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6.12.: film und medien aktuell +++ film und medien

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Wirtschaft und Sprachschützer fordern mehr deutsche Musik im Radio +++ Europäischer Filmpreis wird in Berlin vergeben +++ Deutschlands erstes Kaufradio im digitalen Radiomarkt


Wirtschaft und Sprachschützer fordern mehr deutsche Musik im Radio
Berlin (ddp). Der Verein Deutsche Sprache (VDS) und der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) haben sich am Freitag für eine 40-Prozent-Quote für deutschsprachige Musik im Radio ausgesprochen. BVMW-Präsident Mario Ohoven sagte in Berlin, ohne die Quote sei in der Musikbranche keine Chancengleichheit mehr möglich. Kleinen deutschen Musikproduzenten drohe im Ausland sonst der Verlust großer Marktanteile. Der VDS wies darauf hin, dass der Deutschanteil entgegen der Hörerwünsche im Popbereich nur noch bei 1,5 Prozent liege.
Liedermacher Reinhard Mey, der sich der Forderung der Verbände anschloss, sagte, es gebe eine «so bunte Palette von deutschsprachigen Künstlern». Gespielt werde in den Sendern aber fast ausschließlich englischsprachige Musik. Junge deutsche Musiker fänden in ihrer Muttersprache kein Podium mehr. Mey betonte, an der Quote führe kein Weg vorbei, «wenn wir einen ganzen Kulturzweig und einen ganzen Wirtschaftszweig nicht an unterlassener Hilfeleistung sterben lassen wollen».
Die Verbände wiesen auch darauf hin, dass die Einführung einer Quote der Musikbranche in Frankreich seit 1995 «kräftige Impulse» verliehen habe. Im gleichen Zeitraum habe die deutsche Musikindustrie ein Viertel ihres Umsatzes eingebüßt.
Zugleich sprachen sich die Verbände für Deutsch als gleichberechtigte Arbeitssprache in der EU-Administration aus. Ohoven betonte, die deutsche Sprachgemeinschaft sei «die größte und wirtschaftlich stärkste in der EU». Trotzdem erfolge aber nur ein Prozent der Außenkommunikation von EU-Behörden auf Deutsch. Das führe gerade für kleine und mittlere Unternehmen, die sich Ausschreibungen erst teuer übersetzen lassen müssten, zu Benachteiligungen.

Europäischer Filmpreis wird in Berlin vergeben
Berlin (ddp-bln). In Berlin wird am Samstag der Europäische Filmpreis 2003 verliehen. Zu der Gala in der Treptower Arena werden rund 1000 Gäste, darunter viel Prominenz aus der Film- und Fernsehbranche, erwartet. Wolfgang Beckers Erfolgsstreifen «Good Bye, Lenin!» geht mit fünf Nominierungen ins Rennen. Der Europäische Filmpreis wird zum 16. Mal vergeben. In diesem Jahr wird der französische Meisterregisseur Claude Chabrol für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Moderiert wird die von der European Film Academy ausgerichtete Verleihung von Schauspieler Heino Ferch.
In der Hauptkategorie «Europäischer Film 2003» konkurriert «Good Bye, Lenin!» mit «Dirty Pretty Things» von Stephen Frears, «Dogville» von Lars von Trier, Berlinale-Gewinner «In this World» von Michael Winterbottom, «Mein Leben ohne mich» von Isabel Coixet und «Swimming Pool» von François Ozon. Außerdem ist der deutsche Streifen in den Kategorien «Europäischer Regisseur» (Wolfgang Becker), «Europäischer Schauspieler» (Daniel Brühl), «Europäische Schauspielerin» (Katrin Sass) sowie «Europäischer Drehbuchautor» (Bernd Lichtenberg) nominiert.
«Dogville» und «Dirty Pretty Things» erhielten je vier Nominierungen. Mit weiteren Nominierungen wurden die deutschen Filme «Rosenstraße» (Katja Riemann als «Europäische Schauspielerin 2003») sowie «Das Wunder von Bern» von Sönke Wortmann und «Lichter» von Hans-Christian Schmid für den «Europäischen Kamerapreis» bedacht.
http://www.europeanfilmacademy.org

