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Berlin: 40. Theatertreffen - Strukturreformen angemahnt

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Mit der außergewöhnlichen "Emilia Galotti"-Inszenierung von Andrea Breth hat am Freitagabend in Berlin das 40. Theatertreffen deutschsprachiger Bühnen begonnen. Vor der Aufführung gratulierte Kulturstaatsministerin Weiss zum Jubiläum und kündigte einen neuen Theaterpreis an.

Dieser soll mit 250.000 Euro dotiert sein. Zugleich mahnte Weiss "tiefgreifende Strukturreformen" an, ohne die die Bühnen "nicht überlebensfähig" seien.
Das Theater müsse sich nach neu beweisen. "Alles steht auf dem Prüfstand", sagte Weiss zur Eröffnung des Theatertreffens am Freitagabend. "Wir leben in einer Zeit, in der Kunst allgemein unter ungeheurem Legitimationsdruck steht, in der der Ehrgeiz, künstlerisch anspruchsvolles Stadttheater zu produzieren, nicht mehr selbstverständlich ist", so die Ministerin.

"Ohne tief greifende Strukturreformen sind unsere Institutionen, unsere Theater und Museen nicht überlebensfähig. Wir brauchen also auch hier wie überall Mut, Mut und nochmals Mut, Neues zu wagen und uns von alten Sicherheiten zu verabschieden", sagte Weiss. Der Bund könne diesen gewaltigen Umbau nur anregen, ihn moderieren und "dem deutschen Stadttheater Kränze winden". Das geplante Deutsche Theaterpreis solle so zum Beispiel für eine signalhafte Inszenierung, eine mutige Intendanz, für Neues, das in der Krise entsteht, verliehen werden.

Insgesamt zehn Inszenierungen aus sechs Schauspielhäusern in Deutschland, Österreich und der Schweiz werden bis zum 18. Mai in der Hauptstadt gezeigt. Sie wurden aus knapp 300 Inszenierungen des letzten Jahres ausgewählt. Eine Jury aus Theaterfachleuten kürt am Ende des Festivals die Inszenierung des Jahres 2002.
Mit je drei Inszenierungen sind das Thalia Theater Hamburg und das Schauspielhaus Zürich im Berliner Festspielhaus vertreten. Weiss kritisierte in dem Zusammenhang, dass man beim Sich-Messen der deutschen, österreichischen und schweizerischen Bühnen den "besonderen Ton der ostdeutschen Theater" vermisse.

Aus Hamburg wurden Arthur Schnitzlers "Liebelei" in der Regie von Michael Thalheimer, Henrik Ibsens "Nora" von Stephan Kimming sowie Fritz Katers "Zeit zu lieben - Zeit zu sterben" eingeladen. Mit der Inszenierung "Groundings" reist der Züricher Schauspielhaus-Intendant Christoph Marthaler nach Berlin. Das Stück setzt sich mit den Anschlägen des 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York auseinander.
Am Eröffnungsabend stand neben dem Burgtheater Wien mit "Emilia Galotti" auch Thomas Ostermeiers Inszenierung von Ibsens "Nora" an der Schaubühne am Lehniner Platz auf dem Programm. Beim Theatertreffen wird auch die "Orestie" des Aischylos gezeigt. Andreas Kriegenburg hat das Stück für die Münchner Kammerspiele inszeniert. Eingeladen wurde zudem die Frank Castorf-Inszenierung "Der Meister und Margerita". Das Stück von Michael Bulgakow hatte an der Volksbühne Premiere.

Das Theatertreffen in Berlin fand erstmals 1964 statt. Bei dem Festival wollen Theaterleute und Kritiker gemeinsam mit dem Publikum über die Entwicklung an den deutschsprachigen Bühnen diskutieren. Der erste Preis des Theatertreffens ist eine der wichtigsten Auszeichnungen für deutschsprachiges Theater. Zum ersten Mal gibt es einen europäischen Stückemarkt. Dort werden dramaturgische Werke junger Künstler präsentiert.

Parallel zum Theatertreffen findet auch das 7. Deutsche Kinder- und Jugendtheatertreffen in Berlin statt. Das Jugendfestival wird am Sonnabend mit einer Aufführung des Thalia Theaters Halle eröffnet. Insgesamt sind 42 Vorstellungen von Kinder- und Jugendtheatern aus ganz Deutschland bis zum 8. Mai geplant.

Quellen:
http://www.mdr.de/nachrichten/kultur/697334.html
http://kultur.orf.at/