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Literaturnobelpreisträger Günter Grass warnt vor einem zunehmenden Rechtsradikalismus in Deutschland.
Göttingen (ddp). Es gebe unter den jungen Leuten - auch unter Gymnasiasten und Studenten ? immer mehr Menschen, die sich «nach rechts verrennen», sagte Grass im Anschluss an eine Lesung aus seinem aktuellen Werk «Im Krebsgang» am Sonntagabend in der ausverkauften Paulinerkirche in Göttingen.Grass, dem 1999 der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde, sprach sich gegen ein Verbot der NPD aus. Als Maßnahme gegen Rechtsextremismus sei ein Verbot unwirksam, weil diese Partei dann mit ihren Ideen nur in den Untergrund abtauche und von dort aus weiter arbeite. Der Politikverdrossenheit in Deutschland hielt Grass entgegen, dass auch derjenige, der sich von der Politik abwende, doch immer mit den «Folgen» der Politik zu tun habe.
Mit seiner Lesung eröffnete Grass das Rahmenprogramm zur Ausstellung «Das Göttinger Nobelpreiswunder - 100 Jahre Nobelpreis». Die in der vergangenen Woche in der Paulinerkirche eröffnete Ausstellung gibt einen Einblick in das Leben und das Werk von etwa 40 Nobelpreisträgern, die in Göttingen gelebt und geforscht haben. In der Schau sind unter anderem Werkmanuskripte von Grass zu sehen sowie seine Nobelpreisurkunde. Außerdem werden der Versuchsaufbau zur Kernspaltung von Otto Hahn, private Reisetagebücher von Max von der Laue sowie Briefe von Robert Koch gezeigt. Die Ausstellung ist bis zum 15. September geöffnet.