Deutschlands erstes Kaufradio hofft mittelfristig auf den Durchbruch im digitalen Radiomarkt
Berlin (ddp). Nachrichten sind auf Deutschlands erster Shoppingwelle «Kaufradio» nur Beiwerk: Zwei, drei Meldungen, ein Verbraucherhinweis und dann verspricht eine charmante Stimme auch schon, dass es gleich mit den Einkaufstipps losgeht - nur noch ein wenig Musik, ein paar Minuten, und nach acht Nummern scheint auch das Motto der Stunde vergessen. Aber dann geht\'s doch noch los, es wird ein Abendkleid von «Otto» präsentiert, dass dem «Partner den Atem raubt», mit «Strrrraßbordüre», für 119 Euro. Die Präsentation dauert Sekunden, dann wieder Musik.
In einer Stunde schafft es «Kaufradio» so auf zwei Produkte, der Rest ist Pop aus fünf Jahrzehnten, und wer öfter reinhört, kann manchen Song bald auswendig. Dennoch ist Geschäftsführer Oliver Dunk überzeugt: In vier Jahren wird sein Kind den Durchbruch schaffen.
Der langgediente Radiomann mit mehrjähriger Erfahrung bei Sat.1 wollte nicht länger auf die technische Entwicklung warten, um irgendwann von ihr zu profitieren. In seinem Kopf ist bereits alles möglich, da kann sein digitaler Sender per Signal das Bild des Produkts aufs Handy senden, gekauft wird per SMS. Und das wird noch besser, wenn erst das UMTS-Netz weiter ausgebaut wird, ist er überzeugt. Gespräche mit Mobilfunkanbietern liefen bereits.
Dunk setzt vor allem auf das Wachstum im Bereich E-Commerce, dem elektronischen Handel. 30 Prozent Plus werde in diesem Segment vorausgesagt, und immerhin habe das Shoppen per Internet bereits einen Anteil von zehn Prozent am gesamten Handel, rechnet er vor.
Bislang kommt «Kaufradio» allerdings nur mit der Stütze Internet aus. Die übers Radio vorgestellten Produkte können über die Homepage www.kaufradio.de betrachtet und geordert werden. Das schwarze Abendkleid mit der «Strrrraßbordüre» findet sich erst nach mehrmaligem Klicken auf der Internet-Site des großen deutschen Versandhandels.
Geld verdient «Kaufradio» derzeit laut Dunk mit einer Gewinnbeteiligung von drei bis acht Prozent an den verkauften Produkten. Diese kann der Sender dank einer Kooperation mit dem Internet-Dienstleister Zanox über den Datenhighway vertreiben. In den ersten Monaten seit dem Start des Senders Ende August gab es rund 5700 Bestellungen, für Dunk ein unverkennbarer Hinweis, dass es bergauf geht.
Sieben Moderatoren halten den Betrieb von «Kaufradio» am Laufen, manchmal moderiert der Geschäftsführer aus Leidenschaft auch noch selbst, «allerdings nicht live». Um die Attraktivität seines Senders zu steigern, heuerte Dunk zudem den amerikanischen Radio-DJ Casey Casem an, der wie in den 70ern und 80ern beim amerikanischen Soldatensender AFN jetzt auch wieder die «Top 40» moderiert. Für Dunk ist Casem das «Radioidol meiner Jugend» - nur einkaufen kann man bei Casem nicht.
«Kaufradio» ist derzeit digital auf dem LE-Band, per Internet oder auf dem UKW-Testkanal 104,1 zwischen 10.00 und 12.00 Uhr sowie 17.00 bis 19.00 Uhr zu erreichen.
Christina Denz