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Bremen/Dresden: Verschollene Partiturabschrift zu «Faust»-Vertonung gefunden +++ Aachen: Uraufführung von Michael Gordons «Acquanetta» +++ Halle: Uraufführung der Kammeroper «Juana» +++ Gera: Neuer Generalmusikdirektor setzt auf junges Publikum und neue Musik +++ Leipzig: Hanns-Eisler-Werkschau bei „Heimat Moderne“ +++ Berlin: Percy Adlons «Out of Rosenheim» kommt als Musical nach Deutschland +++ Zgorzelec: Premiere für «Carmina Burana» auf polnischer Bühne
Bremen/Dresden: Verschollene Partiturabschrift zu «Faust»-Vertonung gefundenBremen/Dresden (ddp-lsc). Eine bislang als verschollen geltende Partiturabschrift der ersten Vertonung von Goethes «Faust» ist in der Sächsischen Landesbibliothek Dresden gefunden worden. Der Bremer Musikwissenschaftler Oliver Rosteck habe die «sensationelle Entdeckung» bei Recherchen für seine Habilitation gemacht, sagte eine Universitätssprecherin am Mittwoch in Bremen. Die Komposition von Ignaz Walter war 1797 der Öffentlichkeit in Bremen in einem abendfüllenden Werk vorgestellt worden. Die Partitur wurde 1944 bei einem Brand der Bremer Stadtbibliothek vernichtet.
Bis auf eine 1937 angefertigte Abschrift einiger Arien galt die Oper als verschollen. Die von Rosteck in Dresden entdeckte fast vollständige Kopie stammt vermutlich von einer dortigen Aufführung im Jahr 1797. Das Werk solle nun, finanziert durch die Bremer Gotho-von-Irmer-Stiftung, erschlossen werden, sagte die Sprecherin.
Mit Ignaz Walters Oper liegt den Angaben zufolge die erste umfangreiche Vertonung des Goetheschen Stoffes vor, die bisher in der Fachwelt nahezu unbeachtet blieb. Allgemein bezeichnen Musikhistoriker das Werk von Louis Spohr von 1816 als die erste große Oper nach dem «Faust»-Stoff.
Aachen: Uraufführung von Michael Gordons «Acquanetta»
Aachen (ddp-nrw). Als letzte Uraufführung in der Intendanz von Paul Esterhazy zeigt das Aachener Opernhaus die Auftragskomposition «Acquanetta» von Michael Gordon. In der Regie von Esterhazy hat das rund siebzigminütige Werk am Samstag Premiere, es dirigiert Marcus R. Bosch.
Im Zentrum von Gordons erster Oper steht die gleichnamige amerikanische Filmschauspielerin, die in den 40er Jahren als exotische Schönheit für kurze Zeit in Hollywood Karriere machte. Ihre afro-amerikanischen Wurzeln bis zum Tode verschleiernd, nahm sie im Laufe ihres Lebens unterschiedliche ethnische Wurzeln an. Michael Gordon nutzt die Biographie für eine Parabel über die ewige Theaterfrage «Who am I?» (Wer bin ich?) und orientiert sich musikalisch an der Tradition der Minimal Music, wie eine Opernhaus-Sprecherin am Mittwoch der Nachrichtenagentur ddp erläuterte.
Gordons Werke waren unter anderem im New Yorker Lincoln Center, in der Kölner Philharmonie sowie auf Festivals in Edinburgh und Dresden zu hören. Er gilt zudem als Kopf der bekannten New Yorker Komponistengruppe «Bang on a Can» und hat mit der Video-Oper «Weather» und dem szenischen Oratorium «Lost Objects» bereits erste Schritte in Richtung Musiktheater unternommen.
http://www.theater-aachen.de
Halle: Uraufführung der Kammeroper «Juana»
Halle (ddp-lsa). Das Opernhaus Halle bringt am Samstag als letzten Höhepunkt der Saison die Uraufführung der Kammeroper «Juana» des Spaniers Enric Palomar auf die Bühne. Das Libretto stammt von der Engländerin Rebecca Simpson. Es ist eine Koproduktion mit dem Gran Teatre Barcelona und weiteren Partnern. Im November wird die hallesche Bühne mit dieser Oper über das Schicksal der spanischen Königin Juana, die als wahnsinnig galt, an drei Abenden in Barcelona gastieren.
