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Bayreuther Wagner-Festspiele starten in neue Ära +++ Orpheus-Projekt in der Komischen Oper Berlin +++ Erste Widmann-Oper in München uraufgeführt +++ Schlossfestspiele bei Fürstin Gloria +++ Schleswig-Holstein Musik Festival: Musikfeste auf dem Lande starten +++ Brandenburg präsentiert üppiges Sommer-Programm
Bayreuther Wagner-Festspiele starten in neue Äraorf - Mit der Neuinszenierung der Oper "Der fliegende Holländer" durch Claus Guth starten die diesjährigen Bayreuther Festspiele am 25. Juli in eine neue Ära.
Jahrzehntelang hatte Festspielchef Wolfgang Wagner Bayreuth mit seinen Inszenierungen geprägt. Letztes Jahr erklärte er seinen Abschied als Regisseur. Neben Guth sollen in den kommenden Jahren nun Christoph Schlingensief ("Parsifal" 2004), Christoph Marthaler ("Tristan und Isolde" 2005) und Lars von Trier ("Der Ring des Nibelungen" 2006) neue Akzente in der Wagner-Rezeption setzen.
"Wir wollen das Wechselspiel zwischen Tradition und Erneuerung fortsetzen, die Werke bewahren und beständig erneuern", heißt es in der "Werkstatt Bayreuth". Angst vor Skandalen wie beim Jahrhundert-"Ring" von Patrice Chéreau im Jahr 1976 haben Festspielleiter Wolfgang Wagner und seine Mannen nicht.
"Schlingensief, Marthaler und von Trier sind keine Bilderstürmer, die Wagners Tempel zerstören", werden potenzielle Kritiker beschwichtigt. "Es geht darum, zeitgemäße Interpretationen zu finden, mit denen die Einzigartigkeit und die Notwendigkeit von Bayreuth auch in Zukunft gerechtfertigt ist."
In diesem Jahr soll das zunächst Claus Guth besorgen. Der 39-jährige Regisseur will mit seiner "Holländer"-Interpretation zum Nachdenken anregen. "Ich versuche, seelische Abgründe und unbewusste Prägungen an die Oberfläche zu bringen", sagte er. Guth interessieren die "Innenwelten" der Protagonisten in Wagners grosser romantischer Oper.
Wie Guth ist auch "Holländer"-Dirigent Marc Albrecht ein Bayreuth-Debütant. Die beiden hatten bereits 2001 in Dresden bei der Uraufführung "Celan" von Peter Ruzicka erfolgreich zusammengearbeitet und waren danach von Festspielchef Wolfgang Wagner für Bayreuth verpflichtet worden. Auch Adrienne Dugger als Senta und Jaakko Ryhänen als Daland geben bei der diesjährigen Festspielpremiere ihr Debüt am "Grünen Hügel". Ein alter Bekannter ist dagegen "Holländer" John Tomlinson, der in den vergangenen Jahren den Hagen in der "Götterdämmerung" sang.
Gespannt wird das Festspielpublikum beobachten, ob Regisseur Philippe Arlaud Änderungen an seinem "Tannhäuser" vorgenommen hat, der bei der Premiere 2002 wenig Anklang bei der Kritik gefunden hatte. Dirigent ist Christian Thielemann.
Bereits im vierten Jahr läuft die Tetralogie "Der Ring des Nibelungen" in der Regie von Jürgen Flimm. Die musikalische Leitung hat Adam Fischer. Komplettiert wird der Spielplan durch "Lohengrin" von Keith Warner. Am Pult steht Sir Andrew Davis.
Um die Gunst des Publikums muss sich Festspielleiter Wolfgang Wagner wenige Wochen vor seinem 84. Geburtstag am 30. August keine Sorgen machen. "Wir sind 9,9-fach überbucht", heißt es aus dem Kartenbüro.
Auch die Sponsoren stehen uneingeschränkt zu den Festspielen. "Bayreuth ist für viele Firmen und Einzelpersonen etwas, was sich lohnt - aber nicht im Sinne von auszahlen", betont das Festival. "Für viele ist es eine Imagefrage, die Festspiele zu fördern."
Auch wenn sich für die Premiere wieder viel Prominenz aus Politik und Wirtschaft, Kunst und Gesellschaft angesagt hat, legt Bayreuth doch Wert darauf, kein "Tummelplatz der Reichen und Schönen" zu sein. Bei Preisen zwischen 24,50 Euro auf der Galerie und 183 Euro für die besten Plätze bilde das Festspiel-Publikum vielmehr einen Querschnitt der Gesellschaft ab.
