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8.12.: bildende kunst aktuell +++ bildende kunst

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Stuttgart: Wertvolles Nolde-Gemälde wieder aufgetaucht +++ Dresden: Streit um Kuppelgemälde der Dresdner Frauenkirche


Stuttgart: Wertvolles Nolde-Gemälde wieder aufgetaucht
Stuttgart (ddp). Nach über 25 Jahren ist ein wertvolles Gemälde des deutschen Expressionisten Emil Nolde wieder aufgetaucht. Es handelt sich um das seit Ende der 70er Jahre verschollene Porträt «Nadja», wie das Landeskriminalamt am Freitag in Stuttgart mitteilte. Das Bild aus dem Jahr 1919 habe einen geschätzten Marktwert von einer halben Million Euro. Ein Kunstsammler aus der Nähe von Ladenburg im Rhein-Neckar-Kreis habe das Gemälde, das ihm nicht gehörte, «bei Aufräumarbeiten in seinem Dachgeschoss» gefunden.
Das Ölgemälde sei vor seinem Verschwinden bei einer Speditionsfirma in Freiburg im Breisgau eingelagert gewesen. Von dort sei es «zwischen Oktober 1977 und September 1979 auf ungeklärte Art und Weise abhanden gekommen».
Zur Klärung der Eigentumsverhältnisse übergab der Finder das Porträt der Polizei. Experten fanden schließlich heraus, dass es sich um das seit fast drei Jahrzehnten verschollene Nolde-Gemälde «Nadja» handelt.
Erstbesitzer des Werkes war den Angaben zufolge Walther Rathenau, der 1922 ermordete Außenminister der Weimarer Republik. Nach dem Tod Rathenaus erbte sein Bruder dessen Kunstsammlung.
Emil Nolde (1867-) gilt als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts und als «Magier der Farbe» unter den deutschen Expressionisten. Die Nationalsozialisten verhängten 1941 ein Malverbot gegen ihn und verhöhnten seine Werke als «entartete Kunst».

Dresden: Streit um Kuppelgemälde der Dresdner Frauenkirche
Dresden (ddp-lsc). Um die Kuppelgemälde der Dresdner Frauenkirche ist ein Streit ausgebrochen. Der Kunstmaler Christoph Wetzel, der die Gemälde an der Innenkuppel des wiedererrichteten Gotteshauses nach historischen Vorlagen nachempfunden hat, macht sein Urheberrecht an den Werken geltend, wie die «Bild»-Zeitung (Freitagausgabe) berichtet. Der Maler argumentiere, die Werke seien keine Kopien der Originale, sondern Anlehnungen. Daher gälten sie nicht als restaurierte Nachahmungen, sondern als eigenständige Werke, an denen er die Urheberrechte besitze.
Abbildungen der Deckengemälde sind seit ihrer Fertigstellung auf zahlreichen Kalendern, Bildbänden, Ansichtskarten und Souvenirs zu sehen. Mehrere Verlage planen dem Bericht zufolge nun, Wetzels Gemälde komplett aus ihren Büchern zu verbannen. Den Marketing-Chef des Regensburger Verlags Schnell + Steiner zitiert das Blatt mit den Worten: «Es ist unethisch, mit überzogenen Urheberrechtsabgaben die Popularisierung eines Weltkunstwerkes zu beeinträchtigen.» Auch die Frauenkirchenstiftung will künftig laut «Bild» statt Wetzels Nachahmungen Farb-Dias von den Originalen auf ihre Stifterbriefe drucken.
Je Gemälde auf einer Briefmarke verlange die zuständige Bonner Verwertungsgemeinschaft «Bild-Kunst» bis zu 11 403 Euro Schutzgebühr, für jedes der Gemälde als Postkartenmotiv bis zu 5712 Euro. Pro Kalender sind bis zu 623 Euro fällig, bei Broschüren bis zu 361 Euro. Die acht Deckengemälde stellen vier Heilige und vier Tugenden dar.
Der Baudirektor der Frauenkirche, Eberhard Burger, räumte zugleich Fehler ein. Bei Vertragsabschluss mit Wetzel sei nicht aufgepasst worden. Nun sei dieser zu keiner Einigung mit der Stiftung bereit, gab die Zeitung ihn wieder.
Die Frauenkirche war im Februar 1945 bei der Bombardierung Dresdens zerstört worden. 1994 hatte der Wiederaufbau nach den Plänen des Architekten George Bähr (1666-1738) begonnen. Am 30. Oktober 2005 wurde das rekonstruierte barocke Gotteshaus geweiht.