«Juana war sicher depressiv, aber nicht wahnsinnig. Ich sehe sie als Opfer eines für die Renaissance typischen Machtkampfes», sagte Regisseur Carlos Wagner, der auch für die Kostüme verantwortlich zeichnet. Den Zuschauer erwarte ein abstraktes Bühnenbild und eine Vermischung von realen und symbolischen Elementen. Die Inszenierung sei ein Spiel auf mehreren Ebenen.
In Halle habe er ein Team vorgefunden, das seine Vorgaben ideenreich aufgegriffen und entwickelt habe, sagte der in Venezuela geborene Regisseur der Nachrichtenagentur ddp. Es habe Spaß gemacht, hier zu arbeiten. Er hoffe, dass das Publikum die gleichen Sympathien für das Stück und die Musik des bisher hier unbekannten Enric Palomar entwickele wie er.
Der Stoff der Oper ist im Spanien des 16. Jahrhundert angesiedelt. Juana wird aus Machtgründen als angeblich Wahnsinnige von der Umwelt abgeschottet, während ihr Vater und später ihr Sohn (Kaiser Karl V.) die Regierungsgeschäfte führen. Kastilische Städte wagen den Aufstand, um die rechtmäßige Königin zu befreien. Doch Juana kann sich nicht dazu entschließen, die Truppen zu legitimieren. Der Aufstand wird niedergeschlagen.
http://www.opernhaus-halle.de
Gera: Neuer Generalmusikdirektor setzt auf junges Publikum und neue Musik
Gera (ddp-lth). Auf junge Besucher und neue Musik will der designierte Generalmusikdirektor des Theaters Altenburg-Gera, Eric Solen, künftig setzen. Ein mit Steuerngeldern finanziertes Orchester müsse in der Gesellschaft präsent sein und immer neues Publikum finden, sagte der 36-jährige Schwede am Mittwoch in Gera. Dabei liege ihm besonders am Herzen, die Jugend für klassische Musik zu begeistern. Daneben müsse zeitgenössische Musik gefördert werden, «auch wenn sie beim Publikum nicht immer so gut ankommt».
Solen tritt seine fünfjährige Amtszeit am 1. August an. In seiner ersten Spielzeit, deren Programm bereits bei seiner Berufung feststand, wolle er mit kleinen Änderungen erste Akzente setzen. So sind im ersten und im letzten Philharmonischen Konzert Begegnungen mit den beiden schwedischen Komponisten Daniel Börtz und Wilhelm Stenhammer geplant. Mit Mozarts «Jupitersinfonie» erweist Solen einem seiner Lieblingskomponisten Reverenz.
Er hoffe, dass seine Musikalität gleichermaßen das Orchester und das Publikum begeistern werde, sagte Solen, der derzeit noch als 1. Kapellmeister und stellvertretender Generalmusikdirektor am Oldenburgischen Staatstheater wirkt. Gelegenheit dazu ist immerhin in sieben der neun großen Philharmonischen Konzerte, die Solen ebenso dirigiert wie die Gala zur Eröffnung der Spielzeit 2005/06 und das Konzert zum Jahreswechsel. Daneben übernimmt er die musikalische Leitung der Inszenierung von Mozarts Oper «Cosi fan tutte».
Solen, der Gesang, Klavier und Dirigieren studiert hatte, setzte sich unter fast 100 Bewerbern um das Amt des Generalmusikdirektors durch. Er tritt die Nachfolge von Gabriel Feltz an, der das Haus nach vier Jahren verlässt und als Chefdirigent zur Stuttgarter Philharmonie wechselt.
http://www.theater.altenburg.gera.de
Leipzig: Hanns-Eisler-Werkschau bei „Heimat Moderne“
Als ein Festival im Festival mit einem spannenden Programm von Kunst über Musik und Film bis Theater präsentiert das Wochenende vom 1. bis 3. Juli 2005 gleich mehrere Höhepunkte in Leipzig. Im Mittelpunkt der Veranstaltungen steht der Leipziger Augustusplatz - die zweite Station von »Heimat Moderne«.
