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6.12.: bildende kunst aktuell +++ bildende kunst

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Stuttgart: Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zu Kunstschätzen vertagt +++ Braunschweig: Niedersachsen gibt erstmals Gemälde an jüdische Eigentümer zurück +++ Emden: Nolde-Ausstellung in Emden wird verlängert +++ Rostock: Kunsthalle zeigt Werke von Camille Claudel +++ Münster: LWL will sein Museum für 36 Millionen Euro umbauen



Stuttgart: Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zu Kunstschätzen vertagt
Stuttgart (ddp). Im Kulturgüter-Streit in Baden-Württemberg ist am Mittwoch die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses vertagt worden. Das sagte ein Sprecher der SPD-Fraktion auf ddp-Anfrage in Stuttgart. Zunächst müsse sich nun auf Antrag der CDU und der FDP der Ständige Ausschuss des baden-württembergischen Landtags mit Zweifeln der CDU an der rechtlichen Zulässigkeit des SPD-Antrags befassen.
Hintergrund ist der geplante Vergleich zwischen dem Land und dem Markgrafenhaus Baden über strittige Eigentumsverhältnisse an Kunstschätzen. Zuletzt war bekannt geworden, dass das Land offenbar einzelne Kunstschätze zurückkaufen wollte, die ihm längst gehören.
SPD-Fraktionschefin Ute Vogt hatte betont, der Untersuchungsausschuss solle den «unverantwortlichen Umgang» der Landesregierung mit Kulturgütern und Landesvermögen aufklären. Die SPD will unter anderem durchleuchten, wie die Landesregierung versuchte, Klarheit über die Eigentumsverhältnisse zu erhalten.
Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) wollte für den Vergleich ursprünglich Handschriften der Badischen Landesbibliothek veräußern. Das Adelshaus sollte so 70 Millionen Euro zur Sanierung seines Schlosses Salem erhalten. Im Gegenzug wären Kunstgegenstände, die nach früherer Darstellung der Regierung dem Adelshaus gehören sollen, in Landesbesitz übergegangen, darunter die auf acht Millionen Euro veranschlagte Markgrafentafel von Hans Baldung Grien. Sie soll Experten zufolge aber bereits vor Jahrzehnten in Landesbesitz übergegangen sein.
Oettinger hatte nach scharfer Kritik an seinen Plänen ein alternatives Konzept zur Finanzierung des umstrittenen Vergleichs angeboten.

Braunschweig: Niedersachsen gibt erstmals Gemälde an jüdische Eigentümer zurück
Braunschweig (ddp). Das Land Niedersachsen hat ein von den Nationalsozialisten rechtswidrig beschlagnahmtes Gemälde an seine jüdische Eigentümerin zurückgeben. «Für das Land Niedersachsen ist es eine historische wie auch moralische Verpflichtung, nachweislich zu Unrecht erworbene Kunstwerke an die rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben», sagte Kulturminister Lutz Stratmann (CDU) am Dienstag in Braunschweig. Das Gemälde «Bildnis eines bärtigen Mannes» von Giovanni Battista Tiepolo stammt aus der Sammlung des Kunsthändlers Jacques Goudstikker in Amsterdam und wurde an dessen Erbin Charlène von Saher zurückgegeben. Es ist die erste Rückgabe eines in der NS-Zeit geraubten Bildes durch das Land Niedersachsen.
Goudstikker selbst kam 1940 auf der Flucht vor den Nationalsozialisten ums Leben. Das Gemälde wurde laut Ministerium unrechtmäßig von Hermann Göring erworben und 1943 von ihm versteigert. Das Herzog-Anton-Ulrich-Museum in Braunschweig bekam damals den Zuschlag. Nach dem Krieg gelang es zunächst weder der Witwe von Goudstikker noch seiner heutigen Erbin, das geraubte Eigentum zurückzubekommen. Erst seit der «Washingtoner Erklärung» von 1998 wurde die rechtliche Möglichkeit für eine Rückgabe geschaffen. Experten im Museum hatten jahrelang versucht, den wahren Besitzer des Gemäldes zu finden.

