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«Outsiderkunst» im Frankfurter Halbleiterphysik-Institut +++ Ausstellung mit aktueller polnischer Kunst öffnet in Frankfurt +++ Berlin: Bau des Holocaust-Mahnmals geht weiter
«Outsiderkunst» im Frankfurter Halbleiterphysik-Institut
Frankfurt (Oder) (ddp-lbg). Eine Ausstellung mit Kunst von behinderten Menschen wird am Dienstag (15.45 Uhr) im Frankfurter Institut für Halbleiterphysik (IHP) eröffnet. Unter dem Titel «Outsiderkunst» sind Werke aus der Sammlung des Frankfurter Wichernheim-Vereins zu sehen, die im Zuge der vier Biennalen «Meine Welt» entstanden waren, wie eine IHP-Sprecherin ankündigte. Der diakonische Verein veranstaltet die Biennalen gemeinsam mit dem Museum Junge Kunst seit 1996. Seither entstand im Heim durch Schenkungen, Kauf oder Leihgaben eine kleine Sammlung.
Die Schau wird durch eine Fotoausstellung zum 100-jährigen Jubiläum des Wichernheims ergänzt, heißt es weiter. Dort werden unter anderem Reproduktionen historischer Aufnahmen und eine Chronik zu sehen sein. Das Institut wolle mit der Ausstellung die soziale Arbeit der Wichernheim-Einrichtungen unterstützen, sagte IHP-Geschäftsführer Manfred Stöcker. In dem Heim leben heute rund 200 Menschen mit geistiger Behinderung.
Die Ausstellung steht den Angaben zufolge Besuchern bis 2. Dezember täglich von 8.00 bis 18.00 Uhr offen.
Ausstellung mit aktueller polnischer Kunst öffnet in Frankfurt
Frankfurt (Oder) (ddp-lbg). Eine Ausstellung mit aktueller polnischer Kunst öffnet heute im Museum Junge Kunst Frankfurt (Oder). Unter dem Titel «Raster» werden Arbeiten von fünf Künstlern oder Künstlergruppen aus dem Nachbarland gezeigt. So werde der 1974 geborene Maler Marcin Maciejowski aus Krakow Werke vorstellen, die Themen wie Liebe, Sport, Katastrophen und Klatsch darstellen.
Rafal Bujnowski, ebenfalls Jahrgang 1974 und aus Krakow, zeigt Malereien und Zeichnungen, die die Position von Kunst und Künstler in der postmodernen Gesellschaft hinterfragt. Die 1976 geborene Malgorzata Jablonska aus Gliwice (Gleiwitz) stellt mit geometrischen Formen und Piktogrammen den Alltag dar. Die vierköpfige Künstlergruppe Azorro aus Warschau und das Duo «Magisters» aus Poznan schließlich beleuchten die Welt unter anderem im Videofilm.
Berlin: Bau des Holocaust-Mahnmals geht weiter
orf - Der Bau des Holocaust-Mahnmals in Berlin geht trotz der Auseinandersetzungen um den Graffiti-Schutz weiter. Die Produktion der Beton-Stelen wird fortgesetzt, und die Fundamente werden gelegt. Auch der unterirdische "Ort der Information" wird gebaut, teilte die Denkmalstiftung am Montag mit.
Lediglich das Auftragen des Graffiti-Schutzes mit einem Produkt der Firma Degussa und das Ausliefern der Stelen sei bis auf weiteres eingestellt.
Das Kuratorium der Stiftung hatte entschieden, die Produktion der Stelen auf dem Gelände am Brandenburger Tor zu unterbrechen, weil der Name Degussa mit der Judenvernichtung verknüpft sei.
Eine Degussa-Tochterfirma hatte in der NS-Zeit das Giftgas Zyklon B für die Massenermordung der Juden in den Konzentrationslagern produziert. Das Kuratorium unter dem Vorsitz von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse beschloss daher, die technischen, rechtlichen und finanziellen Konsequenzen der Verwendung eines anderes Produktes zu prüfen.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, äußerte Verständnis für den Beschluss, die Degussa nicht mehr am Bau des Mahnmals zu beteiligen. Man könne nur um Respekt dafür bitten, dass Überlebende "diesen Gedanken nicht ertragen können", auch wenn man sich dieser Sicht im Kontext des Mahnmals "rational vielleicht nicht nähern kann".
Der Zentralrat respektiere daher den Beschluss, die Zusammenarbeit mit Degussa einzustellen, die selbstverständlich nichts mehr mit der Firma von damals gemeinsam habe, betonte Spiegel. "Aber hier spielen rein emotionale Dinge eine Rolle." Das heutige Unternehmen habe nichts mehr mit der Firma zu tun, deren Tochterbetrieb in der NS-Zeit das Giftgas für die Ermordung von Millionen Menschen geliefert habe.
Thierse sprach von "tief greifenden Meinungsverschiedenheiten" und einer "unversöhnlichen Diskussion" im Kuratorium der "Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas", so dass die Arbeiten gestoppt werden mussten. "Es gab gute Gründe dafür, ein Unternehmen, das solch eine entsetzliche Vorgeschichte hat, das sich dieser eigenen Geschichte aber auch gestellt und sie aufgearbeitet hat, an der Errichtung des Mahnmals zu beteiligen", sagte Thierse in der "Berliner Morgenpost" (Montagausgabe). "Dem stand jedoch entgegen, dass dieses Unternehmen für Zyklon B steht."
Laut Thierse hat der Architekt des Denkmals, Peter Eisenman, der selbst amerikanischer Jude sei, den Graffitischutz von Degussa ausdrücklich als das beste, kostengünstigste und ästhetisch attraktivste Produkt bezeichnet und keinerlei Einwände bezüglich Degussa vorgebracht.
Aber solche Debatten, wie sie jetzt geführt werden, seien im Land der ehemaligen Täter unvermeidlich, meinte Thierse.
Nach Darstellung eines Berliner Anti-Graffiti-Experten produzieren etwa 30 Firmen in Deutschland Systeme zum Graffiti-Schutz.
Er teile nicht die Meinung des Architekten Eisenman, dass es kein besseres Mittel als das Degussa-Produkt Protectosil für das Mahnmal geben soll, sagte der Chemiker Kurt Bauer der dpa, der als Gutachter für den Berliner Anti-Graffiti-Verein "Nofitti" tätig ist und Schutzanstriche für Berliner Denkmäler wie die Siegessäule mit entwickelt.
Der Bau hatte sich zuletzt um rund ein Jahr verzögert, nachdem wegen Unregelmäßigkeiten in der Berliner Bauverwaltung die Stelen-Herstellung erneut ausgeschrieben werden musste. Erste Stelen waren im August von Eisenman vorgestellt worden. Die Betonblöcke werden von einer Firma in Joachimsthal bei Berlin hergestellt. Der auf rund 27 Millionen Euro bezifferte Bau, zu dem auch ein unterirdisches Informationszentrum gehört, wird vom Bund finanziert. Die technische Aufsicht hat die Berliner Bauverwaltung.
Quelle: orf