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27.2.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

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Langhoff inszeniert Hauptmanns «Michael Kramer» am Berliner Ensemble +++ Kinohit «Elling» im Theater - Erstaufführung in Hamburg am 20. März +++ «Deutsche Fälle» gefragt - Jena vergibt Lenz-Preis für Dramatik +++ 1500 Besucher bei Lessing-Tagen in Kamenz +++ Thalia Nummer eins unter den Buchhandlungen


Thomas Langhoff inszeniert Hauptmanns «Michael Kramer» am Berliner Ensemble
Berlin (ddp-bln). Thomas Langhoff zu Gast in Peymanns Berliner Ensemble (BE) - das hat schon was. Vor nicht allzu langer Zeit war Langhoff noch Chef des benachbarten Deutschen Theaters (DT) in Berlin. Dieses Haus ist der ärgste BE-Konkurrent beim Werben um die Gunst der meist schon recht betagten Theatergemeinde der «neuen Mitte» Berlins. Jetzt ist der Regisseur den Ballast der Verwaltungsangelegenheiten eines Theaterintendanten los, er kann herumtingeln und darf sich sogar im ehemaligen Reich des Anderen präsentieren. Am Dienstag war die Premiere seiner aktuellen Inszenierungsarbeit, Gerhart Hauptmanns «Michael Kramer».
Dieses Werk, uraufgeführt 1900 im DT mit Max Reinhardt als Kramer, war nach Meinung des Zeitgenossen und Dichterkollegen Rainer Maria Rilke «ein Meisterwerk, das man bei uns vielleicht erst nach Jahrzehnten begreifen und werthalten wird». 100 Jahre später fragt sich der Zuschauer, inwiefern die düstere Geschichte vom verlorenen Sohn, die auch eine vom verlorenen Vater und allgemein vom verlorenen Leben ist, heute «wertzuhalten» ist. Kerngedanke ist das unausweichliche Vorherbestimmtsein, die Determiniertheit des Menschen. Was Hauptmann zeigt: Weder Vater noch Sohn noch irgendwer können sich entfliehen.
Da ist der Maler Michael Kramer, Lehrer an der königlichen Kunstschule. Sein Prinzip ist die verbissene Arbeit am Werk, Kunst ist ihm Religion. Der Sohn namens Arnold besitzt eine andere, höhere Kategorie von Talent, die der Vater auch wahrnimmt, aber nicht fördern kann. Arnold hasst die Familie, entkommt ihr ins Kneipenmilieu und in eine unglückliche Liebe, schließlich aber in den Freitod.
Peter Fitz ist ein Kramer, der sich typischerweise in seinem Atelier einschließt, um seinem Gott zu huldigen. Seine Hauptrequisite, der Ärmelschoner, macht ihn weniger als strengen Vater und Lehrer markant, in der Inszenierung bekommt die Figur eher autistische Züge. David Bennent verleiht Arnold einen pubertären, hilflosen, oft eigentümlich unmotiviert hervorbrechenden Hass, kombiniert mit verzweifelter Liebessehnsucht: eine dunkle Figur, die mit einer Gewalt auf ihr Ende zusteuert, dass das Publikum sie am Ende zu bedauern vergisst.
Abgerundeter erscheinen da schon die Nebenrollen. Ulrike Krumbiegel spielt Arnolds Schwester Michaline, ebenfalls Künstlerin, allerdings ganz und gar ungenialisch. Sie hat es gelernt, Schwächen der Begabung durch Arbeit auszugleichen. Ihre Melancholie teilt sie mit Lachmann (Götz Schubert), der seine Künstlerambitionen für einen Brotberuf aufgeben musste.
Gute schauspielerische Leistungen, eine sehenswerte, sehr milieubetonte Bühne (von Karl-Ernst Herrmann) - und doch gelang es nicht immer, die Frage der «Geworfenheit», die der Text stellt, in ihrer Vielschichtigkeit auszureizen. Freundlicher Beifall für Darsteller und Team.

