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8.5.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

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Fragen an den Präsidenten der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung +++ Barther «Theatermäuse» proben für Uraufführung eines Kinderstückes +++ Verboten und verbrannt - Ausstellung erinnert an Bücherverbrennungen +++ Tagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Jena


Fragen an den Präsidenten der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
Darmstadt (ddp). Vom 8. bis 10. Mai kommt die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, die deutschsprachige Schriftsteller und Gelehrte aus dem In- und Ausland vereinigt, zu ihrer Frühjahrstagung in Jena zusammen. Dabei geht es um das Thema «Kultur und Staat. Welche Kultur brauchen wir?». Auf dem Programm stehen neben Vorträgen und einer Podiumsdiskussion auch Lesungen, etwa von Jorge Semprun und Imre Kertesz. In wenigen Tagen gibt die in Darmstadt ansässige Institution auch den diesjährigen Gewinner des Georg-Büchner-Preises bekannt, der als die angesehenste deutsche Literaturauszeichnung gilt. Mit dem Präsidenten der Akademie, Klaus Reichert, sprach ddp-Korrespondentin Nathalie Waehlisch im Vorfeld der Frühjahrstagung.

ddp: Die Akademie hat Ende März Vorschläge für eine Korrektur der Rechtschreibreform präsentiert: eine Liste mit rund 1000 strittigen Wörtern. Welche Resonanz gab es darauf?
Reichert: In den Medien gab es eine durchweg positive Resonanz. Man sagte, das ist ein vernünftiger Kompromiss, mit dem können wir leben. Aber auch Leser meinten, es komme endlich wieder eine Ordnung in die Rechschreibung hinein. Von offizieller Seite kam dagegen noch gar keine Reaktion. Aber im Jahr 2005 soll ja endgültig beschlossen werden, wie geschrieben wird - da wollten wir mit unserer Liste rechtzeitig da sein. Wir finden, dass es ein paar vernünftige Ansätze in der Rechtschreibreform gibt. Andere Dinge wie die Groß- und Kleinschreibung und vor allem die Auseinanderschreibung sind völlig unsinnig. Außerdem wurden Regelungen teilweise wieder heimlich geändert. Wie man richtig schreibt, ist also immer abhängig von der jeweiligen Duden-Auflage.

ddp: Es kommen immer mehr Memoiren aus dem Entertainment-Bereich auf den Markt, wie zum Beispiel von Dieter Bohlen und Stefan Effenberg. Was halten Sie davon aus sprachlicher Sicht?
Reichert: Ich sehe vor allem die Gefahr, dass die Verlage zunehmend auf erfolgsträchtige Bücher setzen, dass Bücher nur noch gemacht werden, wenn sie sich rechnen. Und große, schwierige Literatur rechnet sich - zumindest kurzfristig - nicht. Schlimm finde ich auch, dass «schwierige», aber hervorragende Werke manchmal nach kürzester Zeit auf dem Ramschtisch landen. Deren Kosten amortisieren sich eben nicht so schnell.

ddp: Bei der Frühjahrstagung der Akademie geht es um das Thema «Kultur und Staat. Welche Kultur brauchen wir?» Wie lautet Ihre Antwort? Und wird von den Kulturverantwortlichen Ihrer Ansicht nach zu viel gejammert?
Reichert: Wir müssen versuchen, die Prioritäten anders zu setzen. An Grundschulen sollte nicht schon Sechsjährigen ein PC hingestellt werden - die sollten erst mal richtig lesen und schreiben lernen. Zuerst müssen die Grundlagen der Kultur wieder vermittelt werden. Und was das Jammern angeht: Es ist nicht nur eine Sache des mangelnden Geldes. Wir müssen umdenken und klarmachen, was wir jungen Menschen eigentlich mitgeben wollen, welches kulturelle und historische Erbe wir haben. Kultur darf kein Luxus sein und heißt nicht, abends mal in die Oper zu gehen. Kultur ist ein Lebensmittel.
http://www.deutscheakademie.de

