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25.4.: film und medien aktuell +++ medienpolitik

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VPRT: Zahlen und Fakten zur «Schieflage im dualen Rundfunksystem» +++ Netzwellen - Radiovielfalt aus dem Internet +++ 50 Jahre Deutsche Welle: Information und Dialog als Programm +++ Erstmals «Tag des europäischen Films» bei Festival in Cannes


VPRT: Zahlen und Fakten zur «Schieflage im dualen Rundfunksystem»
Berlin/Brüsssel (ddp). Parallel zur Beschwerde bei der EU in Brüssel hat der Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT) einen Brief an die Ministerpräsidenten der Länder geschickt. Darin werden Zahlen und Fakten aufgelistet, die laut Privatfunk die «Schieflage im dualen Rundfunksystem Deutschlands» belegen. Damit solle, so VPRT-Präsident Jürgen Doetz, eine «politische Debatte im Zusammenhang mit dem 7. Rundfunkänderungsstaatsvertrag und der neuen Gebührenrunde» bundesweit angeschoben werden.
Nach Ansicht des VPRT ist die duale Rundfunkschieflage in Deutschland nicht nur ein konjunkturelles Problem - etwa der sinkenden Werbeeinnahmen -, sondern ein strukturelles. Die Bevorzugung der öffentlich-rechtlichen Sender zeige sich zum Beispiel in der Besteuerung. So müssten Privatsender ihre Werbeeinnahmen voll versteuern. Bei ARD und ZDF werden pauschal nur 16 Prozent Körperschaftsteuer im Zuge einer Ausnahmeregelung eingezogen. Für die ARD sei immer noch rückwirkend ein Steuererlass von 270 bis 300 Millionen Euro in der Debatte.
Zugleich öffnete sich die Schere zwischen den Einnahmen der Privatsender und der Öffentlich-Rechtlichen immer weiter. 2002 nahmen die Privaten aufgrund der Werbekrise nur noch 4,27 Milliarden Euro ein - ARD und ZDF aus Gebühren und Werbung 7,182 Milliarden Euro. Betrug der Unterschied vor drei Jahren noch 35, sind es jetzt 65 Prozent.
Während ein Ende der Werbeflaute nicht in Sicht ist, beantragen die öffentlich-rechtlichen Sender für die neue Gebührenperiode ab 2005 derzeit bei der zuständigen Kommission KEF eine Gebührenanhebung von ein bis drei Prozent. Begründung: Anpassung an die Preissteigerung in der Branche. Laut VPRT sinken aber die Programmkosten sowohl bei TV-Produktionen als auch bei Film- und Sportlizenzen.
Dazu kommen nach Ansicht des VPRT noch zusätzliche Einnahmen von ARD und ZDF durch kommerzielle Aktivitäten, etwa im Online-Bereich und durch große Tochterunternehmen wie Bavaria und Studio Hamburg.
Als Beispiel für Wettbewerbsverzerrung im Internet sind nun in der VPRT-Beschwerde konkrete Beispiele von MDR, WDR und ZDF aufgelistet. Dabei geht es vor allem um elektronischen Handel (E-Commerce). Besonders mit der Kooperation heute-t-online sollen die Mainzer nach VPRT-Berechnungen jährlich 3,3 Millionen Euro zusätzlich erwirtschaften.
Dazu kommen noch so genannte Mehrwertdienste der öffentlich-rechtlichen Anstalten, wo über 0190er Nummern kostenpflichtig Zusatz- und Serviceinformationen angeboten werden. Allein das ZDF verwandte in seinem Programm 2001 wie auch im vergangenen Jahr 33 Mal eine 0190er Nummer, der WDR zwischen 2000 und 2002 insgesamt 37 Mal. Mit Minutenpreisen von 0,618 Euro hat das ZDF allein 2001 Zusatzeinnahmen von 542 823 Euro erzielt, für 2002 liegen noch keine Zahlen vor.
Wie die neue RTL-Generalsekretärin Ingrid M. Haas sagte, gehe es dem VPRT mit seiner Auflistung konkreter Fälle nicht darum, ARD und ZDF jegliche kommerzielle Aktivitäten zu untersagen. Doch müssten die klar begrenzt werden, Internet- und Multimediaaktivitäten «ausschließlich programmbezogen» sein und nicht mit Gebühreneinnahmen vermischt werden.

