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Düsseldorf: Filmstiftung verleiht Stipendien für Dokumentar-Projekte +++ Hamburg: Roger Schawinski zieht ein bitteres TV-Fazit
Düsseldorf: Filmstiftung verleiht Stipendien für Dokumentar-Projekte
Düsseldorf (ddp-nrw). Die Filmstiftung NRW hat drei Dokumentarfilm-Projekte mit nach dem TV-Journalisten Gerd Ruge benannten Stipendien ausgestattet. Die Arbeiten wählte eine siebenköpfige Jury aus 53 Bewerbungen aus. Die Projekte werden mit insgesamt rund 100 000 Euro gefördert, wie die Filmstiftung am Donnerstag in Düsseldorf mitteilte. Das Gerd-Ruge-Projektstipendium wurde damit zum sechsten Mal vergeben.
Stipendien über jeweils 35 000 Euro erhalten die Macher der beiden Dokumentationen «Schönheit» über plastische Chirurgie sowie «Die Ordnung der Dinge» über Menschen auf der Suche nach Ordnung. Die Arbeit an der Dokumentation «Die Sehnsucht ist ein brennendes Hemd» über afghanische Jugendliche wird mit 20 000 Euro unterstützt. Ergänzend zu den Projektstipendien gehen jeweils weitere 10 000 Euro an die Projekte «Killing Seeds» über indische Bauernfamilien und die Aldi-Dokumentation «Aldi und Icke».
Der Geschäftsführer der Filmstiftung, Michael Schmid-Ospach, wies bei der Verleihung auf die wachsende Beliebtheit von NRW als Drehort für Kinofilme hin: «In NRW entstehen aktuell Filme in großer Zahl und von besonderem Wert. An Rhein und Ruhr drehen derzeit besondere Regisseure aus Deutschland.«
Als Beispiele nannte er Oskar Roehlers «Lulu und Jimi», Max Färberböcks «Anonyma» und das Clara-Schumann-Projekt von Helma Sanders-Brahms. Wim Wenders werde ab Mitte September für sein neues Projekt «Palermo Shooting» erstmals in seiner Heimatstadt Düsseldorf drehen. Darüber hinaus werde Heinrich Breloer für seinen «Buddenbrooks»-Film in Köln arbeiten.
Hamburg: Roger Schawinski zieht ein bitteres TV-Fazit
Hamburg (ddp). In seinem für Ende August angekündigten Buch «Die TV-Falle. Vom Sendungsbewusstsein zum Fernsehgeschäft» fällt der frühere Sat.1-Geschäftsführer Roger Schawinski ein ernüchterndes Urteil über die Chancen von Qualitäts-TV. Das Beispiel der 2006 ausgestrahlten sechsteiligen Sat.1-Krimierzählung «Blackout» habe gezeigt, dass es immer schwieriger werde, die Zuschauer für ein großflächiges Programm zu verpflichten, befindet Schawinski in einem am Donnerstag im «Zeitmagazin Leben» veröffentlichten Vorab seines Buches.
Das breite Publikum verlange eine von US-Serien bekannte bildliche Opulenz und eine moralisch klare Zuordnung der Helden. «Die Zuschauer wollen gleich von Beginn an erkennen, wer die Guten und wer die Bösen sind.» Dies sei bei den Hauptfiguren von «Blackout» nicht der Fall gewesen. Außerdem schreckten Serien mit komplexen Erzählstrukturen ab. Ein dramatischer Inhalt dürfe zudem nicht allein als düster erlebt werden. Bereits der Trailer müsse zeigen, dass es ebenfalls eine «helle, positive und emotional beglückende Seite gibt».
Schawinski schlussfolgert daraus: «Bei Mehrteilern sollten existenzielle Konfliktsituationen von epochaler Bedeutung gezeigt werden wie Kriege oder Katastrophe, in denen die Kraft der Liebe alle Hindernisse überwinden hilft.» So funktionierten fast alle großen Zweiteiler, darunter die «Sturmflut» (RTL), die «Luftbrücke» (Sat.1) und «Dresden» (ZDF). «Innere Konflikte, so spannend oder ungewöhnlich erzählt sie auch sein mögen, können diese äußeren und optisch hervorragend inszenierbaren Bedrohungen nicht ersetzen», schreibt Schawinski.
Im Nachhinein räumt der TV-Manager ein, die Verantwortlichen und Macher der Serie hätten sich vom eigenen Geschmack leiten lassen. «Wir hatten gehofft, dass der Köder diesmal dem Fisch und dem Angler zugleich schmecken würde, aber wir Macher hatten den Schmaus vorwiegend mit unserem eigenen Gaumen abgeschmeckt. Das war eine Falle», schlussfolgert Schawinski.