Barther «Theatermäuse» proben für Uraufführung eines Kinderstückes
Barth (ddp-nrd). Die Barther «Theatermäuse» lassen sich ab Sonntag nicht verführen. Dann hat ihr neues Stück im Kindertheater Premiere, das sich mit Lockvogelangeboten und scheinheiligen Versprechen für junge Leute befasst. «Tevidol - Lass dich nicht verführen» heißt die Inszenierung von Piet Oltmanns, die von den 11- bis 15-jährigen Kindern der Bodden Bühne am Sonntag in Barth uraufgeführt wird. Im Sommer gibt es Vorstellungen im Theaterzelt «Chapeau Rouge» in Heringsdorf, wie das Theater am Mittwoch mitteilte.
Aus Oltmanns\' Feder stammen unter anderem einige Vineta-Stücke, die in Barth und Zinnowitz tausende Zuschauer begeisterten. Diesmal hat er sich der Verführung von jungen Leuten, sei es durch Werbung, Heilsbringer oder dubiose Scharlatane, angenommen. Die Geschichte dreht sich um Kinder mit ihren großen Allerweltsproblemen, die angeblich alle von den Tevidolern bekämpft werden können. Einen Haken hat die Sache doch, die Teenager müssen ihr Leben an Tevidol verkaufen.
Uraufführung des Stückes, zu dem Mike Hartmann die Musik komponierte, ist am Sonntag um 11.00 Uhr auf der Barther Bodden Bühne.
Karten ab 5,50 Euro gibt es unter der Barther Telefonnummer (028231) 2464.

Verboten und verbrannt - Ausstellung erinnert an Bücherverbrennungen
Wiedenbrück (ddp-nrw). Zum Gedenken an den 70. Jahrestag der Bücherverbrennung ist am Mittwochabend in der Wiedenbrücker Stadtbibliothek eine Ausstellung mit mehr als 60 Originalwerken der zur NS-Zeit verfemten Autoren eröffnet worden. Die Schau unter dem Titel «Verboten und verbrannt» zeigt unter anderem Werke von Heinrich und Thomas Mann, Stefan Zweig, Kurt Tucholsky sowie Erich Maria Remarque, wie der Organisator der Schau, der Club Bertelsmann, bekannt gab.
Bis zum 24. Mai ist die Ausstellung zu sehen - neben literarischen Werken sind auch politische Bücher von Ferdinand Lassalle, Carl von Ossietzky, Leo Trotzki oder Egon Erwin Kisch vertreten. Der Eintritt zu der Schau ist frei. Nach Angaben der Veranstalter soll mit der Ausstellung auch vieler Autoren gedacht werden, die in den vergangenen 70 Jahren in Vergessenheit geraten sind.
Ermöglicht wurde die Schau durch die Arbeit des Büchersammlers Claus Friedrich, der in mehr als 25 Jahren über 250 Originalausgaben von Autoren zusammengetragen hat, die während der Nazizeit inhaftiert, umgebracht oder ins Exil gezwungen worden waren. «Ich möchte aufklären. Bis heute ist nicht vollständig aufgearbeitet, was am 10. Mai 1933 und danach passierte», erklärte Friedrich.

Tagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Jena
Jena (ddp-lth). Vor dem Zusammenbrechen der Kultur an allen Ecken und Enden in Deutschland warnt die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung. In der heutigen Gesellschaft sei täglich vom Kaputtsparen die Rede, erklärte Präsident Klaus Reichert im Vorfeld der Frühjahrstagung der Akademie, die am Donnerstag in Jena eröffnet wird. Die Tagung, auf der deutschsprachige Schriftsteller und Gelehrte aus dem In- und Ausland zusammenkommen, thematisiert die Abhängigkeiten von Kultur und Staat.
Debattiert werden unter anderem die Fragen: Was haben wir auf den verschiedenen Gebieten der Kultur eigentlich zu bieten und welche Kultur brauchen wir? Reichert beklagte, dass zunehmend in Frage gestellt werde, was einmal unter Kultur und damit verbunden unter Bildung verstanden worden sei. Kultur habe einen Bildungsauftrag, es reiche nicht aus, Schulen mit Computern auszustatten.
Zu Lesungen werden unter anderem der Literaturnobelpreisträger Imre Kertesz und die Schriftsteller Jorge Semprun und Volker Braun erwartet. Vertreter der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der Stiftung Weimarer Klassik, des Nationaltheaters Weimar und anderer Kultureinrichtungen werden mit Politikern über die Verantwortung des Staates für die Kultur diskutieren.
Während der dreitägigen Veranstaltung vergibt die Akademie den Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung an Hans Wolf. Der Friedrich-Gundolf-Preis für die Vermittlung deutscher Kultur im Ausland geht an den Dänen Per Ohrgaard.
http://www.deutscheakademie.de