Kinohit «Elling» im Theater - Erstaufführung in Hamburg am 20. März
Hamburg (ddp). Der Film «Elling» nach einem Roman von Ingvar Ambjoernsen zählte in Deutschland mit knapp 500 000 Kinobesuchern zu den Rennern des Sommers 2002. In Hamburg ist «Elling» am 20. März im Theater Schmidts Tivoli an der Reeperbahn nun als deutsche Erstaufführung auf der Bühne zu sehen. Mehr als zwölf Spielhäuser im deutschsprachigen Raum wollen das Stück anschließend ebenfalls ins Programm nehmen, sagte die Geschäftsführerin des Theater Verlags Whale Songs, Elke Gürlich, am Donnerstag in der Hansestadt. Mit weiteren elf Aufführungsstätten verhandelt der deutsche Lizenzinhaber der norwegischen Tragik-Komödie noch.
«Elling» handelt von einem liebenswerten Kerl mit einer kleinen Macke. Gemeinsam mit seinem Freund Kjell versucht der Frührentner nach einem Psychiatrieaufenthalt, den ganz normalen Alltag in kleinen Schritten in einem Wohnprojekt wieder zu erlernen. Begleitet werden die beiden von einem Sozialarbeiter, den Elling jedoch nicht ausstehen kann. Keine Frage, dass da das Abnehmen des Telefons oder der Gang in den Supermarkt zu großen Abenteuern werden können.
Der in Hamburg lebende Autor Ambjoernsen sei mit seinen Büchern über den Pseudohelden Elling in Norwegen zum Literaturstar aufgestiegen, sagte die Sprecherin des Scherz Verlags in Bern, Friederike Küchlin. Der Verlag hat 4 Bücher von den rund 20 Romanen des Autors herausgegeben. Auch wenn es in Deutschland eine «ständig wachsende Fangemeinde gibt», habe Ambjoernsen doch noch den Status eines Geheimtipps. Der Piper Verlag in München erreichte mit vier Taschenbüchern des Autors eine verkaufte Auflage von 40 000 Exemplaren.
Da «Elling» in Norwegen als der größte Film der Nachkriegsgeschichte gilt, sind für April bereits Dreharbeiten zu einem zweiten Elling-Film vorgesehen. Der Titel heißt übersetzt «Mutters Elling» und soll Weihnachten 2003 in die Kinos des skandinavischen Landes kommen.

«Deutsche Fälle» gefragt - Jena vergibt Lenz-Preis für Dramatik
Jena (ddp-lth). Der Jakob-Michael-Reinhold-Lenz-Preis für Dramatik der Stadt Jena wird am Samstag zum dritten Mal vergeben. Ausgelobt waren auf authentische Geschichten beruhende «Deutsche Fälle». Erstmals wurde damit der Preis thematisch an das Spielzeitmotto 2003/2004 des Theaterhauses Jena gebunden. Trotz modifizierten Konzeptes sei die Resonanz sehr groß gewesen, sagte der Dramaturg des Theaterhauses Jena, Rainald Grebe, am Mittwoch in Jena. So habe es mehr als 70 Bewerbungen für einen der drei Plätze in der erstmals veranstalteten Schreibwerkstatt gegeben, mehr als 100 Stücke seien für den Preis selbst eingereicht worden.
Für den mit 4000 Euro dotierten Dramatiker-Preis weitere 6000 Euro standen für die Schreibwerkstatt zur Verfügung - erwählte eine Jury sechs Stücke unterschiedlichster Art. Deren Autoren stellen sich in der «Langen Lenz-Nacht» am Samstag im Theaterhaus Jena vor. Schauspieler der Bühne präsentieren dann kleine Szenen aus den nominierten Stücken, ehe zu vorgerückter Stunde der diesjährige Lenz-Preisträger gekürt wird. Mit dieser Art der Veranstaltung wolle man zum einen weg von einer «trockenen Preisverleihung», zum anderen könne man die schwierige Situation der fünf Juroren bei der Wahl veranschaulichen, machte Birgit Liebold vom Jenaer Kulturamt deutlich.
Der nach dem Dramatiker und Theatertheoretiker Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792) benannte Preis war 1997 erstmals ausgelobt worden und wird aller drei Jahre vergeben. Er soll die Auseinandersetzung mit Dramatik befördern, jedoch keine formale und inhaltliche Lenz-Rezeption bezwecken. Mit der Wahl des Namenspatrons für ihren Dramatik-Preis will die Stadt Jena bewusst einen Kontrapunkt zur klassischen Tradition der benachbarten Goethe-Stadt Weimar setzen. Aus der war der 1779 aus Königsberg kommende Lenz vertrieben worden. Insbesondere der Bruch mit Goethe, dessen Gründe bis heute im Dunkeln liegen, stürzten den Dramatiker in eine tiefe seelische Krise. Aus der konnte er sich bis zu seinem frühen Tod in Moskau nicht mehr befreien. Die Thüringer Zeit gilt als die produktivste im Schaffen Lenz\'.
Für den Lenz-Preis 2003 nominiert wurden «Django Wurzer oder Der goldene Schnitt» von Walter Brunhuber, «Der Körper meiner Aktien» von Katja Hensel, «Musst boxen» von Claudius Lünstedt, «Wermut» von Katharina Schlender, «Töte Dräcker!» von Oliver Schmaering und «Heimspiel» von Ulf Schmidt.
http://www.jena.de ; http://www.theaterhaus-jena.de

