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Rau besorgt über Autorenverfolgung - 70. Jahrestag der Bücherverbrennung +++ Ulm richtet Baden-Württembergische Theatertage aus +++ «Die Norm muss weg» - Theaterprojekt zum 17. Juni in Marienborn +++ Ab Mitte Mai - In NRW findet das Kinder- Jugendtheaterfestival statt +++ DNT lädt zum Kroetz\'schen «Wunschkonzert»
Rau besorgt über Autorenverfolgung - 70. Jahrestag der Bücherverbrennung
Berlin (ddp-bln). Bundespräsident Johannes Rau hat zur Verteidigung der Meinungsfreiheit als eine der wichtigsten demokratischen Errungenschaften aufgefordert. Eine Gesellschaft, die den Wettstreit von Ideen, die kulturelle Vielfalt nicht dulde, richte sich schließlich selbst zu Grunde, sagte Rau laut vorab verbreitetem Redetext am Freitag in Berlin auf einer Veranstaltung zur Erinnerung an die Bücherverbrennungen vor 70 Jahren.
Rau zeigte sich zugleich «besonders besorgt» über die weltweite Zunahme der Verfolgung von Schriftstellern nach dem 11. September 2001. Es müsse deshalb immer wieder darauf hingewiesen werden, «dass auch im Kampf gegen Terrorismus nicht alle Mittel erlaubt sind».
«Auch heute gelten Bücher noch als gefährlich», fügte der Bundespräsident hinzu. Allein im vergangenen Jahr seien weltweit 1 153 Fälle bekannt geworden, in denen Schriftsteller verschwanden, getötet, verhaftet, unter Hausarrest gestellt oder ins Exil gezwungen worden seien. Das geschehe nicht nur außerhalb von EU und NATO, sagte Rau.
Bei den von den Nationalsozialisten vorbereiteten Bücherverbrennungen waren am 10. Mai 1933 und den Folgetagen in Berlin und zahlreichen anderen deutschen Städten vor allem von Studenten mehr als 20 000 Bücher ins Feuer geworfen worden. Die Autoren wurden als «entartet» und «undeutsch» verfemt und aus den öffentlichen Bibliotheken entfernt. Einige wurden verhaftet und ermordet, andere gingen ins Exil. Für Deutschland sei dieser erzwungene Exodus des Geistes eine Katastrophe gewesen, «die Jahrzehnte nachgewirkt hat und die in manchem bis heute spürbar ist», sagte Rau.
Zu der Veranstaltung unter dem Motto «Literatur auf dem Scheiterhaufen, der Geist im Feuer» in Berlin hatten unter anderem das PEN-Zentrum Deutschland, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und der Verband deutscher Schriftsteller eingeladen. Aus verbotenen und verbrannten Büchern lasen Autoren wie Peter Härtling, Rolf Hochhuth, Walter Jens, Erich Loest und Christa Wolf.
Ulm richtet Baden-Württembergische Theatertage aus
Ulm (ddp-bwb). Das Ulmer Theater ist Gastgeber der 16. Baden-Württembergischen Theatertage. Ab heute bis zum 19. Mai werden unter dem Motto «wahr, gut und schön?» zahlreiche Bühnenklassiker vorgestellt. Das ausrichtende Haus steuert Schillers «Don Carlos» zu den Theatertagen bei. In Ulm findet das Festival bereits zum dritten Mal statt.
Eröffnet werden die Theatertage heute mit Shakespeares «Sommernachtstraum» in einer Inszenierung des Freiburger Theaters im Großen Haus. Parallel dazu zeigt das Ensemble des Nationaltheaters Mannheim Einar Schleefs «Zigaretten» in der Studiobühne Podium. Allen Vorstellungen folgen Publikumsdiskussionen und Sonderveranstaltungen mit dem Titel «Klassisches um Mitternacht».
