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Akademie der Künste öffnet erstmals Tabori-Archiv +++ Theaterstück von Mark Twain wiederentdeckt +++ Zweite Dresdner «Bardinale» im Juli +++ Literaturpreisee für Klaus Theweleit, Walter Burkert und Ror Wolf
Akademie der Künste öffnet erstmals Tabori-Archiv
Berlin (ddp). Die Akademie der Künste in Berlin öffnet am Sonntag zum ersten Mal das Archiv von George Tabori. Tabori, einer der bekanntesten Regisseure und meistgespielten Autoren des deutschsprachigen Theaters, hatte sein umfangreiches künstlerisches und persönlichen Archiv vor einigen Jahren der Stiftung Archiv der Akademie der Künste übergeben. Nach einer dreijährigen detaillierten Sichtung ist es nun erstmals öffentlich zugänglich, wie die Akademie am Montag in Berlin mitteilte.
Das Archiv wird den Angaben zufolge von Tabori laufend erweitert. Es umfasst 30 laufende Meter und enthält insbesondere die Manuskripte seiner Romane, Erzählungen, Theaterstücke, Hörspiele und Filme. Hinzu kommen Inszenierungsunterlagen seiner Stücke, persönliche Dokumente, Privatfotos sowie eine umfangreiche Privat- und Arbeitskorrespondenz.
Tabori wird am Sonntag bei der Präsentation des Archivs anwesend sein.
Theaterstück von Mark Twain wiederentdeckt
orf - Ein mehr als 100 Jahre altes Theaterstück von Mark Twain (1835-1910), das nie aufgeführt worden war, ist nach seiner Wiederentdeckung am Broadway auf Interesse gestoßen. Der Produzent Bob Boyett, der in den vergangenen Jahren in New York eine Reihe erfolgreicher Shows herausbrachte, habe sich eine Option für die schwarze Twain-Komödie "Is He Dead?" gesichert, berichtete die "New York Times" am Montag.
Das 1898 entstandene Stück um eine Gruppe notleidender Maler in Paris verstaubte seit Jahrzehnten im Twain-Archiv der Berkeley University in Kalifornien, bis die Professorin für Amerikanische Studien Shelley Fisher Fishkin das Manuskript vor zwei Jahren entdeckte. "Es enthält eine ganze Menge vom charakteristischen Humor Twains", sagte sie der Zeitung.
Fishkin bat zunächst den Schauspieler Hal Holbrook, der Mark Twain in verschiedensten Theater- und Fernsehproduktionen gespielt und sich ausgiebig mit ihm beschäftigt hatte, um eine Begutachtung. Nachdem der ihr sagte, sie sei "auf eine Goldader gestoßen", schickte Fishkin eine Kopie an den Produzenten Boyett, der das Stück nach einer leichten Überarbeitung auf die Bühne bringen möchte.
Twain hatte "Is He Dead?" in seinen Wiener Jahren geschrieben. In dem Stück täuschen mittellose Maler in Paris den Tod eines ihrer Freunde in der Hoffnung vor, dass sich dadurch die Preise für seine Bilder in die Höhe treiben lassen. Twain teilt dabei Seitenhiebe auf Künstler, Kunsthändler- und -käufer, auf Journalisten sowie ganz allgemein auf Franzosen, Iren, Deutsche und Amerikaner aus.
Nachdem ein Freund Twains sich vergeblich bemüht hatte, in den USA einen Produzenten zu finden, schrieb ihm der Autor, er solle das Manuskript verbrennen.
Zweite Dresdner «Bardinale» im Juli
Dresden (ddp-lsc). Lyriktage im neuen Gewand verspricht bereits zum zweiten Mal die so genannte «Bardinale» in Dresden. Zum viertägigen Treffen werden Dichter und Musiker vom 16. bis 19. Juli in der sächsischen Landeshauptstadt gastieren, wie die Veranstalter am Montag in Dresden mitteilten. Dazu gehörten unter anderem die Bands Tarwater und To Rococo Rot. Erstmals werde es einen «Bardinale Talk» geben, im Rahmen dessen die Künstler mit Journalisten und Musikproduzenten über das Verhältnis von Sprache und Musik diskutieren wollen. Weitere Glanzlichter des aus den Dresdner Lyriktagen entstandenen Festivals sollen die mit Autoren aus Frankreich, Slowenien, der Türkei und dem Irak besetzte Veranstaltung «Poets on The Road» sowie ein «Poetry Slam» setzen.
Literaturpreise für Klaus Theweleit und Walter Burkert
Darmstadt (ddp). Der Schriftsteller Klaus Theweleit erhält den diesjährigen Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay. Wie die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt am Montag nach ihrer Frühjahrstagung weiter mitteilte, geht der Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa an den Altphilologen Walter Burkert. Die Auszeichnungen sind mit je 12 500 Euro dotiert. Die Ehrungen werden auf der Herbsttagung der Akademie am 25. Oktober in Darmstadt verliehen.
Der 1942 geborene Theweleit studierte Germanistik und Anglistik und lebt als freier Schriftsteller und Dozent in Freiburg im Breisgau. Veröffentlicht hat er unter anderem «Männerphantasien» (1977/78), «Buch der Könige» (1994) und «Der Pocahontas-Komplex» (1999).
Burkert (Jahrgang 1931) lebt in Zürich, wo er von 1969 bis 1996 Professor an der Universität war. Zu seinen Werken zählen «Homo necans. Interpretation altgriechischer Opferriten und Mythen» (1972) und «Kulte des Altertums: Biologische Grundlagen der Religion» (1998).
Literaturpreis für Ror Wolf
München (ddp-bay). Der Schriftsteller Ror Wolf wird heute abend (19.00 Uhr) in München mit dem Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste ausgezeichnet. Der im thüringischen Saalfeld geborene Wolf verließ die DDR 1953 und arbeitete zunächst als Feuilletonredakteur für den Hessischen Rundfunk. Seit 1963 ist er als freier Schriftsteller tätig. Er schrieb Prosa, Lyrik und Hörspiele. Zuletzt erschien von ihm im zurückliegenden Jahr «Raoul Tranchirers Enzyklopädie für unerschrockene Leser & ihre überschaubaren Folgen».