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Klassiker im Internet - Weimarer Archiv erweitert Online-Recherche +++ Leipziger Buchmesse sieht Frankfurt nicht als Konkurrenz +++ Schreiben gegen Tabus - Loests «Es geht seinen Gang» vor 25 Jahren erschienen
Klassiker im Internet - Weimarer Archiv erweitert Online-Recherche
Weimar (ddp). Die Briefe Friedrich Nietzsches (1844-1900), die Inhaltsangaben zu rund 10 000 Briefen an Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) sowie Dokumente der 1859 gegründeten Deutschen Schillerstiftung sind seit Mittwoch im Internet abrufbar. Das zur Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen gehörende Goethe- und Schiller-Archiv erweitert mit diesen Datenbanken die Möglichkeit einer differenzierten Online-Recherche für Wissenschaftler in aller Welt.
Von Nietzsche etwa findet sich der größte Teil des Briefwechsels im Weimarer Archiv. Die jetzt zugängliche Datenbank führt darüber hinaus in einem Gesamtverzeichnis sämtliche derzeit bekannten Briefe von und an den Philosophen virtuell zusammen. Insgesamt bietet die Datenbank rund 5500 Datensätze mit zahlreichen Hintergrundinformationen bis hin zu Konzepten von Briefen sowie Abschriften, die für die Textüberlieferung der Briefe relevant sind.
Mehr als 20 000 überlieferte Briefe von über 3500 Absendern werden über die Regest-Ausgabe der «Briefe an Goethe» erschlossen. In der Online-Version, die der bislang in sechs Bänden (bis 1815) vorliegenden gedruckten Ausgabe entspricht, sind erläuternde Inhaltsangaben zu rund 10 000 Briefen enthalten.
Die dritte virtuelle Datenbank enthält Angaben zu rund 3500 Schriftstellern und Wissenschaftlern sowie deren Familienangehörigen. Dabei handelt es sich um ein Verzeichnis aller noch vorhandenen Personalakten der 1859 gegründete Deutschen Schillerstiftung zur Förderung von Schriftstellern.
http://ora-web.weimar-klassik.de/swk-db/db_all.html
Leipziger Buchmesse sieht Frankfurt nicht als Konkurrenz
Leipzig (ddp). Die Leipziger Buchmesse reagiert zurückhaltend auf den Beschluss, die Frankfurter Buchmesse weiterhin am Main auszurichten. Mit leichter Skepsis werde vor allem die Idee betrachtet, in Frankfurt nach Leipziger Vorbild mit einer Art Literaturfest Leser und Autoren zueinander zu bringen. «Wir müssen abwarten, wie die Leser und die Verlage das annehmen werden», sagte der Projektleiter der Leipziger Buchmesse, Oliver Zille, am Mittwoch auf ddp-Anfrage.
Seiner Meinung nach haben sich in Frankfurt durch stagnierende bis rückläufige Besucher- und Ausstellerzahlen in den vergangenen Jahren strukturelle Probleme bemerkbar gemacht. Es sei fraglich, ob dies mit einer Übernahme des Leipziger Programms kompensiert werden könne, fügte Zille hinzu.
Seiner Ansicht nach haben sich in den vergangenen Jahren beide Messen in ihrem jeweiligen Marktsegment gut eingelebt: Frankfurt als Fachmesse auf der einen und Leipzig als Besucher- und Lesemesse auf der anderen Seite. Letztlich müssten Gäste und Verlage entscheiden, auf welcher Messe sie für welche Zielgruppe investieren wollten, sagte Zille. Konkurrenz erwarte man für Leipzig durch den angekündigten Frankfurter Vorstoß schon deswegen nicht, weil die beiden Messen im Frühjahr und Herbst zeitlich sehr weit auseinander liegen. «Wir werden das Geschehen in Frankfurt aber genau im Blick behalten», sagte Zille.
Die Frankfurter Buchmesse hatte am Dienstag bekannt gegeben, dass der monatelange Streit um den Standort beigelegt sei und sie am Main bleiben werde. Zugleich kündigte Buchmesse-Direktor Volker Neumann an, mehr Lese-Veranstaltungen in der Innenstadt stattfinden zu lassen. Die Frankfurter Buchmesse musste im vergangenen Herbst Einbußen hinnehmen, Leipzig hingegen hat in diesem Frühjahr sowohl bei Ausstellern als auch bei den Besuchern kräftig zugelegt.
Schreiben gegen Tabus - Loests «Es geht seinen Gang» vor 25 Jahren erschienen
Berlin (ddp). Als «politisch engagierten Autor, der die Freiheit des Wortes in der Diktatur praktizierte», ist Erich Loest gewürdigt worden. Rainer Eppelmann, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Aufarbeitung, sagte am Mittwoch in Berlin, Loest habe «vielen Deutschen die Augen geöffnet und ihnen gezeigt, dass die DDR weder überlebensfähig noch überlebenswürdig» war.
Anlass für die Veranstaltung der Stiftung Aufarbeitung und des Deutschlandsfunks war das Erscheinen des Loest-Romans «Es geht seinen Gang oder Mühen in unserer Ebene» vor 25 Jahren. Nach erheblichen Schwierigkeiten mit der DDR-Kulturbürokratie war das Buch 1978 zeitgleich im Osten und im Westen herausgekommen.
Loest erzählt darin vor dem Hintergrund einer ins Leere laufenden sozialistischen Staatsmaschinerie von der Entfremdung der jungen Generation. Der Roman gilt als eines der wichtigsten Werke der kritischen DDR-Literatur. Die politischen Auseinandersetzungen um das Buch waren einer der Hauptgründe für den Weggang des Autors 1981 in den Westen - ein weiterer spektakulärer Fall nach der Biermann-Ausbürgerung von 1976.
Mit seiner Biografie wie mit seinen Büchern stehe Erich Loest für die wechselvolle Geschichte der Deutschen im 20. Jahrhundert, sagte Eppelmann. An die Lesung sollte sich eine Podiumsdiskussion unter dem Motto «Das Ende der Illusionen - Geist und Macht in der Ära Honecker» anschließen. Danach waren «Lieder von und mit Wolf Biermann» angekündigt.