Der Innenstadtbereich um den Augustusplatz verbindet sich mit der Geschichte eines der wichtigsten deutschen Komponisten des 20. Jahrhunderts: Hanns Eisler (1898-1962), dessen Geburtshaus sich in unmittelbarer Nähe befindet. Eislers Biografie war bewegt, sein ‘uvre schier unüberschaubar und so facettenreich wie das kaum eines anderen Musikers des Jahrhunderts. Auf der einen Seite steht der experimentierfreudige Komponist in der Tradition seines Lehrers Arnold Schönberg und Schöpfer von populären Film- und Theatermusiken. Auf der anderen Seite war er der auch über die Musik hinaus linke Aktivist, der in zahlreichen Liedern, Chansons und Chorwerken seinen Anspruch von »angewandter Musik« formulierte. Live und Open Air ist der zweite Teil der Hanns Eisler Werkschau »Chorwerke und Massenlieder« am 1. Juli ab 21 Uhr auf dem Augustusplatz zu hören. Anna-Constance Klinger und Thomas Christoph Heyde kuratieren das Programm.
Berlin: Percy Adlons «Out of Rosenheim» kommt als Musical nach Deutschland
Berlin (ddp). Der preisgekrönte Kinofilm «Out of Rosenheim» von Regisseur Percy Adlon ist im Herbst als Musical auf der Bühne zu sehen. Nach seiner Uraufführung im vergangenen Jahr in Spanien feiert das Musical «Bagdad Cafe», wie auch der Film mit Marianne Sägebrecht in der Hauptrolle international heißt, am 8. September in Hamburg Deutschlandpremiere, wie der Veranstalter am Mittwoch in Berlin mitteilte. Anschließend wird es in Bremen und Berlin zu sehen sein.
Percy und Eleonore Adlon selbst haben aus dem Drehbuch zu ihrem Film ein Libretto entwickelt, Bob Telson komponierte zu seinem Filmsong «Calling You» zwölf neue Stücke. Er ist auch der musikalische Leiter der Liveband bei den Vorstellungen von «Bagdad Cafe». Die Hauptrollen im Musical spielen Sissy Staudinger und Jevetta Stelle.
Die Geschichte von «Out of Rosenheim» beginnt an der Route 66 in der Mojave-Wüste. Dort stehen sich unversehens die bayerische Touristin Jasmin und die farbige Wirtin der Motel-Kneipe «Bagdad Cafe», Brenda, gegenüber. Jasmin geht im Cafe vor Anker und versucht, die Bude auf Hochglanz zu bringen. Nach vielen anfänglichen Schwierigkeiten werden die beiden Frauen dicke Freundinnen.
Zgorzelec: Premiere für «Carmina Burana» auf polnischer Bühne
Görlitz (ddp-lsc). Das Theater Görlitz schlägt eine neue Brücke in die polnische Nachbarstadt Zgorzelec. Auf der Freilichtbühne am Dom Kultury erklingt am Freitag Carl Orffs «Carmina Burana». Unter der Leitung vonGeneralmusikdirektor Eckehard Stier wird das bekannte Chorwerk von mehr als 200 Sängern, der Neuen Lausitzer Philharmonie und Solisten des Theaters aufgeführt, wie die Theaterleitung mitteilte. Die überdachte Bühne sei ein idealer Ort für eine solche Großveranstaltung. Mit Platz für rund 3000 Zuschauer liegt sie nur wenige Schritte vom innerstädtischen Grenzübergang entfernt.
An anderen Orten konnte «Carmina Burana» in den vergangenen fünf Jahren zwei Mal nicht gespielt werden. Wegen starker Regenfälle musste das Theater die bereits ausverkauften Freiluft-Konzerte wieder absagen. Dieses Risiko dürfte am neuen Veranstaltungsort wesentlich geringer sein.
Nach der Premiere in Zgorzelec wird «Carmina Burana» am Samstag vor dem Schloss Krobnitz bei Reichenbach und am Sonntag auf der Freilichtbühne in der Zittauer Weinau aufgeführt.
http://www.theater-goerlitz.de