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Kunst-Biennale in Venedig geht zu Ende +++ D: "Kunst in der DDR" Ausstellung des Jahres
Kunst-Biennale in Venedig geht zu Ende
Orf - Die 50. Kunst-Biennale in Venedig, die an diesem Sonntag zu Ende geht, wird in vieler Hinsicht als eine Schau der Superlative in die Annalen eingehen. Der bunte Streifzug durch die Tendenzen der Gegenwartskunst wurde diesmal nicht nur am Arsenale, in den berühmten Giardini della Biennale und im Museo Correr auf dem Markusplatz präsentiert, sondern auch in unzähligen Palazzi und Lagerhallen der Lagunenstadt.
Titel der Jubiläums-Biennale unter der künstlerischen Leitung von Francesco Bonami (47) war "Träume und Konflikte: Die Diktatur des Zuschauers".
Seit Mitte Juni konnten Kunstfans Werke von 380 Künstlern aus mehr als 60 Ländern begutachten. Rekordverdächtig sind trotz vieler kritischer Stimmen auch die Besucherzahlen: Bis zum vergangenen Wochenende kamen nach Angaben der Organisatoren rund 240 000 Besucher zu der Mega-Ausstellung - 15 Prozent mehr als vor zwei Jahren. Bis zum Ende der Schau werde nochmal ein gewaltiger Besucherandrang erwartet, hieß es.
Allein der deutsche Pavillon habe bisher 170 000 Besucher gezählt, sagte der Düsseldorfer Museumsleiter und Kurator des deutschen Beitrages, Julian Heynen. Bei der Welt-Kunstschau hatte er rund zwei Dutzend Fotografien der Wahl-Kölnerin Candida Höfer und die Rekonstruktion eines U-Bahnschachtes des 1997 gestorbenen Künstlers Martin Kippenberger präsentiert. Der Beitrag sei im Ausland allgemein positiver beurteilt worden als in Deutschland: "In Deutschland wird die Biennale überhaupt mit ungeheurem Druck betrachtet und viel verbissener diskutiert als in anderen Ländern."
Für Aufsehen hatte zu Beginn des Events vor allem Theaterregisseur Christoph Schlingensief gesorgt: Gleich am Eingang der Giardini saßen seine "Säulenheiligen" - sieben bekennende Arbeits-, Obdach- und Konfessionslose, die sieben Tage lang auf zwei Meter hohen Pfählen ausharrten. Mit der Aktion wollte der Provokateur die Menschen dazu auffordern, sich den eigenen Ängsten bewusst zu werden.
Den Goldenen Löwen für den besten Länderbeitrag gewann in diesem Jahr überraschend der Pavillon aus Luxemburg, der ein Video mit einer Cellistin präsentierte, die gegen eine das Echo zurückwerfende Bergwand anspielte.
Für das beste Werk wurden die Schweizer Peter Fischli und Davis Weiss ausgezeichnet, der Löwe für die besten Künstler unter 35 Jahren ging an das britische Filmemacher-Duo Oliver Payne und Nick Relph. Den Ehren-Löwen für ihr Lebenswerk erhielten die italienische Avantgardistin Carol Rama und der Maler und Objektkünstler Michelangelo Pistoletto.
Während wohlwollende Stimmen Bonamis Biennale als vielseitig, bunt und pluralistisch lobten, konnten sich viele nicht mit dem unübersichtlichen Mix aus Bildern, Strukturen, Videos und Installationen anfreunden. Auch habe der Schau ein echter Leitfaden gefehlt, heißt es immer wieder. Kritiker fordern: Statt dem Motto "größer, besser, weiter" zu folgen, sollte man zukünftig lieber wieder zu Inhalten und kraftvollen Statements zurückkehren.
Quelle: orf
D: "Kunst in der DDR" Ausstellung des Jahres
orf - Die Präsentation "Kunst in der DDR" in der Neuen Nationalgalerie in Berlin war nach dem Urteil der deutschen Kunstkritiker die "Ausstellung des Jahres".
Die im Internationalen Kunstkritikerverband (AICA) zusammengeschlossenen Kritiker haben sich auf ihrer Jahresversammlung am Dienstagabend in Köln für die Berliner Retrospektive auf 40 Jahre Kunst in der ehemaligen DDR ausgesprochen. Bei der am vergangenen Sonntag beendeten Ausstellung waren 390 Werke von 145 Künstlern gezeigt worden, die sowohl "staatsnah" als auch in kritischer Distanz zum SED-System gearbeitet hatten.
Zur "besonderen Ausstellung" kürten die über 160 in der deutschen AICA-Sektion organisierten Kritiker die Schau "games.Computerspiele von KünstlerInnen", die noch bis 30. November in einem stillgelegten Stahlwerk am Rande Dortmunds zu sehen ist. Damit solle auch ausdrücklich die mehrjährige Arbeit des Dortmunder Kuratoren-Duos Iris Dressler und Hans D. Christ gewürdigt werden, die ungewöhnliche Kunstprojekte "mit qualitativer Stringenz in einer von der Kunstwelt wenig beachteten Region" realisiert hätten.
Quelle: orf