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28.10.: bildende kunst aktuell +++ bildende kunst

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Thomas Hirschhorn bekommt Bremer Rolandpreis +++ Lenbachhaus hofft auf Generalsanierung - Zahleiche Neuerwerbungen +++ Picassos Geburtsstadt erhält ein Museum mit Werken des Künstlers


Thomas Hirschhorn bekommt Bremer Rolandpreis
Bremen (ddp-nrd). Der Schweizer Künstler Thomas Hirschhorn bekommt heute den Bremer Rolandpreis für Kunst im öffentlichen Raum 2003. Hirschhorn wird ausgezeichnet, weil er sich laut Jury in besonderer Weise «mit der Schnittstelle zwischen sozialen und künstlerischen Prozessen» beschäftigt hat. Die alle drei Jahre von der Stiftung Bremer Bildhauerpreis vergebene Ehrung wird vom Vorsitzenden Lothar Romain und von Bürgermeister Hartmut Perschau im Rathaus überreicht. Hirschhorn wurde 1957 in Bern geboren und lebt in Paris.

Lenbachhaus hofft auf Generalsanierung - Zahleiche Neuerwerbungen
München (ddp-bay). Der Direktor der Städtischen Galerie im Münchner Lenbachhaus, Helmut Friedel, hält eine Gesamtsanierung seines Hauses für dringend notwendig. «Wir hoffen auf eine baldige Sanierung», sagte Friedel am Montag in München. Wie viel die Baumaßnahmen kosten werden, lasse sich indes noch nicht abschätzen. Derzeit prüfe ein Architekturbüro, welche Arbeiten an der ehemaligen Künstlervilla notwendig sind. Zu den wesentlichsten Defiziten gehören nach Worten Friedels klimatechnische Probleme, geänderte Brandschutzauflagen sowie eine behindertengerechte Umgestaltung. «Wir wollen keine Sanierung in kleinen Schritten, sondern eine Gestaltung in einem architektonischen Wurf», betonte Friedel.
Anlässlich der Präsentation des Jahresberichts 2001/2002 wies Friedel auf die bedeutsamsten Neuerwerbungen für die Bestände der Galerie hin. «Gerade in Zeiten knapper Mittel ist es für ein Museum essenziell wichtig, weiterhin seine Sammlung zu erweitern». So erwarb das Lenbachhaus etwa die Bronzeskulptur «Torso I» des dänischen Künstlers Per Kirkeby, die seither im Garten aufgestellt ist. Weitere teils umfangreiche Werkgruppen seien von den Künstlern Marc Mullican, Rosemarie Trockel und Olaf Metzel erworben worden. Zudem ergänzten Bilder von Wassily Kandinsky, Günter Fruhtrunk und anderen die Sammlung.
Einen besonderen Zugewinn nannte der Direktor Erma Bossis Gemälde «Zirkus» von 1909. Die Glasskulptur von Gerhard Richter «4 stehende Scheiben» aus dem Jahr 2002 kaufte der Förderverein Lenbachhaus für das Museum an. Für Ankäufe sind im Etat der Galerie 413 000 Euro ausgewiesen, im kommenden Jahr sind es 363 000 Euro. Weitere Neuerwerbungen des Hauses sind Schenkungen, Dauerleihgaben von privaten Sammlern oder Ankäufe von Stiftungen. «Besonders glücklich sind wir darüber, dass das Werk \'Trabrennen in Ruhleben\' von Max Slevogt nun rechtmäßig in unserem Besitz ist», sagte Friedel. Das um 1920 entstandene Gemälde war dem jüdischen Kunsthändler Bruno Casirer im Dritten Reich entwendet worden. Heuer wurde es den rechtmäßigen Erben zurückgegeben und legal von der Stadt München erworben.
Als wichtigstes Projekt für das kommende Jahr nannte Friedel den Ausstellungstausch mit dem Kölner Museum Ludwig: «Das gab es noch nie, dass zwei städtische Museen ganze Teile ihrer Sammlungen einander ausleihen.» Im Museum Ludwig sind von März bis Juni 2004 aus München die Meisterwerke der Künstlervereinigung «Blauer Reiter» zu sehen. Im Gegenzug bekommt das Lenbachhaus für den Kunstbau die nahezu komplette Picasso-Sammlung - es ist die drittgrößte der Welt.
http://www.lenbachhaus.de