Auch wer keines der begehrten Billetts für die 30 Aufführungen ergattert hat, wird am Fusse des "Grünen Hügels" mit Wagner und seinen Werken konfrontiert. Die offizielle Festspiel-Ausstellung widmet sich vom 22. Juli bis 30. August unter dem Titel "Der Mythos des Erlösers" Wagners Traumwelten und der deutschen Gesellschaft von 1871 bis 1918.
Das Richard-Wagner-Museum im Haus Wahnfried zeigt vom 16. Juli bis 30. August Fotografien des Wagner-Schwiegervaters und Komponisten Franz Liszt. Für Festspiel-Atmosphäre in der ganzen Region sorgt ab 3. August auch das 53. Festival junger Künstler mit 350 Teilnehmern aus 40 Ländern.
Orpheus-Projekt in der Komischen Oper Berlin
Berlin (ddp-bln). Zu seinem 40-jährigen Bestehen präsentiert das Deutsch-Französische Jugendwerk heute Abend in der Komischen Oper Berlin das «Orpheus-Projekt». Rund 200 junge Künstler und Mitwirkende aus Deutschland, Frankreich und der Slowakei werden die Zuschauer in die Welt des Orpheus-Mythos entführen, kündigte ein Sprecher des Jugendwerks an. Es handle sich um eine Uraufführung, die aus der Spannung und Kreativität deutsch-französisch-europäischer Begegnungen entstanden sei.
Vor Beginn der Vorstellung werden die Besucher auf dem Platz vor dem Opernhaus sowie im Foyer mit Pantomimen und Tänzern empfangen. Im Foyer erklingt der erste Teil der Auftragskomposition «Ohr(fee)» des Franzosen Vincent Carinola. Im Opernhaus führt das Orchester «Jeunesse Moderne» den zweiten Teil der Auftragskomposition auf.
Anschließend spielt das Deutsch-Französische Jazz-Ensemble Kompositionen nach den Motiven der Gluck-Oper «Orphée et Eurydice». Auszüge aus der Oper selbst bringt ein deutsch-französisches Orchester zu Gehör. Die Handlung wird von fast lebensgroßen Puppen dargestellt, die von Tänzern bewegt werden. Eine Multimediashow vor dem Opernhaus schließt den Abend ab.
Erste Widmann-Oper in München uraufgeführt
München (ddp-bay). Mit einhelligem Applaus ist am Donnerstagabend im Münchner Cuvilliéstheater die Uraufführung der Oper «Das Gesicht im Spiegel» von Jörg Widmann aufgenommen worden. Der 1973 in München geborene Komponist und Klarinettist hatte das zweieinhalbstündige Werk im Auftrag der Bayerischen Staatsoper eigens für die diesjährigen Münchner Opernfestspiele komponiert.
Widmann und sein Librettist Roland Schimmelpfennig erzählen in ihrer abendfüllenden Oper eine tragisch-groteske Liebesgeschichte aus dem Genzeitalter, in deren Mittelpunkt die Klonfrau Justine (Julia Rempe) steht. Sie wurde von dem Bioingenieur Milton (Richard Salter) nach dem Vorbild von Patrizia (Salome Kammer) erschaffen, der Ehefrau und Geschäftspartnerin des Biotechunternehmer Bruno (Dale Duesing).
Zwischen der ihrer Herkunft nicht bewussten Justine und Bruno entspannt sich eine Liebesgeschichte. Bruno will mit Justine ein neues Leben beginnen und brennt mit Miltons Produktionsplänen durch, die ihm ermöglich sollen, Justine überall reproduzieren zu können. Auf der Flucht kommt er jedoch bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Als Patrizia Justine schließlich mit der Tatsache konfrontiert, dass sie nur eine Kopie ihrer selbst ist, will Justine in den Selbstmord gehen. Das Ende bleibt offen.
Widmann hatte mit «Das Gesicht im Spiegel» seine erste Oper vorgelegt. Nicht nur ihm zollte das Uraufführungspublikum im ausverkauften Cuvilliéstheater heftigen Beifall, sondern auch dem vierköpfigen Sängerteam, dem Tölzer Knabenchor, dem Bayerischen Staatsorchester unter Peter Rundel sowie Regisseur Falk Richter.
