an, dafür ist mir meine Zeit zu schade», fügte er hinzu.
Die neue Interpretation einer Oper basiere immer auf dem gründlichen Studium und Dechiffrieren der Partitur, sagte Kupfer. Jede Ausdrucksmöglichkeit sei von Komponisten wie beispielsweise Wagner genau fixiert. Die Musik sei zwar vieldeutig, so dass man sie unterschiedlich auslegen könnte. «Aber sie ist doch erst mal die Basis für jede Neuinterpretation», sagte Kupfer. Zu einer neuen Lesart komme man dann, wenn man auf die psychologischen Seiten eines Stückes schaue.
Vor allem im Ausland gibt es nach Ansicht Kupfers derzeit interessante Opern-Aufführungen. In England, Spanien, Finnland und Holland könne man noch hochinteressantes Theater erleben, sagte er. In diesen Ländern müssten die Bühnen aufgrund ihrer finanziellen Verhältnisse viel mehr auf der Hut sein, um ihr Publikum zu erreichen.
Düsseldorf: Berufungsverhandlung im Streit um Vivaldi-Oper «Motezuma»
Düsseldorf (ddp-nrw). Mit den Aufführungsrechten an der Oper «Motezuma» des venezianischen Komponisten Antonio Vivaldi befasst sich heute das Oberlandesgericht Düsseldorf (14.30 Uhr). Bei der Berufungsverhandlung geht es um die Frage, ob beim Düsseldorfer «Altstadtherbst Kulturfestival» mehrere szenische Aufführungen der Oper gezeigt werden dürfen.
Die Berliner Singakademie, die im Besitz der Aufführungsrechte ist, hatte die Zustimmung verweigert und vor dem Landgericht Düsseldorf eine einstweilige Verfügung erwirkt. Die Veranstalter des «Altstadtherbst Kulturfestivals» wenden sich nun gegen dieses Urteil.
Das Musikwerk galt lange als verschollen. Erst vor wenigen Jahren entdeckte ein Wissenschaftler eine Handschrift mit den nicht ganz vollständigen Noten im Archiv der Singakademie Berlin.
Donaueschingen: Programmänderungen bei den Musiktagen
Die Organisatoren der Donaueschinger Musiktage weisen auf zwei Programmänderungen hin. Zwei Komponisten, Brian Ferneyhough und György Kurtág, konnten ihre zur Uraufführung geplanten Stücke nicht fertig stellen.
Im Abschlusskonzert des Festivals werden deshalb an Stelle der Orchesterkomposition von Brian Ferneyhough zwei Deutsche Erstaufführungen präsentiert: Franco Donatoni, ESA (in cauda V) für Orchester sowie Klaus Ospald, Tschappina-Variationen für Ensemble
Im Kammerkonzert mit dem Klangforum Wien, am Sonntag, 16. Oktober um 11 Uhr wird an Stelle eines neuen Stückes von György Kurtág "PA" von Pierluigi Billone zur Uraufführung kommen.
s. auch: http://nmz.de/kiz/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=104…
Helsinki: Festwochen unter dem Motto "Kunst gehört allen"
Die Helsinki Festwochen finden dieses Jahr vom 19. August bis 4. September unter dem Motto "Kunst gehört allen" statt. Das Multikunstfestival ist das größte Festival Finnlands und lockt jährlich rund 250.000 Besucher. Zu den Highlights 2005 zählen die deutsche Choreographielegende Pina Bausch und ihr Wuppertaler Tanztheater, der Dirigent Esa-Pekka Salonen, der französische Fotograf Yann Arthus-Bertrand, die Sängerin Eva Dahlgren sowie die holländische Malerin Marlene Dumas. Darüber hinaus werden während Festwochen reichlich Stadtfeste und sogar zwei Jazzfestivals organisiert.
http://www.helsinkifestival.fi
Brügge: Miki Takahashi gewinnt Internationalen Wettbewerb Musica Antiqua 2005
Miki Takahashi, die Preisträgerin des diesjährigen 3. Internationalen Telemann-Wettbewerbs, gewann wenige Monate nach ihrem Erfolg in Magdeburg den Internationalen Wettbewerb Musica Antiqua 2005 in Brügge (Niederlande). Neben einem Preisgeld in Höhe von 3.750 € wurde ihr auch der „audience prize“ (Publikumspreis) zugesprochen.
Bei dem diesjährigen Festival von Flandern (22.03.-07.12.05) war das Festival Alter Musik in Brügge ein bedeutender Fixpunkt und dieser bildet gleichzeitig den Rahmen für den Internationalen Wettbewerb Musica Antiqua, der 1964 vom Musikwissenschaftler Robrecht Dewitte 1964 ins Leben gerufen wurde. In diesem Jahr wurde der Solistenwettbewerb vom 27. Juli bis zum 3. August 2005 ausgetragen.
http://www.festivalvanvlaanderen.be
Hannover: Musical «Cats» feiert am Freitag Premiere
Hannover/Hamburg (ddp-nrd). Die Katzen des Musicals «Cats» kommen an die Leine. Am Freitag feiert der Musical-Klassiker in Hannovers Theater am Aegi Premiere, wie die Produktionsfirma Stage Entertainment am Montag in Hamburg mitteilte. Bis 25. September wird das Stück in Hannover zu sehen sein.
Erst am Sonntag war die letzte «Cats»-Aufführung in Dresden über die Bühne gegangen. Direkt im Anschluss wurde mit dem Verladen der Kulissen begonnen. Für den Transport des gesamten Equipments nach Hannover werden zwölf Trucks benötigt.
«Cats» gilt als das bekannteste und am längsten gespielte Musical der Welt. Das mittlerweile in zehn Sprachen übersetzte Stück basiert auf der Novelle «Old Possums\'s Book of Practical Cats» von T.S. Eliot. Die Musik schrieb Andrew Lloyd Webber. Aufgeführt wurde es bereits in mehr als 300 Städten und 26 Ländern. In Deutschland feierte «Cats» 1986 in Hamburg Premiere.
http://www.cats-on-tour.de
Essen: Cappella Coloniensis spielt Urfassung von Mendelssohn-Violinkonzert
Essen (ddp). Die Cappella Colonienis plant die Aufführung der Urfassung von Felix Mendelssohn Bartholdys (1809-1847) Violinkonzert e-Moll. Das Stück gilt als eines der bedeutendsten Werke des Violin-Repertoires. Unter der Leitung des Dirigenten Bruno Weil präsentiert das Orchester nach eigenen Angaben vom Montag die Originalpartitur am 19. September in der Essener Philharmonie. Solist ist Hiro Kurosaki.
Im Juli hatte der Mendelssohn-Forscher R. Larry Todd aus den USA die revidierte Neuausgabe von Mendelssohns Violinkonzert op.64 im Bärenreiter-Verlag (Kassel) veröffentlicht. Im Gegensatz zu der bis heute populären Fassung von 1845 erinnert in dieser Version das Zusammenspiel von Orchester und Solo-Instrument an barocke Vorbilder. Zudem werden Änderungen in der Kadenz hörbar, die den Originalhandschriften und Anmerkungen Mendelssohns entsprechen, wie eine Sprecherin des Orchesters am Montag sagte.
Die Cappella Coloniensis zählt seit 50 Jahren zu den international renommierten Klangkörpern, die sich auf die authentische Aufführung von Kompositionen aus der Barockzeit, der Klassik und der Romantik spezialisiert haben. Bei der Aufführung des Mendelssohn-Konzerts spielt der aus Japan stammende Solist Kurosaki auf einem Instrument ausdem 19. Jahrhundert.