1500 Besucher bei Lessing-Tagen in Kamenz
Kamenz (ddp-lsc). Die diesjährigen Lessing-Tage in Kamenz haben eine überaus gute Resonanz gefunden. 1500 Besucher kamen zu den 15 Veranstaltungen, die zu einem großen Teil ausverkauft waren, wie Marion Kutter vom Lessing-Museum am Donnerstag sagte. Das rege Interesse führt sie auf das neue Konzept zurück. Es seien weniger literaturwissenschaftliche Fachvorträge und dafür mehr populäre Bildungsveranstaltungen angeboten worden.
Die 42. Lessing-Tage in der Geburtsstadt des Dichters hatten am 18. Januar unter dem Titel «Kann man denn auch nicht lachend sehr ernst sein?» begonnen. Mit der Auszeichnungsveranstaltung der besten Teilnehmer des Schüler-Schreibwettbewerbs geht die Literaturreihe am Freitag zu Ende.
78 junge Autoren aus Ostsachsen hatten ihre literarischen Arbeiten für den Wettstreit eingereicht. Die zehn Besten aus den neunten und zehnten Klassen nehmen am Samstag an einer Schreibwerkstatt mit Christian Lehnert teil, der in diesem Jahr den Lessing-Förderpreis erhalten hatte. Aus den elften und zwölften Klassen werden drei Schüler ausgezeichnet, die im Juli zum Abschluss-Seminar des Wettbewerbs «Deutsche Sprache und Literatur» nach Baden-Württemberg fahren dürfen.
http://www.lessingmuseum.de

Thalia Nummer eins unter den Buchhandlungen
Dortmund (ddp). Thalia ist die Nummer eins unter den Buchhandlungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Thalia-Holding, im April 2001 aus der Fusion der Filialisten Phoenix und Thalia hervorgegangen, sei 2002 mit 324,6 Millionen Euro Umsatz Branchenführer, wie die Fachzeitschrift «buchreport» am Mittwoch in Dortmund mitteilte. Das Blatt ermittelt alljährlich die 100 größten Buchhandlungen des deutschsprachigen Raums. Mehr als 100 Filialen werden von Thalia betrieben. Die Holding hat angekündigt, weiter expandieren zu wollen.
Auf den Plätzen zwei und drei folgen Hugendubel und Weltbildplus. Insgesamt habe der Buchhandel im Jahr 2002 wieder ein Umsatzplus von 3,8 Prozent erzielt. Aber Wachstum und Konzentrationen in der Spitzengruppe hätten «an Fahrt verloren», hieß es. Während 2001 die 20 erstplatzierten Buchhandlungen noch einen Anteil von 25 Prozent am Gesamtumsatz der Branche hatten, waren es im Jahr 2002 nur noch 12 Prozent. Der Gesamtumsatz der 100 größten Buchhandlungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz erreichte 2,6 Milliarden Euro.
Nicht im Ranking von «buchreport» verzeichnet ist der Online-Händler Amazon, weil seine Umsätze mit denen des stationären Buchhandels nicht zu vergleichen seien, wurde weiter mitgeteilt. Amazon habe bei einem Umsatzzuwachs von 70 Prozent im Jahr 2002 mit 350 Millionen Euro mehr Umsatz erzielt als Branchenprimus Thalia.