Schlossfestspiele bei Fürstin Gloria
Regensburg (ddp-bay). Ein Großaufgebot an Prominenz wird heute Abend (20.30 Uhr) zur Eröffnung der ersten «Thurn und Taxis-Schlossfestspiele» in Regensburg erwartet. In dem Premierenstück von Carl Orffs «Die Bernauerin» übernimmt Fürstin Gloria die Rolle der Ansagerin. Ihre Töchter Maria Theresia und Elisabeth spielen Zofen. Neben dem bayerischen Historiendrama in der Inszenierung des Regensburger Theater-Intendanten Ernö Weil und mit Christine Neubauer und Toni Berger in den Titelrollen werden im Innenhof von Schloss Sankt Emmeram außerdem der argentinische Startenor José Cura, die sizilianische Primadonna Lucia Aliberti und das Budapester Operettentheater auftreten.
Im Fürstenpark sollen Musikfeste und «musikalische Picknicks» das höfische Leben von einst wieder beleben und zum Lustwandeln einladen. Außerdem stehen Andrew Lloyd Webbers Musical «Evita» mit Anna Maria Kaufmann sowie ein Frank-Sinatra-Abend auf dem Programm. Wegen der Lungenkrankheit Sars musste die geplante chinesische Nacht mit der «Chinese Academy of Traditional Drama» zugunsten einer dritten Aufführung von «Die Bernauerin» gestrichen werden. Nach Angaben der Veranstalter sind für das zehntägige Festival bereits rund 24 000 Karten verkauft. Fürstin Gloria will das Freiluft-Festival nach eigenen Worten zu einem festen Bestandteil im deutschen
Festspielkalender machen.
Schleswig-Holstein Musik Festival: Musikfeste auf dem Lande starten
Kiel (ddp-nrd). Zu Musikfesten auf dem Lande lädt das Schleswig-Holstein Musik Festival in den hohen Norden ein. Das erste der fünf Musikfeste findet am Samstag und Sonntag auf dem Kirschenhof in Stocksee statt. Die musikalische Mischung in der eigens für die Veranstaltung geräumten Obsthalle reicht von Klassik über Jazz bis zu musikalischem Kabarett, wie die Veranstalter am Donnerstag mitteilten. Zu hören sind der Knabenchor Choir of King\'s College, das Ensemble Aventure, das tschechische Talich Kammerorchester, der österreichische Pianist Franz Vorraber sowie die Klazz Brothers & Cuba Percussion.
Der Sonntag startet unter dem Motto «Feuer und Wasser» mit Teilen aus Händels Feuer- und Wassermusik, dargeboten von 40 Studenten norddeutscher Musikhochschulen. Zur Tea Time haben dann die Classik Buskers aus England ihren Auftritt. Während der Pausen werden die Greifvögel der Falknerei Horus zur Vorführungen in den Himmel aufsteigen.
Weitere Musikfeste auf dem Lande gibt es am 26. und 27. Juli in Wotersen, am 9. und 10. August in Altenhof, am 16. und 17. August im Emkendorf und am 23. und 24. August noch einmal in Wotersen.
http://www.shmf.de
Brandenburg präsentiert üppiges Sommer-Programm
Berlin (ddp-lbg). In Brandenburg ist auch in diesem Sommer wieder Kulturtourismus angesagt. Dies sei ein wichtiger Standortfaktor, sagte Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) am Donnerstag bei der Vorstellung der kulturellen Höhepunkt der kommenden Wochen. Die Erfahrung zeige, dass viele Menschen einen Anlass brauchten, um in die Mark zu kommen. Im Interesse eines besseren Überblicks seien die zahlreichen Veranstaltungen gebündelt worden. Insbesondere sollen die Gäste auf noch nicht so bekannte, aber reizvolle Orte im Land aufmerksam gemacht werden.
Unter dem Dach des 1994 gegründeten Vereins «Kulturfeste» werden Events von 52 Veranstaltern an über 40 Aufführungsorten offeriert. Das Spektrum reicht von Barockmusik- und Chorkonzerten über Lesungen bis zu Sprech- und Tanztheater-Festivals. Am Sonntag wird es eine «Europäische Kammermusikwerkstatt» in der Mahn- und Gedenkstätte im ehemaligen Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück geben. Dafür erarbeiteten Musikerinnen aus fünf Ländern Auftragskompositionen. Ausgangspunkt waren Lieder und Gedichte, die Gefangene damals in Ravensbrück geschaffen hatten.
Zu den rund 200 Veranstaltungen des seit 1998 bestehenden Modellprojekts «Kulturland Brandenburg 2003» gehört die Ausstellung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg über das Kaiserschloss in Poznan, die zuerst in Potsdam und dann in der polnischen Stadt gezeigt wird. Die Schau spiegelt 100 Jahre europäischer Geschichte wider.
http://www.kulturportal-brandenburg.de http://www.kulturfeste.de