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Damit das Klavier kein drohendes Mahnmal wird: 7. Bundeswettbewerb Schulpraktisches Klavierspiel GROTRIAN-STEINWEG vom 23. bis 25. April 2004
Es scheint immer wieder eine ungewöhnliche Vorstellung zu sein, dass an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT ein Wettbewerb veranstaltet wird, dessen Teilnehmer ausschließlich Lehramtsstudierende im Fach Musik sind, kurz auch Schulmusiker genannt. Bei den Studierenden in den instrumentalen Hauptfächern mag es nach Meinung vieler noch einen Sinn ergeben, von Wettbewerb zu Wettbewerb zu reisen, um ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und möglichst einen der begehrten Preise zu ergattern. Schließlich soll dies der eigenen Karriere recht förderlich sein. Da nun aber die Einstellungschancen eines Schulmusikers nicht von der Teilnahme an Wettbewerben abhängen, ist es durchaus eine berechtigte Frage, ob dieser Wettstreit im Vielseitigkeitsfach Schulpraktisches Klavierspiel einen tiefgründigeren Hintergrund besitzt.Es ist eine altbekannte Erfahrung, dass Schülerinnen und Schüler zunächst einmal ihre Lehrer ebenso wie Studenten ihre Hochschullehrer an dem messen, was sie (nicht) können. Für Musiklehrer bedeutet dies, dass - egal, was sie sich vornehmen an Unterrichtsschritten - immer als erstes nach ihrem künstlerischen Vermögen gefragt wird. Und da geht es nicht um das Spiel von Geigen, Posaunen, Saxophonen oder Gamben, sondern zunächst um die Fähigkeit, mit dem Klavier umgehen zu können, das in jedem Musikraum steht. Damit dieses Instrument den künftigen Lehrerinnen und Lehrern nicht wie ein drohendes Mahnmal erscheint, gibt es das Fach Schulpraktisches Klavierspiel, in dem die Fähigkeiten zum spontanen Klavierspiel vermittelt werden - und zwar als Handwerkszeug, indem man einen Song stilgerecht spielt, eine Stelle aus einer Partitur herausgreift, spontan einen Schüler begleitet oder eben mal das Variationsprinzip an einem zugerufenen Lied improvisatorisch demonstriert.
An der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar, namentlich im Institut für Schulmusik, hat das Fach eine lange Tradition. Her wurde der Forderung, dass wirklich aufbauender Unterricht der regelmäßigen und ganz besonders längerfristigen Betreuung bedarf, in den Studienordnungen und letztendlich auch in der Personalstruktur Folge geleistet. Und es wird von den Lehrenden und den Lernenden immer wieder neu unter Beweis gestellt, dass das, was im Fach Schulpraktisches Klavierspiel unterrichtet wird, von jedem erlernbar ist, zumindest in der Funktion, die dieses Fach beansprucht: konkrete Situationen mit dem Klavier im schulischen Musikunterricht zu bewältigen. Jeder Student kann im Rahmen seiner persönlichen Möglichkeiten durch die Strukturierung und Differenzierung der methodischen Wege zu einem überzeugenden Ergebnis kommen, das sich nicht an technischen Schwierigkeiten, sondern an der Verwendbarkeit für den schulischen Alltag misst.
Allerdings hat sich diese Sicht noch nicht bis in alle Ausbildungsstätten für das Lehramt Musik herumgesprochen, so dass das Fach entgegen seiner zentralen beruflichen Bedeutung in der Musiklehrerausbildung mitunter noch recht stiefmütterlich behandelt wird. Aus der festen Überzeugung heraus, dass Wettbewerbe ein Augenmerk auf ein Problem lenken können, in diesem Fall der nicht immer ausreichenden Beachtung des Faches Schulpraktisches Klavierspiel, wurde der 1989 zunächst als "Leistungsvergleich schulmusikausbildender Ausbildungsstätten der DDR im Vielseitigkeitsfach Schulpraktisches Klavierspiel" gegründete Wettstreit in Zusammenarbeit mit dem Verband Deutscher Schulmusiker e.V. und der Klavierbaufirma GROTRIAN-STEINWEG erstmals 1992 bundesweit ausgeschrieben. Die Erfolgsstory dieses Bundeswettbewerbs ist schon beachtlich: Die Teilnehmerzahlen stiegen auf 20 und mehr, Wartelisten sind durchgängige Praxis. Die Arbeitsgemeinschaft Schulpraktisches Klavierspiel ist zu einem real wirkenden und bewirkenden Gremium gewachsen. Binnen zwölf Jahren veränderte sich die curriculare Stellung des Faches Schulpraktisches Klavierspiel von einem Nebenfach am Rande der Hochschulaufmerksamkeit hin zu einem zentralen Fach innerhalb des Fächerkanons der Schulmusik: Bundesweit wurden acht neue Professuren für das Fach besetzt.
Vom 23. bis 25. April 2004 ist es wieder soweit: Die Hochschule für Musik Franz Liszt wird Gastgeber sein für die 7. Auflage des Bundeswettbewerbs Schulpraktisches Klavierspiel GROTRIAN-STEINWEG. Die Kolleginnen und Kollegen unserer Hochschule seien hiermit auf das herzlichste eingeladen, die Wertungsrunden zu verfolgen. Und es lohnt sich allein deshalb, weil es einer der heitersten Wettbewerbe ist, weil er sich einem Fach widmet, das sich als Brücke zwischen Entertainment, künstlerischem Anspruch und der unterrichtlichen Notwendigkeit versteht.
Stefan Bauer
Quellen:
Prof. Dr. Hans Bäßler, Grußwort des Vorsitzenden des Verbandes Deutscher Schulmusiker, in: 10 Jahre Bundeswettbewerb Schulpraktisches Klavierspiel, Weimar 2002
Alle Vorspiele sind öffentlich
Freitag, 23.4.
9.00 Uhr Eröffnung
9.30 - ca. 17.00 Uhr 1. Runde Liedspiel
ca. 17.30 - ca. 20.00 Uhr 2. Runde Vom-Blatt-Spiel
Samstag, 24.4.
9.00 - ca. 11.30 Uhr 2. Runde (Fortsetzung)
ca. 11.30 - ca. 18.30 Uhr 3. Runde Improvisation
Sonntag, 25.4.
10.00 Uhr Ehrung der Preisträger und Preisträgerkonzert
Alle Veranstaltungen: Saal am Palais (Gebäude der Hochschule für Musik FRANZ LISZT, Am Palais 4)
http://www.schupra-wettbewerb.de
oder
http://www.hfm-weimar.de/schupra