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Rede von Gerd Gebhardt zur Eröffnung der popkomm

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Deutsche Musik ist stark!
(Es gilt das gesprochene Wort.)

Sehr geehrte Damen und Herren,
auch ich sage im Namen meiner Kollegen der popkomm in Berlin ein herzliches Willkommen! Wir alle sind auf die Messe gespannt, und zwar nicht nur wegen des neuen Ortes, sondern vor allem wegen des neuen Messekonzeptes.

Nach allen Vorbereitungen bin ich sehr zuversichtlich, dass wir hier in Berlin eine aufregende und erfolgreiche popkomm erleben werden. Der Berliner Wirtschaftssenator Harald Wolf hat hierzu ja schon einiges gesagt. Ich darf deswegen ganz herzlich Herrn Hosch und Herrn Dr. Göke als Hausherren der Messe Berlin danken, ebenso Herrn Dr. Kleinhenz und Frau Bittner für das in vieler Hinsicht grenzenlose Engagement.

Die großen Themen der Musikwirtschaft werden auch in diesem Jahr wesentlich den Inhalt der Messe und des Kongressprogramms bestimmen. Die anstehende Novelle des Urheberrechtsgesetzes, die mit den Vertretern der Bundestagsfraktionen diskutiert werden wird, ist sicher ein dominierendes Thema. Warum? Weil das Urheberrechtsgesetz definiert, was geschützt ist und was nicht - womit also Künstler und Verwerter Geld verdienen können und womit nicht.
Heute hat das Bundesjustizministerium pünktlich zur popkomm den Referentenentwurf zur Novelle veröffentlicht. Das Wichtigste vorab: Auf das Kopieren von Musik gibt es auch in Zukunft keinen Anspruch. Hier sind also die Rechteinhaber schon vor dem Schlimmsten bewahrt worden, nämlich zum Verschenken ihrer Werke verpflichtet zu werden. Eine Einschränkung der massenhaften Privatkopien wurde allerdings nicht vorgeschlagen - offensichtlich hält die Bundesjustizministerin es nicht für ein Problem, dass wir inzwischen ein Vielfaches an Musikkopien im Vergleich zum legalen Musikmarkt haben und dass neue Musikaufnahme-Software schon wieder weitere Möglichkeiten zur kostenlosen Musikbeschaffung ermöglicht. Und auch das Sendeprivileg soll unangetastet bleiben, obwohl z.B. Filmhersteller völlig selbstverständlich ein exklusives Senderecht haben. Keine Sekunde Filmschnipsel darf ohne ausdrückliche Zustimmung der Rechteinhaber gesendet werden, während Musik vom Tag des Erscheinens für Rundfunksender vogelfrei ist.

Warum auch die Pirateriebekämpfung keine stärkere Unterstützung des Ministeriums erhalten hat, bleibt völlig unverständlich: Ist es schon problematisch, dass Rechteinhaber sich gegen den Diebstahl ihrer Werke wehren? Hier bleibt für die parlamentarische Diskussion also noch einiges offen.

Ich freue mich, hier - im Gegensatz zu den letzten Jahren - eine ganze Reihe guter Nachrichten an Sie weitergeben zu können: · Der Absatz mit Musik-DVDs ist ungebrochen und wird in diesem Jahr die 10-Millionen-Grenze weit überschreiten. · Der Musikmarkt im Internet steigt rapide: Mehr als eine Million bezahlte Downloads im Monat sind ein Zeichen für die Kraft des Marktes. Dabei wachsen alle Plattformen gleichermaßen, nehmen sich also keine Kunden weg, sondern gewinnen allesamt hinzu. · Das Geschäft mit Musikaufnahmen als Klingeltönen - sogenannten Master- oder Realtones - steigt sprunghaft an und wird ein wichtiges Marktsegment. · Die Musikwirtschaft erreicht die Talsohle: Wir haben zwar auch in diesem Jahr noch einmal Umsatzrückgänge zu verzeichnen, aber sie fallen erfreulicherweise deutlich geringer aus als in den letzten drei Jahren. Licht am Ende des Tunnels ist erkennbar!

Besonders erfreulich ist aber vor allem der Erfolg deutscher Musik.
Künstler wie Wir sind Helden, 2raumwohnung, Rosenstolz, Silbermond, ganz aktuell auch Juli und Mia und viele andere zeigen, dass neue deutsche Musik attraktiv ist und bei Musikfans nach wie vor einen hohen Stellenwert hat. Und das betrifft langjährig erfolgreiche Musiker wie Grönemeyer, Westernhagen, Peter Maffay, die Toten Hosen, Rammstein, Die Ärzte und Udo Jürgens ebenso wie neue Talente. Der Anteil deutscher Produktionen an den Singlecharts lag im vergangenen Jahr bei rund 55% - das ist deutscher Rekord! Noch nie in der Geschichte der Charts war der Anteil so hoch. In den Albumcharts sind diese Woche acht deutsche Produktionen - sechs deutschsprachige und zwei englischsprachige in den TOP10. Umso ärgerlicher, dass Neuheiten, auch deutschsprachige Neuheiten, so wenig im Rundfunk gespielt werden. Wenn heute Mittag 600 Künstler, unter ihnen Xavier Naidoo, Yvonne Catterfeld, Peter Maffay, Inga Humpe und viele andere ihre Vorstellungen von einer Radiolandschaft artikulieren, in der auch deutsche Künstler eine Chance haben, dann zeigt sich: Das Thema ist dringlich.

Und wer glaubt, dass eine Quote nicht einmal technisch umsetzbar ist, der sollte einen Blick in das diesjährige Schwerpunktland der popkomm werfen: Frankreich hat schon seit 10 Jahren eine Quote: Es geht, es geht gut, und es geht besser als vorher. Von hier aus gilt ein herzlicher Gruß den beiden Kollegen aus dem Nachbar- und Partnerland Frankreich, Botschafter Claude Martin und Jean-Francois Michel, der Chef des französischen Musikexportbüros.

Herr Minister Clement, ich danke Ihnen dafür, dass Sie auch in diesem Jahr wieder Gast auf der popkomm sind und mit Ihrem Besuch auch die ökonomische Bedeutung der Musikwirtschaft würdigen. Popkomm - das ist das Symbol für Musik, für Geschäft, aber auch für Kommunikation. Und die Aussteller bieten an ihren Ständen ebensoviel Raum dafür wie die ergänzenden Lounges und die Clubaktivitäten. Musikhauptstadt Berlin - für diese popkomm-Tage gilt es auf jeden Fall.
www.ifpi.de




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