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Berlin trauert um Helmut Newton

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Führende Politiker würdigen das Bekenntnis des Starfotografen zu seiner Heimatstadt

Berlin (ddp-bln). Mit Bestürzung haben führende Politiker in Berlin auf den Tod des Starfotografen Helmut Newton reagiert. Mit ihm verliert die Welt nach Darstellung von Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) «einen der wichtigsten Protagonisten der modernen Fotografie». Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und Parlamentsparäsident Walter Momper (beide SPD) würdigten das Bekenntnis des Künstlers zu seiner Heimatstadt. Der gebürtige Berliner war im Alter von 83 Jahren am Freitagmittag (Ortszeit) bei einem Autounfall in Los Angeles tödlich verunglückt.

Es ehre Deutschland sehr, dass Newton, der einst von den Nationalsozialisten vertrieben worden sei, die Hand zur Versöhnung gereicht habe, sagte Weiss am Samstag. Seine Sammlung, die er erst vor kurzem Berlin übertrug, werde «zu einem Glanzstück der Berliner Museen werden».

Nach den Worten Wowereits war Newton ein «großartiger Fotograf» und «Künstler von Weltrang». «Ich habe ihn als einen weitherzigen Menschen kennen gelernt, der seine Heimatstadt Berlin mit seinem Werk so großzügig beschenkt hat, obwohl ihn die Nazis aus Deutschland und Berlin vertrieben haben», betonte der Regierungschef. Er sei «sehr traurig», dass Newton nun die Eröffnung der Ausstellung seiner Werke in der Jebensstraße am Bahnhof Zoologischer Garten Mitte des Jahres nicht mehr erleben kann. Newton werde aber «in dieser Ausstellung weiter leben».

Der «herausragende Künstler» sei trotz seiner Vertreibung durch die Nationalsozialisten seiner Heimatstadt stets verbunden geblieben, sagte Momper. Newtons Bekenntnis zu Berlin werde unvergessen bleiben. Christina Schultze

Helmut Newton wurde 1920 als Sohn jüdischer Eltern in Berlin geboren. Er musste Deutschland 1938 während der Nazi-Zeit verlassen.

Newton war einer der gefragtesten Modefotografen, der für die Modehäuser von Givenchy, Yves-Saint Laurent, Karl Lagerfeld und Versace sowie für Magazine wie «Vogue» arbeitete. Aufsehen in der Öffentlichkeit erregte er mit seinem 1982 veröffentlichten Fotoband «Big Nudes». Er avancierte zum Kult-Fotografen und bekam auch Porträt-Anfragen aus Politik und Wirtschaft. So ließ sich 1998 Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) von ihm fotografieren.

Zu seinem 80. Geburtstag waren 350 Fotografien des Meisters in der Neuen Nationalgalerie in Berlin zu sehen. Die schwierige Auswahl aus der Fülle von Arbeiten der Jahre 1960 bis 2000 hatte damals Newtons Frau June übernommen. Es dominierten die großformatigen Akte, die «Big Nudes». Das wissenschaftlich noch nicht aufbereitete Archiv, das an die hunderttausend Negative umfassen soll, bündelt sein gesamtes Schaffen seit der Emigration. Dazu gehören Modefotografien, Frauenakte, Prominentenporträts aber auch weniger bekannte Landschaften und Stillleben.

Die Sammlung des Starfotografen wird nun nach einigem Hin und Her ab Mitte dieses Jahres dauerhaft in Berlin präsentiert. Domizil der Fotokunst soll das ehemalige Landwehr-Kasino in der Charlottenburger Jebensstraße 2 am Bahnhof Zoologischer Garten sein. Das 1908/09 errichtete Gebäude war der Gründungsort der Berlinischen Galerie. Anschließend war dort bis 1992 die Kunstbibliothek untergebracht. Zunächst war der östliche Stülerbau am Charlottenburger Schloss für die Sammlung im Gespräch.