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29.10.: film und medien aktuell +++ filmfestival

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20. video/film tage Rheinland-Pfalz & Thüringen in Koblenz +++ Highlights des Filmfestivals Cottbus +++ Rust: Kinos werden mit amerikanischen Filmen «verstopft» +++ Regisseur Kitano kritisiert japanische Gesellschaft als käuflich +++ Streifen der Filmstiftung sind in in New York und L.A.


20. video/film tage Rheinland-Pfalz & Thüringen in Koblenz
Gera/Koblenz (ddp-lth). Mit der Preisverleihung an die 20 besten Beiträge beginnen am Donnerstag in Koblenz die 20. video/film tage Rheinland-Pfalz & Thüringen. Die mit insgesamt mehr als 10 000 Euro dotierten Förder- und Sonderpreise werden in den drei Kategorien Freie Arbeit/Offene Kanäle, Medienpädagogik sowie Medienstudiengang an einer Hochschule vergeben. Zum Wettbewerb waren nach Angaben der Veranstalter 434 Kurz- und Spielfilme, Dokumentationen und Animationen eingereicht worden, darunter 7 aus dem Ausland.
Das gastgebende Rheinland-Pfalz schickte mit 80 Filmen die meisten Streifen ins Rennen, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 65. Ko-Veranstalter Thüringen rangiert mit 53 Arbeiten auf Platz drei.
Schwerpunkt des viertägigen Festivals ist die Arbeit in den verschiedenen Workshops. Rund 120 Kinder, Jugendliche und Erwachsene, darunter etwa ein Drittel aus Thüringen, haben sich dazu angesagt. Sie wollen die 17 Angebote nutzen, um unter Leitung erfahrener Fachleute spezifisches Wissen im Umgang nicht nur mit Video, Film und Fernsehen, sondern unter anderem auch mit dem Internet zu erwerben. Alle Arbeiten aus den Workshops werden zum Abschluss des Festivals öffentlich vorgestellt und diskutiert.
Die video/film tage waren 1984 als medienpädagogisches Angebot im rheinland-pfälzischen Koblenz ins Leben gerufen worden. Seit zehn Jahren tritt das thüringische Gera als Ko-Veranstalter auf. Seither findet das Festival, das sich inzwischen europaweit einen Namen gemacht und als Fachfestival etabliert hat, im jährlichen Wechsel in den beiden Städten statt.
http://www.videofilmtage.de

Highlights des Filmfestivals Cottbus
Cottbus (ddp-lbg). Das Filmfestival Cottbus wird am 4. November um 19.00 Uhr im Staatstheater mit einer musikalischen Uraufführung eröffnet. Der Vorsitzende des Deutschen Komponistenverbandes, Karl-Heinz Wahren, und Bernd Wefelmeyer von der Filmhochschule «Konrad Wolf» in Potsdam-Babelsberg haben eine neue Begleitmusik zu Lew Kuleschows Filmklassiker «Die seltsamen Abenteuer des Mr. West im Lande der Bolschewiki» geschaffen. Karten zum Preis von 14 und 26 Euro gibt es im Besucherservice des Staatstheaters Cottbus.
Am 4. und 5. November lädt die Filmbranche zum 5. filmwirtschaftlichen Forum «Connecting Cottbus» ein. Produzenten, Verleiher und Redakteure wollen dort Erfahrungen austauschen und Kontakte knüpfen. Der «kleine Grenzverkehr» nach Polen führt diesmal nach Slubice. Dort werden im historischen Kino «Piast» zwei polnische Wettbewerbsbeiträge aufgeführt. Am 6. November läuft unter dem Motto «Wir zeigen Alles» die Cottbuser Filmschau. Vier Stunden lang werden Videofilme aus und über die Region gezeigt.
Im Rahmenprogramm des Festivals stehen 65 Veranstaltungen von Ausstellungen bis zu Konzerten. So wird Tschingis Aitmatow am 5. November aus seinem Buch «Der Tag zieht den Jahrhundertweg» lesen. Am 6. November lädt das Landskron Brauhaus zu einem «Absolut russischen Abend» mit Tanzkurs und Essen ein. Anmeldungen werden unter der Nummer 0355/4312443 entgegengenommen.
Zum Abschluss des Festivals am 8. November werden zwölf Preise verliehen. Zudem wird der neue Film von Veit Helmer, «Tor zum Himmel», vorgestellt. Karten für die Veranstaltung gibt es für 15 Euro plus Vorverkaufsgebühr in der CottbusInformation in der Stadthalle.
http://www.filmfestivalcottbus.de