Zum Rahmenprogramm gehören außerdem mehrere Podiumsgespräche und ein Theaterfest am 17. Mai. An den Nachmittagen zeigen die 15 gastierenden Bühnen Stücke aus ihrem Kinder- und Jugendprogramm.
«Die Norm muss weg» - Theaterprojekt zum 17. Juni in Marienborn
Magdeburg (ddp-lsa). Ein Theater-open-air in Marienborn wird sich mit den Ereignisse des 17. Juni 1953 in der DDR befassen. Kulisse ist vom 13. Juni bis 24. Juni die ehemalige Grenzübergangsstelle Marienborn, wie die Veranstalter am Freitag mitteilten. Unter dem Titel «53-06-17 Die Norm muss weg!» haben die Proben mit mehr als 80 Mitwirkenden begonnen. Das Stück (Buch Wolf Bunge, Hans-Peter Frings, Norbert Pohlmann; Regie Wolf Bunge) verlegt die Orte der Aufstände in Berlin und Bitterfeld, Magdeburg und Rathenow an den früheren Grenzübergang Marienborn.
Seit fast zwei Jahren laufen die Vorbereitungen für dieses Projekt, das unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Wolfgang Böhmer (CDU) steht. Die Vorstellungsserie wird von der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt, der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn und dem Helmstedter Verein «Grenzenlos» veranstaltet.
Die Karten kosten 16 Euro (ermäßigt 8 Euro). Sie sind in der Gedenkstätte Marienborn und in den Service-Centern der Volksstimme erhältlich.
Ab Mitte Mai - In NRW findet das Kinder- Jugendtheaterfestival statt
Köln (ddp-nrw). Ab Mitte Mai werden im Rahmen des Kinder- und Jugendtheaterfestivals «Spielarten» acht Produktionen an neun Aufführungsorten in Nordrhein-Westfalen präsentiert. Das teilte die künstlerische Leiterin, Catharina Fillers, am Donnerstag in Köln mit. Die Theaterstücke werden nach ihren Angaben außer in Köln, Bonn und Düsseldorf unter anderem auch in Bergheim, Königswinter, Viersen, Pulheim und Mönchengladbach gezeigt. Das Festival dauert bis 12. Juli.
Die «Spielarten» bieten außergewöhnliche Inszenierungen und den Kindern die Chance, sich schon frühzeitig fürs Theater begeistern zu lassen, wie Kulturminister Michael Vesper (Grüne) sagte. Dass auch an die kleinsten Zuschauer im Alter von drei Jahren gedacht wurde, begrüßte Vesper. Denn «wer schon als Kind über eine wirklich beeindruckende und unterhaltsame Produktion Kontakt zum Theater findet, der geht auch als Erwachsender noch hin.»
DNT lädt zum Kroetz\'schen «Wunschkonzert»
Weimar (ddp-lth). Ein ungewöhnliches «Wunschkonzert» präsentiert das Deutsche Nationaltheater Weimar (DNT) seinen Besuchern. Das Ein-Personen-Stück von Franz Xaver Kroetz gehe am Samstag erstmals über die dortige Bühne, teilte das Theater am Donnerstag mit. Stephanie von Sydow setzt den Monolog mit Ute Wieckhorst in Szene, zu dem Wilfried Buchholz (Bühne) und Gisa Kuhn (Kostüme) die Ausstattung beisteuern.
Kroetz beschreibt in «Wunschkonzert» das erschreckende Nebeneinander von trister Alltags-Routine und künstlich-fröhlichem Radio-Gedudel, dem sich eine alleinstehende Frau durch ihren fast beiläufig ausgeführten Selbstmord entzieht. Er griff für seinen Stoff auf Darstellungen in Polizeiberichten zurück, nach denen sich Selbstmord «in vielen Fällen unglaublich ordentlich» vollziehe. Er geschehe ohne Übergang aus den alltäglichen Tätigkeiten heraus mit ebensolcher Ordnungsliebe wie das Leben, das ihn verursacht habe.
http://www.nationaltheater-weimar.de