Emden: Nolde-Ausstellung in Emden wird verlängert
Emden (ddp). Die Emil-Nolde-Ausstellung in der Emder Kunsthalle wird wegen des großen Publikumsinteresses um zwei Wochen verlängert. Mehr als 28 000 Besucher haben die 120 Werke Noldes in der Schau «Paare» seit der Eröffnung Mitte Oktober gesehen. Die Ausstellung läuft jetzt bis 28. Januar, wie die Kunsthalle am Mittwoch mitteilte.
Die Nolde-Schau ist der Höhepunkt im Jubiläumsjahr der Kunsthalle. Das Haus wurde vor 20 Jahren von Henri Nannen (1913-1996) gegründet. Es gilt mittlerweile als eine der ersten Ausstellungsadressen für moderne Kunst in Europa. Mehr als 1,7 Millionen Gäste wurden in den bislang rund 100 Ausstellungen gezählt.
Emil Nolde (1867-1956) gilt als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts. In Emden sind Gemälde, Aquarelle und 60 so genannte «Ungemalte Bilder» aus der Zeit des Malverbots während der NS-Herrschaft zu sehen. Diese Blätter schuf Nolde in einer versteckten Kammer seines Hauses, weil die Nationalsozialisten seine Kunst als entartet gebrandmarkt hatten.
http://www.kunsthalle-emden.de

Rostock: Kunsthalle zeigt Werke von Camille Claudel
Rostock (ddp-nrd). Die Kunsthalle Rostock widmet der französischen Künstlerin Camille Claudel (1864-1943) eine Einzelausstellung. Die Schau präsentiere den größten Teil des Gesamtwerks der Bildhauerin, teilte die Kunsthalle am Mittwoch mit. Vom 20. Januar bis 1. April werden den Angaben zufolge 53 Skulpturen, 3 Gemälde und 27 Zeichnungen von Claudel gezeigt.
Camille Claudel besuchte in Paris die Académie Colarossi, die als eine der wenigen Kunstschulen auch weibliche Studenten annahm. Bereits mit 17 Jahren sorgte sie mit ihre Porträtbüste der «alten Helene» für Aufsehen. 1883 lernte sie den Bildhauer Auguste Rodin (1840-1917) kennen. Claudel arbeitete als einzige Frau in Rodins Atelier und war nicht nur dessen Schülerin, sondern auch Modell und Geliebte. Die Künstlerin trennte sich 1898 von dem 24 Jahre älteren Mann. Claudel wurde 1913 nach dem Tod ihres Vaters in eine Nervenheilanstalt eingewiesen, in der sie 30 Jahre später auch verstarb.
Camille Claudels Leben wurde 1988 mit Isabelle Adjani und Gérard Depardieu in den Hauptrollen verfilmt.

Münster: LWL will sein Museum für 36 Millionen Euro umbauen
Münster (ddp-nrw). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) wird das Westfälische Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte in Münster aller Voraussicht nach umbauen lassen. Im Gegenzug will sich der LWL aus dem Projekt einer neuen Kunsthalle in Münster zurückziehen. Dies hätte der Kultur- sowie der Bauschuss des LWL am Mittwoch empfohlen, teilte der Landschaftsverband in Münster mit. Am 15. Dezember wird der Landschaftsausschuss dazu entscheiden.
Der Umbau des Museums soll den Angaben zufolge rund 36 Millionen Euro kosten - das sind acht Millionen Euro weniger als zunächst geplant. Der Eigenanteil des LWL soll bei etwa 27 Millionen Euro liegen, sechs Millionen Euro will das Land NRW hinzugeben. Seine Kosten will der LWL durch den Verkauf der Anteile an einem Unternehmen des RWE-Konzerns aufbringen.
2008 wird das Münsteraner Museum 100 Jahre alt. Der Umbau soll in zwei Abschnitten erfolgen und bis 2010 abgeschlossen sein.