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Die Urheberrechts-Verwertungsgesellschaften AKM (Österreich) und GEMA (Deutschland) sollen mittelfristige und zinslose Kredite vergeben, um jungen Komponisten die wirtschaftliche Existenz zu erleichtern. Das sagte der Intendant der Salzburger Festspiele, Peter Ruzicka, Mittwochabend bei einem Referat "Künstler im Spannungsfeld zwischen Kreativität und Wirtschaft" im Salzburger ICCM.
orf - Viele begabte Komponisten verdienten nach dem Studium gerade einmal 8.000 Euro pro Jahr, betonte Ruzicka. "Es ist gefährlich, wenn sich ein junger Künstler ausschließlich um seine Kunst bemüht und das Eigen-Management vernachlässigt", sagte der Intendant. "Die wirtschaftliche Lebensrealität vieler Komponisten erinnert an Sozialhilfeempfänger. So manchem begabten Komponisten bleibt nichts anderes übrig, als sich sein Geld in einem anderen Beruf zu verdienen - viele sind daher \'unfreiwillige Amateure\'", kritisierte Ruzicka den Umgang der Gesellschaft mit kreativen Geistern. Stipendien, Sonderaufträge und Wettbewerbe würden nur kurzfristig helfen, außerdem kämen meist arrivierte, bereits wirtschaftlich erfolgreiche Komponisten in den Genuss dieser Künstlerförderung.Ruzicka schlug folgende Künstlerförderung vor: "Ich denke, die Verwertungsgesellschaften sollten zinslose Kredite an junge Komponisten vergeben und ihnen damit die Entscheidung erleichtern, ihr Leben dem Komponieren zu widmen. Von den 70 Mio. Euro, die allein die GEMA jährlich ausschüttet, sollten drei bis vier Mio. Euro für diese Art der Musikförderung reserviert werden. Jurys könnten die Förderungswürdigen auswählen, zurückgezahlt werden sollte dieser Kredit aus den Tantiemen, die der Komponist im Lauf der Jahre erhält", erläuterte Ruzicka. "Die Prognose einer Jury kann zwar falsch sein, doch meistens haben Journalisten, Komponisten-Kollegen und Interpreten genug Fachwissen, um das Talent eines jungen Komponisten beurteilen zu können."
Der Intendant und Komponist verweist auf die Förderungspolitik in Holland, Irland und vor allem den skandinavischen Ländern. Dort gebe es zum Teil lebenslange Einkommensgarantien für Komponisten ohne den Zwang, regelmäßig Partituren abzuliefern. "Allerdings gibt es auch den Fall eines finnischen Komponisten, der kurz nach Zuerkennung dieser Einkommensgarantie das Komponieren gelassen und verkündet hatte, dass ihm jetzt nichts mehr einfalle. Aber ich glaube, das ist die Ausnahme." Das Förderungssystem, das er, Ruzicka, vorgeschlagen hat, sei auch in den Bereichen Literatur oder bildende Kunst anwendbar.