Body
Musikwettbewerbe gibt es weltweit für jedes Alter, - für Profis, die sich von einem Preis den Einstieg in ihre musikalische Karriere erhoffen, - für Kinder, Jugendliche und Musikstudenten, denen regelmäßiger Leistungsvergleich wichtige Station in der Ausbildung darstellt. Über 800 derartige Wettbewerbe (und das sind bei weitem nicht alle), teils national, teils international ausgerichtet, hat die Cité de la musique in Paris in ihrem neuesten Guide*) für die Jahre 2003- 2004 zusammengestellt.
Ganz ähnlich knapp übrigens, wie diese Informationen auch in der regelmäßigen Wettbewerbsrubrik der „Neuen Musikzeitung“ erscheinen.Dieser Guide gliedert nach Disziplinen, Ländern und Orten. Ein Viertel aller Wettbewerbe widmet sich der Musikinterpretation auf Tasteninstrumenten, auf Klavier, Cembalo und Orgel. Die Orchesterinstrumente, von „Alto“ (oder Viola) bis Violoncello, von Flöte bis Tuba und Schlagzeug, - alle haben sie ihre Auftrittspodien und zwar in vielfacher Form und in regelmäßigen Abständen. Zwischen Aarau und Zürich, zwischen Alessandria und Zwickau, zwischen Andorra und Utah treffen mitunter die selben Konkurrenten und (Jury-)Experten auf einander. Auch Blockflöte, Gitarre, Akkordeon haben ihre regelmäßigen Vorspielforen. Allein 100 Wettbewerbe widmen sich dem Singen allein und im Chor, 50 der Kammermusik und größeren Ensembles. Spezielle Wettbewerbskategorien gibt es neben Dirigieren und Komposition für zeitgenössische Musik und für Jazz.. Wodurch sich all diese Wettbewerbsangebote unterscheiden, Altersgrenze, Termin, Turnus, und vor allem Kontaktadressen einschließlich Internet – das findet sich hier systematisch aufgelistet.
Wozu dieser Wettbewerb der Wettbewerbe, -wirklich motiviert, die Sterne von Morgen zu finden und sie zu fördern, aber allzu oft auch nur zur zweifelhaften Touristenattraktion oder zum Ruhm eines Sponsors? Das Geleitwort von Mstislav Rostropovitch, der wie viele andere namhafte Künstler einem Wettbewerb seinen Namen und sein künstlerisches Gewicht leiht, versucht darauf, auf Gewinn, Gefahren und Nebenwirkungen der Wettbewerbsteilnahme plausible und auch bedenkliche Antworten zu geben. Allerdings keinerlei Hinweis auf die beiden Umbrellos der Wettbewerbe, die Weltföderation internationaler Musikwettbewerbe, die gerade auch das Jahrbuch 2003 mit ihren über 100 professionellen Wettbewerben herausbrachte (www.music-competitions.org), und die EMCY als Zusammenschluss der wichtigsten 50 Kinder- und Jugendwettbewerbe in Europa. ( http://www.emcy.org).
Eckart Rohlfs
*) Les Concours de Musique, Guide 2003-2004. Cité de la musique, Centre d’informations musicales 221, avenue Jean-Jaurès, 75019 Paris (www.cite-musique.fr), ISBN 2-913147-17-1, € 16.