Rust: Kinos werden mit amerikanischen Filmen «verstopft»
Cottbus (ddp-lbg). Der Intendant des Cottbuser Filmfestivals, Roland Rust, hat die Wettbewerbsbedingungen in der deutschen Kinobranche als unfair kritisiert. US-Amerikanische Streifen verdrängten potenziell erfolgreiche Filme aus anderen Ländern von den Leinwänden, sagte Rust der Nachrichtenagentur ddp. Die Verleiher sorgten dafür, dass die Kinos mit den Blockbustern auch noch ein Paket von anderen Produktionen ins Programm aufnehmen müssen. Die Kinos würden dadurch quasi «verstopft».
Die Chancengleichheit sei längst nicht mehr gewahrt, kritisierte Rust. Allein das Werbebudget von Hollywood-Filmen liege über den Produktionskosten beispielsweise von osteuropäischen Streifen. Immer weniger Produktionen brächten immer mehr Geld.
Die Programme vieler Kinos spiegelten nicht mehr die tatsächlichen Bedürfnisse der Besucher wider. Ernsthafte Filme würden eher selten gezeigt und kaum beworben. Viele Menschen gingen nicht mehr ins Kino, weil keine Filme für sie angeboten würden. Dabei hätten Produktionen jenseits des Mainstreams ein großes Besucherpotenzial. Das belege das stetig steigende Interesse am osteuropäischen Filmfestival in Cottbus.
Nach der Wende seien osteuropäische Filme sehr schnell von den ostdeutschen Leinwänden verschwunden, sagte Rust. Das Cottbuser Festival sei entstanden, um den Menschen in Erinnerung zu rufen, dass es noch mehr gibt als Hollywood. Inzwischen sei die Situation zwar besser geworden, allerdings liege der Anteil osteuropäischer Filme in den deutschen Kinos immer noch im Promillebereich. Die Streifen kämen nur in geringer Kopienzahl auf den Markt. Engagierte Kleinverleihe pflegten das Programmsegment liebevoll.
Osteuropäische Filme hätten es allerdings auch deshalb schwer, weil das Image der Länder oft noch negativ besetzt sei. Zudem hätten viele Festivals stets osteuropäische Streifen aufs Programm genommen, die langsam und bedeutungsschwanger sind - und dieses Image habe sich in den Köpfen der Menschen festgesetzt. Solche Filme seien aber die Minderheit, betonte Rust. Das Kinoschaffen in Osteuropa werde von ganz normalen Genrefilmen geprägt.
An den Produktionen selbst liege es nicht, dass der osteuropäische Film in Deutschland bislang keinen Fuß fassen konnte, betonte Rust. Im eigenen Land liefen die Streifen meist sehr erfolgreich. So habe die mit relativ geringem Budget gedrehte Komödie «Pupendo» in Tschechien mehr Zuschauer angezogen als der US-Blockbuster «Matrix».
Für die Zukunft erwartet Rust ein Revival für osteuropäische Filme. Insbesondere aus Russland seien einige positive Überraschungen zu erwarten - das Angebot sei «phänomenal». Die Verleihung des Goldenen Löwen von Venedig an «Die Rückkehr» aus Russland sei da nur der Anfang.

Regisseur Kitano kritisiert japanische Gesellschaft als käuflich
Hamburg (ddp). Der japanische Filmregisseur Takeshi Kitano hält die Sitten in seinem Heimatland für verroht. «Ich lebe in einem Land, in dem alles käuflich ist und jeder Familienvater in erster Linie seinem Chef gehört», sagte Kitano der Wochenzeitung «Die Zeit». Es sei eine «völlig entkörperlichte, entindividualisierte Kultur», betonte der preisgekrönte Filmemacher.
Kitanos neuer Film «Dolls» läuft am Donnerstag in den deutschen Kinos an. Darin zeichnet der Filmemacher - unterstützt von Kostümen des Modedesigners Yojhi Yamamoto - einen poetischen Bilderreigen, der drei romantische Tragödien verknüpft und von ewiger Liebe erzählt. Kitano hält «Dolls» für seinen «gewalttätigsten Film», denn die Gewalt erfasse hier auch Menschen, in deren Alltag sie normalerweise keine Rolle spiele.
Der große japanische Regisseur Akira Kurosawa (1910-1998) ermutigte Kitano zum Filmemachen. Kitano betonte jedoch: «Ich selbst stehe allerdings zu weit außerhalb der klassischen japanischen Filmtradition, als dass ich Kurosawa als mein Vorbild bezeichnen könnte.» Auch habe er mitbekommen, dass Kurosawa seine Schauspieler «wie Kakerlaken» behandelte. «Er kam aus der Zeit der großen japanischen Studios, in der die Autorität des Regisseurs noch unanfechtbar war. Die Schauspieler waren gewissermaßen Leibeigene der Vision ihres Regisseurs», sagte Kitano.

Streifen der Filmstiftung sind in in New York und L.A.
Düsseldorf (ddp-nrw). In den USA sind im November von der Filmstiftung NRW geförderte Filme zu sehen. Das Museum of Modern Art (MoMa) in New York zeigt in Zusammenarbeit mit der Export-Union des Deutschen Films schon seit 25 Jahren einmal jährlich eine Reihe mit aktuellen deutschen Filmen. Auf dem Internationalen Film Festival (AFI) in Los Angeles ist Deutschland in diesem Jahr dagegen erst zum zweiten Mal vertreten.
Zum Jubiläum präsentiert das MoMa vom 6. November bis 19. Januar im Gramercy Theatre zwölf aktuelle deutsche Produktionen sowie eine Retrospektive mit 25 Filmen deutscher Regisseure. Zu den neuen Produktionen, die in New York gezeigt werden sollen, gehören Fatih Akins «Solino» und Max Fäberböcks Episodenfilm «September» über den Schicksalstag im Jahr 2001. In der Retrospektive ist unter anderem Tom Tykwers «Winterschläfer» zu sehen; der Streifen wurde ebenfalls von der Filmstiftung NRW gefördert.
Mit «Made in NRW» zeigt die Export-Union auf dem AFI in Los Angeles den einzigen Länderschwerpunkt. Vom 6. bis 16. November wird die Reihe mit zehn Filmen im Arclight Hollywood Kino mit Sönke Wortmanns «Das Wunder von Bern» eröffnet. Außerdem wird der von der Filmstiftung geförderte Streifen «Lichter» von Hans-Christian Schmid gezeigt.
http://www.filmstiftung.de