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Österreichischer Staatspreis an H.K. Gruber +++ Zelter-Medaille für zwölf Thüringer Chöre
Österreichischer Staatspreis an H.K. Gruber
orf - Sonntagabend bekam "Infernali" Gruber von Kunststaatssekretär Franz Morak (V) den Großen Österreichischen Staatspreis 2002 in Wien überreicht - im Rahmen der Werke seiner Vorgänger in der Ausstellung "Kunst.Kunst.Kunst" im Wiener 20er Haus. Mit dem Preisgeld will Gruber eine Komponisten-Förderaktion starten.
Nach dem weltweiten Erfolg seiner Erfolgskomposition "Frankenstein!!" gaben Kollegen und Freunde dem seit Sängerknaben-Tagen als "Nali" bekannten Komponisten, Chansonnier und Kontrabassisten Heinz Karl Gruber (60) einen neuen Beinamen: "Nali" wurde zu "Infer-Nali".
"Es bedarf Musiker wie Heinz Karl Gruber, um die Definition von Musik in diesem Land nicht an die Tradition zu verlieren", so Morak, der hoffte, dass Gruber in all seiner "Origi-Nali-tät" in seinem "Kampf gegen die Vertrottelung des Hörverhaltens nie unterliegen" möge. Der Komponist gebe "Österreich mit seiner faszinierenden künstlerischen und menschlichen Individualität die Berechtigung, auch im 21. Jahrhundert als Musikland zu gelten".
Die Laudatio hielt Friedrich Cerha - für Gruber "wahrscheinlich die größte Ehre, die mir überhaupt jemals widerfahren ist". Ein "Avantgardist wider Willen" sei Gruber, so Cerha, seine Musik "subversive Unterhaltung" für diejenigen Musikliebhaber, die "Denkmalpflege für eine Angelegenheit städtischer Reinigungstrupps" erachten.
Für Grubers Werk, in dem Elemente aus U- und E-Musik "sich bei kühlen Temperaturen mit Handwerk verbinden", gelte das Adorno-Diktum "Es ist eine Musik, mit der man nicht Wiederaufbau spielen kann". Mit dem Staatspreis sei Gruber dem "typisch österreichischen Schicksal" entgangen, in der Heimat zu wenig gewürdigt zu werden, und "in all seiner Vielfalt nun definitiv zu Hause angekommen".
Der Formenreichtum seiner jüngsten Instrumentalwerke, der in diesen hörbare Sinn für Humor widersprächen der Einschätzung Grubers als "one piece composer", die nach dem Siegeszug von Grubers "Pandämonium" "Frankenstein!!" - mit Aufführungen von Berlin bis Honolulu "sicher das meistgespielte Werk eines lebenden Komponisten" - aufgekommen war.
Gruber beklagte - nach Dankes- und Freudenbekundungen - unter Applaus der Anwesenden, dass es in Österreich "kein ausgesprochenes Bewusstsein für die Notwendigkeit von Kunst" gebe und der Kunstunterricht in den Schulen nach den geplanten Stundenkürzungen "kaum noch vorhanden sein wird". Kunst würde "aus Einsparungsgründen gegen Sport und Wissenschaft ausgespielt".
Auch werde allgemein die Leistung der Kreativen im Vergleich mit den Interpretierenden finanziell zu wenig gewürdigt. "Die Mozarts von heute sind gezwungen, ihre Meisterwerke von Morgen nebenberuflich, also im Pfusch, zu schaffen".
Gruber will daher mit seinem Preisgeld "etwas Nützliches machen", denn "die Moderne muss wie selbstverständlich Eingang in den Alltag finden". Nach Vorbild der von Simon Rattle und der City of Birmingham Symphony ins Leben gerufenen Aktion "Sound Investment" wird Gruber die erhaltenen 22.000 Euro für die von ihm in Zusammenarbeit mit dem Konzerthaus organisierte Komponistenförderaktion "Klanginvestment" einsetzen. Dabei können sich Musikliebhaber direkt an Kompositionsaufträgen finanziell beteiligen und werden in Folge in der Partitur des entstehenden Werkes genannt sowie über Aufführungen "ihres Werkes" informiert.
Heinz Karl Gruber wurde am 3. Jänner 1943 in Wien geboren. Er war Wiener Sängerknabe (1953-57) und studierte anschließend von 1957 bis 1963 an der Wiener Musikhochschule Kontrabass, Horn, Elektronik, Filmmusik, Tanz, Zwölftontheorie und Komposition (bei Alfred Uhl, Erwin Ratz und Gottfried von Einem).
1968 gründete er mit Kurt Schwertsik und Otto M. Zykan das Ensemble MOB art & tone ART. Seit 1984 ist er künstlerischer Leiter des Ensembles "die reihe". Als Chansonnier und Dirigent arbeitete Gruber u.a. mit dem Ensemble "die reihe", dem Ensemble Modern und der London Sinfonietta zusammen.
Zelter-Medaille für zwölf Thüringer Chöre
mdr - Zwölf traditionsreiche Thüringer Chöre sind am Sonnabend mit der Zelter-Medaille ausgezeichnet worden. Zu den prämierten Chören gehören die "Liedertafel" aus Rossleben/Ziegelroda (Kyffhäuserkreis), der "Liederkranz 1843" aus Römhild (Kreis Schmalkalden-Meiningen) und der Chor "Sängerlust" aus Eishausen (Kreis Hildburghausen).
Die Plakette trägt den Namen des Berliner Komponisten, Musikpädagogen und Chorleiters Carl Friedrich Zelter (1758-1832), der als Lehrer der Komponisten Mendelssohn und Mayerbeer wirkte. Durch Zelter wurde der spätere Gewandhauskapellmeister Mendelssohn mit der Musik von Johann Sebastian Bach bekannt. Diese Anregung führte zur Wiederentdeckung von Bachs Musik 100 Jahre nach dessen Tod. Als musikalischer Berater und Freund Goethes hat Zelter viele seiner Gedichte vertont. 1822 gründete er das Königliche Institut für Kirchenmusik in Berlin, das er bis zu seinem Tode leitete.
Mit der vom Bundespräsidenten gestifteten Zelter-Plakette werden seit 1957 Kulturvereinigungen ausgezeichnet, die sich besondere Verdienste um die Pflege der Chormusik und des deutschen Volksliedes erworben haben. Die Ehrung geht an Ensemble, die seit mehr als 100 Jahren bestehen.
Quelle: http://www.mdr.de/nachrichten/kultur/651801.html