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Potsdam: Laut Steinbrück bewährt sich deutsche Filmförderung +++ Berlin: «Vier Minuten» gewinnt beim Filmfest in Kaliningrad +++ Hamburg: Scorsese plant Doku zu George Harrison
Potsdam: Laut Steinbrück bewährt sich deutsche Filmförderung
Potsdam (ddp). Der von der Bundesregierung aufgelegte Filmförderfonds hat sich nach Einschätzung von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) bewährt. Die Förderung sollte über das Jahr 2009 hinaus fortgeführt werden, regte der Minister am Mittwoch in Potsdam bei einem Besuch der Studio Babelsberg AG an. Den deutschen Produktionsunternehmen stünden vorerst bis 2009 rund 60 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung. In diesem Jahr seien bereits fast 50 Anträge zur Unterstützung von Filmproduktionen eingegangen.
Ziel des Fonds sei eine Stärkung der Studiokapazitäten. In Babelsberg zeigten sich bereits klare Erfolge, sagte Steinbrück. Dort drehe in Kürze Tom Tykwer seinen neuen Film «The International». Ohne eine Förderung aus dem Fonds wäre die Produktion möglicherweise ins Ausland gegangen. Der Minister fügte hinzu, ein Teil der staatlichen Förderung fließe über Steuereinnahmen wieder zurück. Denn der Fonds schaffe Arbeit und Einkommen.
Studio-Babelsberg-Vorstand Carl Woebcken betonte, die Babelsberger Filmstudios hätten eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Seit der Privatisierung in den 90er Jahren sei um die Auslastung der Kapazitäten gekämpft worden. Das neue Fördersystem habe die Studios international wettbewerbsfähig gemacht. Sie seien derzeit mit mehreren internationalen Großproduktionen ausgelastet. Zeitweilig seien bis 1200 Menschen gleichzeitig mit den Produktionen beschäftigt.
Von den rund 60 Millionen Euro Filmförderung gingen in diesem Jahr 22 bis 25 Millionen Euro an Babelsberger Produktionen. Dabei werde jedoch 80 Prozent des Umsatzes von externen Firmen gemacht. Steinbrück ergänzte, Babelsberg profitiere besonders von dem Fonds, weil dort 90 Prozent der deutschen Kinofilm-Produktionen umgesetzt werden. In den anderen deutschen Studios drehe es sich vorwiegend im TV-Produktionen.
Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) betonte, die Filmförderung sei wesentlich wirkungsvoller als das vorherige Steuervergünstigungssystem für die Filmwirtschaft. Schon jetzt ließen sich die Früchte des Anfang 2006 aufgelegten Fonds ernten.
Tykwer fügte hinzu, er hätte seinen neuen Film vielleicht nicht gemacht, wenn er ihn in Los Angeles hätte drehen müssen. Der deutschen Filmfonds habe eine ungewöhnliche Konstellation ermöglicht: Der Film werde in Babelsberg produziert und von einem Hollywood-Studio mitfinanziert. Drehstart sei in etwa fünf Wochen. Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren. Es werde ein Politthriller, in dem ein Interpolagent versuche, eine korrupte Bank zur Strecke zu bringen. In Babelsberg werde unter anderem das New Yorker Guggenheim-Museum nachgebaut. Dort werde es eine spektakuläre Schießerei geben.
Susann Fischer
Berlin: «Vier Minuten» gewinnt beim Filmfest in Kaliningrad
Berlin (ddp). Der Gewinner des diesjährigen Deutschen Filmpreises, «Vier Minuten», ist beim 4. International Baltic Debuts Film Festival im russischen Kaliningrad als bester Film ausgezeichnet worden. Damit gewann das auf mittlerweile fast 100 Festivals präsentierte Gefängnisdrama von Regisseur Chris Kraus seine 30. internationale Auszeichnung und gehört zu den höchstprämierten europäischen Produktionen des Jahres, wie die Produktionsfirma Kordes & Kordes Film am Mittwoch in Berlin mitteilte.
«Vier Minuten» erzählt von der Gefängnis-Klavierlehrerin Traude Krüger (Monica Bleibtreu) und der verurteilten Mörderin Jenny (Hannah Herzsprung), die sich durch die gemeinsame Liebe zur Musik langsam annähern. Bleibtreu bekam für ihre Rolle auch einen Deutschen Filmpreis als beste Hauptdarstellerin.
Hamburg: Scorsese plant Doku zu George Harrison
Hamburg (ddp). Oscar-Preisträger Martin Scorsese findet offenbar zunehmend Gefallen an Rock-Dokumentationen. Nach Filmen über Bob Dylan und die Rolling Stones arbeite der Regisseur an einer Hommage an den Beatle-Gitarristen George Harrison (1943-2001), berichtete die Programmzeitschrift «Hörzu».
Der Film solle Harrisons «viele Gesichter, seinen Geist und seine Musik erforschen», habe Scorsese («Departed - Unter Feinden») in einem Brief an die Weggefährten des Beatles geschrieben und sie gebeten, im September für Filmaufnahmen nach London zu kommen. Harrison war im Alter von 58 Jahren einer Krebserkrankung erlegen.
Der Einladung folgen wird auch die Fotografin Astrid Kirchherr, die durch die Schwarz-Weiß-Bilder der Beatles während derer Hamburger Zeit berühmt wurde. «Ich habe keine Sekunde gezögert, Scorsese zuzusagen. George und ich waren seelenverwandt», sagte Kirchherr der «Hörzu». Als weiterer Zeitzeuge aus Deutschland hat Scorsese dem Bericht zufolge den Illustrator Klaus Voormann eingeladen. Er hatte das Cover des 1966 erschienenen «Revolver»-Albums der Beatles gestaltet.
Nach Informationen der «Hörzu» wird die Familie des Beatles für das Filmprojekt ihr privates Archiv mit bislang unbekanntem Filmmaterial öffnen. Scorseses Rolling-Stones-Dokumentation «Shine a Light» kommt am 27. September in die Kinos. Der 64-Jährige hatte in diesem Jahr seinen ersten Oscar für das Polizistendrama «Departed - Unter Feinden» erhalten.