Netzwellen - Radiovielfalt aus dem Internet
Berlin (ddp). Es ist noch nicht lange her, da war Radio hören über das Internet allein etwas für Freaks. Mit der zunehmenden Verbreitung von DSL-Anschlüssen und damit auch Flatrates erschließt sich den Sendern jedoch ein vollkommen neuer Verbreitungskanal. Außerdem sind handelsübliche PCs inzwischen so schnell, dass der Anwender mit ihnen bequem Musik und auch Radio hören und trotzdem flüssig arbeiten kann.
Für Menschen, die sowieso viel vor dem Rechner sitzen, ist Radio aus dem Netz deshalb eine Alternative zum alten Kofferradio. Mit den entsprechend guten PC-Lautsprecher bekommt man eine gute Klangqualität und auch Aussetzer gibt es - je nach Station - kaum noch. Denn nicht nur die Bandbreiten zwischen Provider und Anwendern, sondern auch die der so genannten Backbones - der großen Internetverbindungen - sind in den vergangenen Jahren kräftig ausgebaut worden.
Von dieser technischen Entwicklung profitiert zum Beispiel auch das DeutschlandRadio. «Seit August haben sich die Hörerzahlen über das Internet verdreifacht», sagt Stefan Lampe, Redaktionsleiter Online beim Berlin-Kölner Sender. Im März seien die Live-Streams von DeutschlandRadio Berlin und Deutschlandfunk eine halbe Millionen Mal abgerufen worden. Der durchschnittliche Hörer bleibt 20 bis 30 Minuten dabei.
Die Entwicklung hänge zum einen mit der gestiegenen Bedeutung von Online-Nachrichtenangeboten nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zusammen, sagt Lampe. Vor allem handele es sich jedoch um eine technische Weiterentwicklung, weil immer mehr Privatanwender über Pauschalzugänge verfügten. Darüber hinaus schalteten viele Hörer auch über Firmennetzwerke zu.
Der Vorteil am Radio aus dem Netz ist einleuchtend: Über Antenne und das Kabelnetz bekommt man immer nur einen kleinen Ausschnitt der möglichen Radioprogramme. Zum Beispiel sind nicht wie bei den dritten Fernsehprogrammen alle Sender der öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten verfügbar. Im Internet finden sich dagegen Radios aus der gesamten Welt.
Die ARD fasst ihre Sender unter www.ard.de/radio/index.phtml zusammen. Internetnutzer haben nicht nur Zugriff auf die Programme «ihrer» Hörfunkstation, sondern auf alle Sender des Verbundes. Eine Hamburgerin, die im Urlaub im Bayerischen Wald Bayern2 lieb gewonnen hat, kann damit den Sender auch nach der Rückkehr hören - nur eben nicht mehr im Auto. Mit dabei ist auch die Deutsche Welle, der Auslandssender, den man weder über Antenne noch über Kabel in Deutschland empfangen kann.
Neben den etablierten Radiostationen bietet das Internet auch kleinen Anbietern die Chance, ihr Programm zu senden. Reines Talk-Radio bekommen Internetnutzer zum Beispiel unter www.webradioonline.de. Die Münchner Zwei-Mann-Redaktion produziert alle 14 Tage rund anderthalb Stunden frisches Programm und lässt die Beiträge ansonsten in einer Endlosschleife laufen. Themenschwerpunkt seien Videospiel- und Kinotipps und Ratgeberfeature, sagt Chefredakteur Sascha Knappe. Ihre Hörer finden die Münchner nicht nur in Deutschland. In den vergangenen Monaten kämen sehr viele Zugriffe aus den USA und Japan. Viele Deutsche im Ausland würden auch den Newsletter bestellen.
Das Internet gibt Radiofans auch die Möglichkeit, über Landesgrenzen hinweg nach neuen Sendern zu suchen. Mallorca-Urlauber kennen zum Beispiel 95,8 Mallorca - Das Inselradio. Unter www.inselradio.com bietet der Sender auch einen Live-Stream seines Programms an. Interessant ist das Internet auch für Liebhaber spezieller Musikrichtungen. Im Netz tummeln sich Jazz-, Heavy-Metal- und Technostationen. Darüber hinaus lassen sich ausländische Informationssender empfangen, darunter BBC und zwar nicht nur der World Service - ein Auslandssender wie die Deutsche Welle - sondern auch Radio 4 und Radio 5.
Björn Sievers