Picassos Geburtsstadt erhält ein Museum mit Werken des Künstlers
orf - Mehr als 30 Jahre nach dem Tod von Pablo Picasso hat dessen Geburtsstadt Malaga ein Museum mit Werken des berühmten Sohnes erhalten. Spaniens König Juan Carlos eröffnete am Montag das Ausstellungszentrum in der südspanischen Hafenmetropole an der Costa del Sol.
Es ist neben den großen Picasso-Museen von Paris und Barcelona das bedeutendste. Das Museum in Málaga zeigt in seiner ständigen Sammlung 204 Picasso-Werke, deren Wert auf 176 Millionen Euro geschätzt wird. Zudem sind bis Februar in einer Sonderausstellung unter dem Titel "Der Picasso der Picassos" 87 Gemälde zu sehen, die andere Museen zur Verfügung stellten.
Die 204 Exponate der ständigen Sammlung stammen aus den privaten Kollektionen von Picassos Schwiegertochter Christine Ruiz-Picasso und deren Sohn Bernard. Die beiden Erben stifteten für das Museum 155 Picasso-Werke und stellten weitere 49 kostenlos für wenigstens zehn Jahre leihweise zur Verfügung.
Sie machten damit die Gründung des Museums überhaupt erst möglich. "Mich graust die Vorstellung, dass diese Werke, die ich so verehre, nach meinem Tod in Kisten verpackt enden könnten", begründete die 75 Jahre alte Erbin die Abtretung der Werke. Ohne die Hilfe der Erben wäre die Zusammenstellung einer solchen Sammlung nicht zu finanzieren gewesen.
Das Museum ist in einem Adelspalast aus dem 16. Jahrhundert untergebracht. Es liegt im Herzen der Altstadt von Malaga, nur wenige Schritte von der Kathedrale und von jenem Haus entfernt, in dem Picasso 1881 zur Welt gekommen war.
Die Regionalregierung von Andalusien ließ den Buenavista-Palast umbauen und kaufte die angrenzenden Häuser auf, um sie mit dem Palast zu einem verschachtelten Museumskomplex zu vereinen. Bei der Restaurierung des Palastes entdeckten Archäologen im Keller Mauerreste aus der Zeit der Phönizier, die in das Museum integriert wurden.
Das neue Picasso-Museum zeigt nicht nur Ölgemälde und Zeichnungen, sondern auch Skulpturen und Keramiken. Dabei sind alle Schaffensperioden des Künstlers vertreten, von der so genannten "Blauen Periode" bis zur Zeit kurz vor seinem Tod. "Wer das berühmte Anti-Kriegs-Gemälde \'Guernica\' sehen möchte, besucht das Königin- Sofía-Museum in Madrid.
Wer sich Picassos frühen Werke anschauen will, fährt nach Barcelona. Wer Picasso von seiner intimsten Seite erleben möchte, kommt zu uns nach Malaga", erklärte Museumsdirektorin Carmen Gimenez, "hier gibt es Werke zu sehen, die bisher praktisch unbekannt waren."
Mit der Gründung des Museums ging ein alter Traum von Picasso in Erfüllung. Der Künstler hatte sich schon mit 23 Jahren in Paris niedergelassen und den größten Teil seines Lebens in Frankreich verbracht, aber seine spanische Heimat nie vergessen.
Anfang der 50er Jahre fasste er den Beschluss, zwei mit Gemälden bepackte Lastwagen für ein Museum in seine Geburtsstadt zu schicken, die er seit seiner Jugend nicht mehr gesehen hatte. Das Vorhaben scheiterte jedoch am Einspruch des Franco-Regimes (1939-1975) in Spanien, das die Picasso-Kunst als "degeneriert" betrachtete.
Zu seiner Heimat hegte Picasso zwiespältige Gefühle. Einerseits fühlte er eine starke Sehnsucht. Dies beweisen seine Liebe für die Flamenco-Musik und seine zahllosen Zeichnungen von Gitarren oder Stierkampfszenen.
Andererseits verachtete er die Diktatur und die erzkonservative Macht von Kirche und Landadel. "In Frankreich kann ich frei atmen", sagte er einmal. Nach der Machtergreifung von Francisco Franco schwor er, das Land nicht mehr zu betreten, solange der Diktator am Leben war. Diesen Schwur hielt er bis zu seinem Tod 1973.
Quelle: orf