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Internationaler Filmkongress beim 16. Medienforum NRW

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Kleine Fortschritte - Der deutsche Kinofilm rappelt sich in den USA langsam auf - Diskussion auf dem Medienforum NRW in Köln

Köln (ddp-nrw). Wie können deutsche Filme besser in den amerikanischen Kinos platziert werden? Diese und andere Fragen standen im Mittelpunkt der ersten Diskussionsrunde des Internationalen Filmkongresses auf dem Medienforum NRW, das am Sonntag in Köln eröffnet wurde. Unter dem Titel «Schwierig, aber nicht hoffnungslos» versuchten Schauspieler, Regisseure, Produzenten und andere Filmexperten die kommerziellen Aussichten des Filmexports zu sondieren.

Auf dem US-Kinomarkt tun sich fremdsprachige Filme generell schwer, deutsche sogar noch etwas schwerer als leichtfüßige Produktionen aus Frankreich oder temperamentvolle aus Italien. Der Marktanteil deutscher Filme in Nordamerika erreichte im Vorjahr magere 0,15 Prozent - das entspricht 2,2 Millionen Zuschauern.

Dennoch bewegt sich etwas, seit Tom Tykwers rasante Krimiromanze «Lola rennt» auch im Land der scheinbar unbegrenzten Hollywood-Blockbuster für Furore sorgte. Seitdem schauen aufgeschlossene Amerikaner genauer hin - und gehen auch öfter ins Kino, wenn ein deutscher Film gespielt wird. Das Exildrama «Nirgendwo in Afrika» spielte nach dem Gewinn des Oscars für den besten fremdsprachigen Film in den USA 6,2 Millionen Dollar ein - und die Ost-West-Komödie «Goodbye, Lenin!» hat in den amerikanischen Kinos auch schon die Vier-Millionen-Dollar-Marke übersprungen.

Dass mit Wolfgang Petersen und Roland Emmerich zwei deutsche Regisseure in Hollywood seit etlichen Jahren erfolgreiche Kinohits realisieren, darauf wies Uwe Karsten Heye, der deutsche Generalkonsul in New York, in einem Grußwort hin. Der deutsche Autorenfilm werde «gerade an der Ostküste von einer immer größeren Gemeinde geschätzt». Durch das Nein des Bundeskanzlers zum Irak-Krieg seien vor allem jüngere Amerikaner neugierig geworden auf das, was kulturell aus Deutschland kommt.

Die größten Unterschiede zwischen amerikanischer und deutscher Filmbranche sah der Schauspieler, Regisseur und Produzent Til Schweiger im Starsystem und in der Budgetdimension. Ein durchschnittlicher deutscher Film koste gerade mal so viel wie ein amerikanischer Independent-Film, der dort nur als \'kleine\' Produktion gilt. Die US-Filmindustrie werde von Stars geprägt, die durch eine Zusage entscheiden könnten, ob ein Filmprojekt zustande kommt oder nicht. «Dafür haben es Schauspieler in Deutschland einfacher», betonte Schweiger, der seit 1998 jahrelang in den USA gelebt hat.

Der Schauspieler Hannes Jaenicke, der regelmäßig zwischen Köln und Los Angeles pendelt, meinte, für die Amerikaner sei vor allem der «exotische Touch» wichtig. Es bringe nichts, amerikanische Erzählmuster zu kopieren und sich damit anzubiedern. Eine selbstbewusste Position, die von Michelle Byrd aus New York unterstützt wurde. Die Geschäftsführerin der unabhängigen Organisation «Independent Feature Project» hat festgestellt: «In den amerikanischen Großstädten haben sich einige europäische Produktionsfirmen wie Zentropa aus Kopenhagen oder X-Filme aus Berlin als Markennamen etabliert.»

Die amerikanische Publizistin Nichola Ellis empfahl deutschen Filmemachern, sich eine Scheibe vom amerikanischen Marketing-Know-how abzuschneiden und clevere Werbekampagnen zu entwickeln. So habe der Dokumentarfilmer Michael Moore («Fahrheit 911») jüngst vorgemacht, wie man im Internet effektiv für den eigenen Film trommeln kann.

Reinhard Kleber


16. Medienforum NRW eröffnet - Digitalisierung Haupthema

Köln (ddp-nrw). In Köln ist am Sonntag das 16. Medienforum NRW eröffnet worden. Im Mittelpunkt des größten europäischen Medienkongresses steht in diesem Jahr die umfassende Digitalisierung der Medienwelt. Das Medienforum findet bis einschließlich Mittwoch statt und ist wie in den Vorjahren in die drei Sparten Medien und Politik, Film und Fernsehen sowie Aus- und Weiterbildung gegliedert. Partnerland des Medienforums sind in diesem Jahr die USA.

NRW-Medienstaatssekretärin Miriam Meckel, die in Vertretung von Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) die Eröffnungsrede hielt, sieht nach der Einführung des Dualen Rundfunksystems und dem Siegszug des Internets in der Digitalisierung die «dritte Medienrevolution.» Die digitale Vernetzung «wird nicht nur bei den Medien stehen bleiben, sondern langfristig alle möglichen Bereiche unsere Lebenswelt mit umfassen», prognostizierte sie.

Meckel betonte, die Digitalisierung stelle deshalb auch die Politik vor Herausforderungen. Die digitalen Medien müssten auch für die Modernisierung der Verwaltung genutzt werden. Auf diese Weise könnten die Beziehungen zwischen Bürgern und dem Staat sowie der Politik verbessert und intensiviert werden. Dies könne so der um sich greifenden Politikverdrossenheit entgegenwirken. Vor diesem Hintergrund sei es jedoch wenig erfreulich, dass Deutschland beim so genannten E-Government im Vergleich der europäischen Staaten weit abgeschlagen auf einem hinteren Platz liege.