50 Jahre Deutsche Welle: Information und Dialog als Programm
Festakt und Einweihung des neuen Funkhauses am 27. Juni in Bonn mit Bundespräsident Johannes Rau - Auslandsrundfunk via Radio, Fernsehen und Internet - weltweit hohes Ansehen durch Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit
Die Deutsche Welle wird 50. Am 3. Mai 1953 ging die Deutsche Welle erstmals auf Sendung. Ein halbes Jahrhundert nach dem Start präsentiert sich der Auslandsrundfunk Deutschlands als innovatives Medienunternehmen: Die DW bietet ein multimediales, weltweit abrufbares Informationsangebot in mehr als 30 Sprachen. Sie setzt auf modernste digitale Technik bei Produktion und Übertragung - und insbesondere auf ein multinationales Team von rund 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus mehr als 60 Ländern.
Diese gestalten die Programme von DW-TV und DW-RADIO sowie die Website DW-WORLD.DE. Intendant Erik Bettermann: "Für die DW ist interkultureller Dialog Alltag und Programm. Wir stehen nicht nur für gelebte Vielfalt in Sprache und Kultur. Multinationalität und spezifisches Know-how unserer Programmmacher wirken zurück auf den gesellschaftlichen Diskurs in Deutschland."
Ihren 50. Geburtstag wird die Deutsche Welle mit einem Festakt am 27. Juni 2003 im Plenarsaal in Bonn begehen. Ehrengast und Festredner ist Bundespräsident Johannes Rau. Gleichzeitig feiert die DW die Einweihung ihres neuen Funkhauses. Denn das Jubiläumsjahr 2003 markiert auch den Umzug der Zentrale des deutschen Auslandssenders von Köln nach Bonn. Der von Professor Joachim Schürmann entworfene Bau, gelegen zwischen Posttower und "Langem Eugen" im ehemaligen Regierungsviertel, ist eines der modernsten Funkhäuser Europas.
Die vollständige Pressemitteilung, eine Chronik sowie Hintergrundinformationen, Interviews und Stimmen zu "50 Jahre Deutsche Welle" finden Sie im Internetangebot der DW:
http://www.dw-world.de/presse

Erstmals «Tag des europäischen Films» bei Festival in Cannes
Berlin (ddp). Beim diesjährigen Filmfestival in Cannes (14. bis 25. Mai) wird es erstmals einen «Tag des europäischen Films» geben. Das kündigte Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) am Donnerstagabend in Berlin an. Zu der Kontaktbörse am 15. Mai, die vor allem die Kooperation der europäischen Partner befördern soll, werden mehr als 20 europäische Kulturminister an der Cote d\'Azur erwartet. Weiss will sich - wie ihre Kollegen - von Filmschaffenden begleiten lassen.
Der Tag sei eine Initiative der Europäischen Kommission und gegen den Widerstand der französischen Veranstalter des weltweit bedeutendsten Filmfestivals durchgesetzt worden, sagte Weiss. Neben Diskussionen und Meeting Points werde es eine gemeinsame Pressekonferenz aller Beteiligten geben. In einem «europäischen Dorf» sollten gemeinsam mit dem Publikum aktuelle Fragen der europäischen Filmproduktion besprochen werden.
Weiss kritisierte, dass beim 56. Festival in Cannes unter den 20 Wettbewerbsfilmen zum zehnten Mal in Folge kein deutscher Beitrag ist. Es sei «verheerend», wie die Festivalleitung mit der deutschen Kinoproduktion umginge. Es gebe durchaus einladenswerte Filme, sagte Weiss und fügte hinzu: «Es ist gut, dass die Berlinale eine kleine Gegenoffensive dazu bietet und dem deutschen Film den Rücken stärkt.» Marketing und Absatz des deutschen Films müssten dringend verbessert werden, betonte Weiss. «Es kann nicht nur um die Förderung der Produktion gehen.»