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5. Internationalen Geigenbau-Wettbewerbs 2005

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«Olympiade der Streichinstrumente»: 130 Geigen, 68 Bratschen, 40 Celli und 51 Bögen aus aller Welt sind im oberbayerischen Geigenort Mittenwald von einer hochkarätigen Jury beurteilt worden. Die Medaillen für die Preisträger des «5. Internationalen Geigenbau-Wettbewerbs» werden am Samstag verliehen.

Mittenwald (ddp-bay). Mitreißende Streicherklänge erfüllen den kleinen, mit Instrumenten und Notenständern voll gestellten Raum in der Geigenbauschule in Mittenwald. Selbst für den Laien ist unüberhörbar, dass hier Profis am Werk sind - die für einen ganz besonderen Auftritt proben: das festliche Abschlusskonzert mit der Überreichung der Medaillen an die Preisträger des «5. Internationalen Geigenbau-Wettbewerbs 2005» am Samstag. Und die Wahl fiel den Juroren nicht leicht, galt es doch unter 130 Geigen, 68 Bratschen, 40 Celli und 51 Bögen aus aller Welt die besten herauszufinden.

«Ich habe festgestellt, das ist richtig eine Arbeit», lacht Georg Liener. Der Geiger vom Münchner Rundfunkorchester und seine vier Musikerkollegen haben tagelang die eingereichten Instrumente vor allem auf deren Klang unter die Lupe genommen: «Jeder spielt, der andere sagt seine Meinung und umgekehrt», erklärt er das Vorgehen der Zweierteams, um die Qualität der Geigen und Bratschen zu überprüfen. Nur der Cellist von der Hochschule Ljubljana, Ciril Skerjanec, musste sich allein auf sein musikalisches Gehör verlassen. «Wir haben sehr intensiv gespielt, um so viel wie möglich aus dem Instrument herauszuholen», sagt er. «Bei manchen haben wir es richtig genossen zu spielen, andere hätten wir lieber sofort weggelegt», fügt Kresimir Skansi vom Nationaltheater Mannheim hinzu.

Wie lange es dauert, bis sich jeder Musiker ein Urteil über die Instrumente gebildet hat, ist höchst unterschiedlich: «Das kann eine Minute dauern oder eine Stunde», ist Lieners Erfahrung. Zudem reicht nicht allein guter Klang, um bei den Musikern zu punkten: «Ein Instrument kann gut klingen, aber schlecht in der Hand liegen», weist Skerjanec auf ein weiteres Prüfkriterium hin. Denn die Liste der Qualitäten, die die Instrumente aufmeisen müssen, ist lang: Sollen sie doch auch gut spielbar sein und mit ihrer handwerklichen Ausführung die Jury überzeugen.

Letztere ist bei den fünf Geigenbauern unter den Juroren entscheidend, um Punkte zu sammeln. «Jeder holt sich ein Instrument, nimmt es in die Hand, vermisst es», zählt Geigenbaumeister Roland Baumgartner aus Basel nur einige Arbeitsschritte auf. Weicht etwa die Größe des Korpus von den vorgegebenen Maßen ab, fliegt das Instrument schon in der ersten Runde aus dem Bewerb.

Ausführung und technische Funktionalität sind es auch, die die drei Bogenmacher der Jury umtreiben. «Wie lässt sich ein Bogen spannen, wie lässt er sich schrauben, wie ist die Materialauswahl», nennt der Dresdner Bogenmacher Hans-Karl Schmidt wichtige Merkmale bei der Bewertung. «Das braucht gar nicht sonst was für einen Aufriss - harmonisch muss es sein», beschreibt er einen optisch gelungenen Bogen und deutet auf ein seiner Ansicht nach besonders gelungenes Exemplar.

Wie schwer es ist, unter den strengen Augen der Juroren zu bestehen, zeigt ein Blick auf die Liste der diesjährigen Preisträger: Denn drei der insgesamt sechs Goldmedaillen werden gar nicht verliehen. Immerhin stammt aber die einzige in der Instrumentenkategorie vergebene Kategorie in Gold - die für die beste Violine - wenn schon nicht aus Bayern, so doch aus dem Nachbarbundesland Baden-Württemberg und geht an Susanne Gebhardt aus Hechingen. Bei den Bögen findet sich ein Vertreter des Freistaats dafür gleich zwei Mal: Sebastian Dirr aus Erlangen kann sich seinen Ruf als Bogenmacher in der Kategorie Violine «versilbern» und in der Kategorie Cello mit Bronze «überziehen».

Denn ob die Medaillen in Deutschland bleiben oder nach Italien, Belgien, Polen oder gar nach China gehen: Eine «Imageverbesserung» ist den Preisträgern allemal gewiss, ist Karin Schilling vom «Verein der Freunde der Geigenbauschule» überzeugt, der die «Olympiade der Streichinstrumente» gemeinsam mit der Gemeinde Mittenwald alle vier Jahre ausrichtet.

Umgekehrt tragen die Preisträger zum Renommee des für seine jahrhundertelange Geigenbautradition bekannten Orts in Oberbayern bei: «Eine schöne Gegend haben viele, den Geigenbau aber haben nur wir», hat Schilling längst erkannt und macht sich daran, die letzten Vorbereitungen zu treffen. Und auch die Musiker proben weiter, schließlich wollen sie die Siegerinstrumente beim großen Abschlusskonzert im besten Licht präsentieren - und da muss jeder Ton sitzen.

Ursula Quass

Preisträger des «5. Internationalen Geigenbau-Wettbewerbs»
Violine
Gold: Susanne Gebhardt, Hechingen, Deutschland
Silber: Soung-Hyun Park, Cremona, Italien
Bronze: nicht vergeben

Viola
Gold: nicht vergeben
Silber: Thomas Meuwissen, Brüssel, Belgien
Bronze: Anna Tartari, Cremona, Italien
Silvio Levaggi, Cremona, Italien
Ragnar Hayn, Berlin, Deutschland

Cello
Gold: nicht vergeben
Silber: Francesco Toto, Cremona, Italien
Markus Klimke, Angers, Italien
Bronze: Soung-Hyun Park, Cremona, Italien

Violine Bogen
Gold: nicht vergeben
Silber: Sebastian Dirr, Erlangen, Deutschland
Long-Geng Chen, Wu-Xian Suzhou Jiang-Su, China
Bronze: Marcin Krupa, Poznan, Polen

Viola Bogen
Gold: Rüdiger Pfau, Plauen, Deutschland
Silber: Michael Dölling, Wernitzgrün, Deutschland
Bronze: Marcin Krupa, Poznan, Polen

Cello Bogen
Gold: Michael Dölling, Wernitzgrün, Deutschland
Silber: Long-Geng Chen, Wu-Xian Suzhou Jiang-Su, China
Bronze: Sebastian Dirr, Erlangen, Deutschland

(Quelle: www.mittenwald.de)