Hauptrubrik
Banner Full-Size

14.12.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

Publikationsdatum
Body

Lübeck: Köhler würdigt Bedeutung von Thomas Mann und dessen Werk +++ Worms: Premiere der «Nibelungen» in Worms begeistert gefeiert


Lübeck: Köhler würdigt Bedeutung von Thomas Mann und dessen Werk
Lübeck (ddp-nrd). Bundespräsident Horst Köhler hat zum 50. Todestag von Thomas Mann die «einzigartige» Bedeutung des Schriftstellers und dessen Werk hervorgehoben. Gerade bei Thomas Mann könne man «unendlich viel darüber lernen, was eigentlich deutsche Kultur bedeutet - aber auch welche fatalen Irrwege möglich waren und sind», sagte Köhler am Samstag laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript bei einem Festakt in der Marienkirche von Lübeck, der Heimatstadt von Thomas Manns Familie.
Köhler forderte dazu auf, sich intensiv mit dem Werk des 1955 in der Schweiz gestorbenen Schriftstellers zu beschäftigen. «Immer neue Generationen müssen herangeführt werden an diese geistigen und kulturellen Schätze», sagte der Bundespräsident. Kultur sei nur dann lebendig, "wenn die Bücher gelesen, die Theaterstücke gespielt und die Musik aufgeführt und gehört wird».
Thomas Mann habe in der Welt die deutsche Kultur auf einzigartige Weise verkörpert, aber er gehöre «den Deutschen nicht allein». Manns Werk sei «Weltliteratur in jedem Sinne».
Der Bundespräsident würdigte auch die Haltung Thomas Manns nach dessen Flucht ins US-Exil während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Deutschland sei «nicht gut umgegangen mit einem seiner größten Söhne». Mann sei mit anderen Schriftstellern, Gelehrten und Intellektuellen vertrieben, ausgebürgert, ihre Bücher verboten oder verbrannt worden.
Der Autor habe sich nach dem Kriege auch nicht mit der Teilung Deutschlands abgefunden. Als er 1949, zum ersten Mal nach 16 Jahren, wieder in sein Vaterland zurückkehrte, habe er die Goethe-Feiern in Frankfurt am Main und Weimar besucht. Das hätten viele damals als Skandal empfunden, sagte Köhler.
Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki lobte Mann als einen »König im Reich der Literatur«. Mann sei 50 Jahre nach seinem Tod populärer als je zuvor, was auch die Verkaufszahlen seiner Werke in den vergangenen fünf Jahren belegten. 1,4 Millionen mal seien seine Novellen, Erzählungen und Romane seit 2000 über die Ladentische gewandert, sagte Reich-Ranicki.
Der »Meister der Selbstinszenierung« habe dafür gesorgt, dass die teils kontroverse Betrachtung seines Werkes und seiner Person keine Ende nehmen. Mann selbst habe verfügt, dass seine Tagebücher nicht erst wie ursprünglich geplant, 25 Jahre nach seinem Tod, sondern bereits nach 20 Jahren veröffentlicht wurden. Sie hätten eine wahre Flut an neuen wissenschaftlichen Bemühungen um Thomas Mann, sein Leben und Schaffen ausgelöst.

Worms: Premiere der «Nibelungen» in Worms begeistert gefeiert
Worms (ddp). Rund 1300 Zuschauer haben am Freitagabend die Premiere der vierten Nibelungenfestspiele in Worms begeistert gefeiert. Die Geschichte der «Nibelungen» nach dem Klassiker von Friedrich Hebbel schlug die Besucher vor dem Nordportal des Wormser Doms trotz kühler Temperaturen in ihren Bann. Regisseurin Karin Beier hat zum zweiten Mal ihre dreistündige Fassung des Stückes auf die Bühne gebracht, das im Original zehn Stunden dauert.
Beier zeigte eindrucksvoll, dass das klassische Versepos um den Drachentöter Siegfried, dem ein Lindblatt zum Verhängnis wird und dessen Mord sein Frau Kriemhild rächt, nach wie vor aktuell ist. Die Regisseurin präsentierte die Geschichte der «Nibelungen» als ein Stück über Politik und eine menschliche Studie um Schuld, Machtstreben und Verrat.
Besonders gefeiert wurden Schauspielstar Joachim Król als König Gunther sowie Manfred Zapatka als Hagen, Wiebke Puls als Brunhild und Maria Schrader als Kriemhild. Als Siegfried überzeugte Götz Schubert. Das hochkarätige Ensemble wurde von André Eisermann (Giselher), Itzhak Fintzi (Etzel) und Tilo Kleiner (Werbel) ergänzt.
Trotz dichter Wolken blieb die Premiere vom Regen verschont. Zum ersten Mal wurde in diesem Jahr der rote Teppich für prominente Besucher ausgerollt. Dabei waren unter anderem Hitler-Biograph Joachim C. Fest, «heute»-Moderator Steffen Seibert, Schauspieler Otto Sander und Jochen Busse von «Sieben Tage, Sieben Köpfe» (RTL).
Die Festspiele finden bis zum 27. August statt, gespielt wird täglich außer montags.